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Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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Wasser und ein reines Leinentuch trug, sodass der Fürst sich die Hände waschen konnte.
    Es war Telarion, der antwortete. »Onkel, mein Zwilling war es nicht selbst, der die Seele unseres Vaters und Eures Bruders verbrannte. Doch es geschah mit seiner Billigung, ja, vielleicht sogar auf seinen Wunsch«, sagte er in die Pause der Wut hinein, in der Damastan seine Hände von der Berührung einer Dunkelmagierin reinigte. »Ich glaube, es war Ireti Landarias, die Dajaram tötete.«
    »Ireti, die Königin und Hohe Tochter des Dhabyar?«, rief Damastan ungläubig.
    »Überlegt, Onkel!«, gab Telarion scharf zurück. »Ich bin Heiler, ich spürte, wie Vater starb. Ihr wisst, dass mein Hass auf Siwanon, seine Familie und nicht zuletzt seine Totenmagie so groß war, wie nur wir, seine Blutsverwandten, ihn hegen konnten! Aber ich sage – nein, ich schwöre Euch im Namen unseres Schöpfers Vanar –, dass es dunkles, flüssiges Feuer war, blauviolett, nicht das bernsteinfarbene, von dunklem Rauch durchzogene des Hauses Amadian, das Dajaram tötete.«
    Damastan schnaubte und ging, immer noch zornig, einige Schritte auf und ab.
    »Die Witwe deines Bruders beherrscht das Wasser, eine Magie des Vanar! Sie ist Elbin!«
    »Doch sie ist eine Landarias, eine Hohe Tochter des Dhabyar! Ihr wisst so gut wie ich, was das bedeutet – sie besitzt mindestens eine Gabe des Akusu in Vollendung. Ich sage Euch, Onkel, es ist die Gabe, in die Jenseitige Leere zu gehen und den Seelen der Toten zu befehlen. Ireti vernichtete die Seele meines Vaters, wahrscheinlich mithilfe ihres Bruders Iram, der über das Feuer und die Pflanzen gebietet.«
    Noch immer war Damastans Miene finster, als er auf seinen Neffen herabsah. »Und Tarind, ihr Gemahl? Dein Bruder und König?«
    Telarion senkte den Blick. »Er ist – er war – mein Zwilling. Das Wasser, das dem Sturm meiner Seele Substanz gab«, sagte er nach einer Weile leise. »Doch als ich ihn fragte, ob er wisse, welche der dunklen Gaben Ireti besitzt, fragte er mich, wie ich glauben könne, dass er diese nicht immer schon gekannt habe. Er wisse darum, habe sie diese Gabe doch immer zu seinen Gunsten eingesetzt.« Er holte Luft. »Tarind – mit dem ich den Mutterschoß teilte! – sagte mir, dadurch, dass die Fürsten mich zu seinem Truchsessen gemacht hätten, stünde ich ihm und seiner Gemahlin im Weg. Ich lebte nur noch, weil er mich vor ihrem Hass geschützt habe! Doch wenn ich … seinem Willen nicht mehr folgen wolle, wäre ich ihm nicht mehr nützlich. Unter diesen Umständen bliebe ihm nichts anderes übrig, als mich – seinen Zwilling! – seiner Gemahlin und ihrer … Gnade auszuliefern.«
    Er sprang auf und warf den Kopf in den Nacken, als quäle ihn das besonders. »Sagt mir, Onkel: Wie kann ich nach diesen Worten nicht annehmen, dass der Mord an Dajaram nicht um der Macht willen oder gar auf Tarinds Wunsch hin geschah?«
    Damastan schwieg. Er achtete nicht mehr auf Sanara, sondern blickte nachdenklich auf seinen Neffen. Zorn und Verärgerung über das Gesagte schwelten in ihm.
    »Du warst für mich immer der Sohn deines Vaters, mehr, als dein Bruder es je hätte sein können, auch wenn er der Ältere war. Und doch ist ungeheuerlich, was du hier vorbringst«, sagte er nach einer unendlich scheinenden Pause.
    »Ich habe es nicht nötig, am Hof meines Vaters zu lügen«, konterte Telarion scharf.
    »Du magst mein Neffe sein, doch du bist mit einer gekommen, deren Vater als Mörder des deinen gilt – also was soll ich denken!«, gab Damastan zurück. Er stand jetzt direkt vor seinem Neffen. »Wer sagt mir, dass diese Meisterin des Dunklen Feuers – denn das ist sie zweifellos! – sich nicht in deine Sinne und in dein Herz schlich, damit du glaubst, was immer sie will?«
    Schneller, als Sanara mit den Augen folgen konnte, hatte Telarion das daikon ergriffen, das offenbar Damastan gehörte und neben dem Tischchen gelegen hatte. Die hölzerne Scheide flog durch den Raum, fiel klappernd zu Boden, dann lag die Klinge an Damastans Kehle.
    Wachen wollten dem Fürsten beispringen, doch eine Geste seinerseits sorgte dafür, dass sie Abstand wahrten.
    Sanara war aufgesprungen und wollte nun zu den beiden Männern laufen. Doch eine Wache hatte bereits ein wakun gezogen und ihr die Spitze in die Wange gebohrt. »Bleibt stehen, Feuerzauberin«, zischte der Mann.
    Zitternd gehorchte Sanara; ein Kitzeln an der Wange verriet ihr, dass sie blutete.
    Telarions Augen glühten. »Ich selbst bin der Herr

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