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Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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meiner Eltern, Fürst Damastan«, erwiderte er. »Ich bin der heilende Sturm meines Vaters und das stille Eis meiner Mutter.«
    Damastan antwortete lange nicht, doch er betrachtete Telarionso genau, als müsse er in sich zu einem Entschluss kommen. Sanara fiel erst jetzt auf, wie sehr ihr Geliebter und der Fürst einander ähnelten. Und doch schien Telarion, der ihr immer so ernst und – ja, alt vorgekommen war, nun jung wie ein Kind im Vergleich mit der Würde des Fürsten Damastan.
    »Ich kannte zwei, die Eis und lebendigen Sturm besaßen«, sagte Damastan nach einer Weile und legte dabei die Rolle, die er bisher in der Hand gehalten hatte, zur Seite. »Und in deiner Gestalt, Heiler, erkenne ich wahrlich diese beiden wieder.«
    »So wisst Ihr, wer ich bin.«
    »Du bist der Mörder deines Zwillings«, sagte der Fürst mit steinerner Miene. »Der jüngere Sohn meines Bruders Dajaram, den wir Elbenherren zum Heermeister und Verwalter seines Bruders machten, weil wir hofften, dass zwei so junge Brüder vielleicht gemeinsam an Erfahrung wettmachen würden, was ihre Jahre nicht erwarten ließen. Und der diese Hoffnungen zuletzt jäh enttäuschte, weil er sein Gelübde vergaß und seinem Bruder und König einen Dolch ins Herz stieß.«
    Die Wachen, die so still gestanden hatten, dass Sanara sie fast vergessen hatte, rührten sich unruhig, als sie hörten, was Damastan sagte.
    Der Fürst achtete nicht auf sie und beugte sich vor. »Wir mögen also blutsverwandt sein, doch der Brudermord, den du begingst, macht dich nicht zu einem erwünschten Besucher, Telarion Norandar!« Seine Stimme verriet unterdrückten Zorn und Enttäuschung, aber auch Verachtung. »Für diese Tat hätte sich jeder unseres Hauses, der Ehre im Leib hat, schon lange selbst das Leben genommen. Und doch sitzt du hier vor mir und begehrst, mich zu sprechen! Ich rate dir, lass mich in den nächsten Augenblicken ein gute Erklärung hören, wie du die Ehre unseres gemeinsamen Namens so besudeln konntest! – Am besten eine, in der diese Dunkelhexe dort drüben nicht vorkommt und die somit die Gerüchte nicht nährt, die ich von der Witwe meines älteren Neffen hörte!«
    Telarion Atem wurde schwer, als sein Onkel aussprach, was seit vielen Mondumläufen sein Gemüt belastete. An seiner Miene war abzulesen, wie sehr er sich seiner Taten schämte.
    Sanara empfand wieder das alte Mitgefühl mit ihm. Doch da war auch eine Stimme tief in ihrem Herzen, die ihr zuflüsterte, was sie sehe, sei nur Scham darüber, dass sich ein Prinz wie er an ein Gossenmädchen und eine Feuermagierin weggeworfen habe.
    Telarions Stimme zitterte nicht merklich, als er wieder das Wort ergriff. »Was ich tat, Onkel, ist unverzeihlich, besonders im Lichte meines Gelübdes. Ich kann es nicht ungeschehen machen, und ich werde es vor Ys, der Herrin der Ordnung und auch vor Vanar, unserem Schöpfer, einst rechtfertigen, doch vor niemandem sonst. Denn ich tat nur, wozu der Mord an meinem Vater mich zwang!«
    »Ha!« Damastan schnaubte laut und sprang auf. »Willst du damit allen Ernstes behaupten, es war dein Zwilling, der meinem Bruder die Seele verbrannte? Alle, die wie du die Gabe des Lebens erhalten haben, wissen, dass nur ein Magier der Nebel, ein Seelenherr, der auch das Feuer beherrscht, solches vermag!«
    Sein Blick flog so jäh zu Sanara, dass diese zusammenzuckte und beinahe aufgeschrien hätte. Als Damastan nun mit großen Schritten auf sie zukam, war es, als würde sie die Sturmbö erfassen, die einem Gewitter vorausging. Es kostete sie viel Kraft, standhaft zu bleiben.
    Siwanon Amadian starb erhobenen Kopfes und vergaß nie die Seinen , erklang es mit einem Mal in ihrem Kopf. Sie blieb sitzen und sah Damastan mutig ins zornige Antlitz, als er sie am Kinn packte und musterte.
    »Augen von der Farbe des Feuers, Haare wie reifer Weizen, die Flecken des Sommers auf der Haut wie der Dunkelmond selbst! Sie gleicht dem Fürsten Amadian aufs Haar! So ist also wahr, was die Witwe Tarinds berichtete!«, rief er aufgebracht. »Mein Neffe, der Heiler, ist der Siwanonstochter verfallen! Ist das eine deinertödlichen Gaukeleien, Schwarzzauberin, oder bist du wirklich eine Weise? Einst diente dieser Orden der Ys, doch wenn sie eine wie dich in ihren Reihen aufnehmen, haben sie wohl die Ziele der Ordnung, des Lebens und der Gerechtigkeit aus den Augen verloren!«
    Er ließ Sanaras Gesicht los und stieß heftig die Luft aus. Eine knappe Geste, dann eilte ein Diener heran, der eine Schüssel mit

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