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Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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Mörder?
    Die Stimme hallte, und plötzlich wusste Telarion sicher, dass er sie nur in seinen Gedanken vernahm. »Ich wüsste nicht, was ich Euch zu sagen hätte, Schwägerin«, erwiderte er auf die gleiche Art.
    Ihr habt Euren Bruder, Euren Zwilling, getötet und mir so meinen Geliebten genommen. Nur, um Euch zu bereichern, denn Ihr wolltet ihm nicht geben, was ihm gebührte und was Ihr für Euch haben wolltet. Dafür seid Ihr mir Rechenschaft schuldig.
    »Euch Rechenschaft schuldig?«, gab Telarion zurück. »Ich schulde Euch gar nichts. Geht und zieht Euch wieder in die Schatten des Todes zurück, wohin Ihr gehört.«
    Eure anmaßende Art ist unerträglich. Wie kann man sich nur die Wahrheit so verbiegen, wie Ihr es tut? Als wüsstet nur Ihr, was rechtschaffen ist , schleuderte ihm die Welle entgegen.
    »Rechtschaffenen Wesen wird nur eine Sicht dieser Dinge einleuchten«, gab Telarion zurück. »Tarind eignete sich durch Betrug, durch einen schändlichen Vatermord, Macht an, die ihm nicht zustand und die man ihm selbst nach dem Tod Dajaramas verweigern wollte. Dass er diese Macht mit weiteren Morden – zu denen er auch mich, seinen Zwilling, benutzte! –, mit Intrigen, Lügen und weiterem Betrug festigte, machte seinen Tod unausweichlich.«
    Selbst jetzt seid Ihr in Eurem Stolz nicht in der Lage zuzugeben, wie sehr Ihr Euch am Leben versündigt habt! Ihre Stimme verriet, wie aufgewühlt Ireti war. Ihr, ein Hei…
    »Ihr seid sicher nicht hier, um mir erneut vorzuspielen, wie sehr Ihr angeblich Euren Gemahl, meinen Bruder, geliebt habenwollt«, unterbrach Telarion sie kalt. »Ihr liebtet nicht ihn, sondern die Position, die er Euch verschaffte und die Euch, Eurem maßlosen Ehrgeiz entsprechend, über diejenigen stellte, die Euch als eine Landarias ein Leben lang verachteten. Ihr habt bekommen, was Ihr wolltet, doch ich, der Heiler und der Fürst meines Volks, kündige Euch hiermit an, dass erst ich Euch geben werde, was Ihr wahrhaftig verdient – und Ihr wisst, dass ich das tun werde. Dazu musstet Ihr nicht erst des Nachts als Geist vor mir erscheinen. Was also wollt Ihr wirklich hier?«
    Genugtuung , schleuderte der Geist ihm entgegen. Aus Euren Worten spricht die Überheblichkeit und Skrupellosigkeit und Zwiespältigkeit, zu der nur Ihr, der Heiler, der sich zum Kriegshandwerk bekehrte, im Stande seid. Dieser unerträgliche Hochmut wird es sein, der Euch zu Fall bringt, aber ich will Euch eine letzte Gelegenheit geben wiedergutzumachen, was Ihr angerichtet habt, als Ihr in Eurer Verblendung der Welt den König nahmt, der sie hätte befrieden können.
    Telarion lachte so kurz und hart auf, dass es eher wie ein Bellen klang. »Ich bin sicher, dass nichts, was ausgerechnet Ihr mir vorschlagen könntet, den Frieden dieser Welt fördern oder gar wiederherstellen würde! Geht und belästigt mich nicht länger – und auch die nicht, die an meiner Seite ist und unter meinem Schutz steht.«
    Er wollte sich abwenden, doch plötzlich fuhr ein feuchter Nebel, schwer von Orcha-Blütenduft, durch ihn hindurch; er sorgte dafür, dass er sich dem Geist abrupt wieder zuwandte.
    Ihr werdet mich anhören, Verräter! Es war schwer, Euch zu finden, und ich werde nicht gehen, bevor ich nicht gesagt habe, was gesagt werden muss .
    Ich weiß, wozu Ihr hier seid, Ihr und dieses Schankmädchen, von dem die Weisen glauben, es könne das Siegel finden, weil es Euch liebt. Der Geist gab ein Lachen von sich, das leblos war und Telarion einen Schauder über den Rücken rinnen ließ. Wie dem auch sei, ich weiß von Tarind und auch aus eigener Erfahrung, dass die Kraft, mit der der Goldmond Euch bedachte, in der Tat stärker ist als die jedes anderen Wesens auf der Welt. Es ist also möglich, dass Ihr, wie die Weisen es glauben, das Siegel der Welt mit dieser Dirne dort finden könnt.
    »Was geht es Euch an?«, unterbrach Telarion sie. »Kommt zum Punkt.«
    Überlasst das Siegel mir, wenn Ihr es gefunden habt! Das Heer Eures Bruders ist nur wenige Zehntage vom Vanionsee und Sirakand entfernt. Doch meine Leute sind schwach. Es wird ein langer Krieg in der Wüste, Ihr als Sohn der Yveth, die aus den Eisebenen stammte, werdet wissen, wie schwer es Elben fällt, im Süden, in der Wüste, zu kämpfen.
    Verhindert ihn, verhindert den Tod so vieler, indem Ihr mir das Siegel überlasst, wenn Ihr es findet. Denn dazu seid Ihr hier. Macht nicht den gleichen Fehler wie einst Euer Vorfahre Telarat.
    Telarion schwieg verblüfft. Dann erwiderte er

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