Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
Vom Netzwerk:
gefördert. Laub und Stämme bildeten mächtige Dome und Hallen, bei denen kaum noch unterscheidbar war, ob die Elben sie gebaut hatten oder ob die Bäume sie ihren Hütern zuliebe selbst gebildet hatten. Gebäude gingen so organisch in die Natur über, dass für Sanara oft nicht erkennbar war, wo das eine begann und das andere aufhörte. Menschen bauten anders. Sie gestalteten gern aus Stein oder Sand, machten Dinge aus Erz und manchmal auch Holz, doch man sah immer, dass man ein geschaffenes, kein natürlich entstandenes Werk vor sich hatte.
    Sanara hatte nicht geglaubt, dass Qentar so mächtig sein konnten. Vom Boden aus sah die Hauptstadt der Norani aus wie normaler Wald, nur dass die Farne und sonstigen Gewächse größer waren als alles, was sie je gesehen hatte. Wenige Stämme hatten, wie es schien, die Treppen und Aufgänge, die zu den Häusern in der Höhe führten, ähnlich den Quartieren der Außenposten, doch die wenigen, die von ihrem Standpunkt aus zu sehen waren, waren breiter, bequemer und prachtvoller gefertigt.
    Es war zu erkennen, dass Darkod die Residenz des Fürsten der Elben war. Sanara fragte sich unwillkürlich, ob der Fürst, den der Hauptmann erwähnt hatte und den Telarion sprechen wollte, wohl in den Baumwipfeln lebte oder ob er Gäste in den gewaltigen, aus Farn, Raqor und anderem Gesträuch gebildeten Kathedralen empfing.
    Die Grenzer Qamars, die sie hergebracht hatten, wussten scheinbar genau, wo man sie hinzubringen hatte. Sie führten Sanara und ihren Gefährten bis zu einem Treppenaufgang, der im Wurzelwerk eines Qentars begann. Wieder war es Sanara, die sich den Wachen näherte, die dort den Dienst versahen. Telarion blieb dicht bei ihr, doch wie erwartet und besprochen, schwieg er und ließ sie im Namen der Weisen sprechen.
    Nachdem Sanara die Bitte vorgetragen hatte, man möge dem Fürsten Damastan von Norad sagen, dass eine Weise vom Kloster der Quelle und ihr Gefährte, ein Heiler der Norani, ihn zu sprechen wünschten, hieß man sie zu warten. Der Mann verschwand auf der Treppe so schnell, dass Sanara hätte glauben mögen, er löse sich in Luft auf. Telarion, dessen Wunde schmerzte, ließ sich erschöpft neben dem Gepäck nieder. Der Gefährte des Wachsoldaten betrachtete es missbilligend, doch er schwieg.
    Sie sah sich um. Was ihr auf den ersten Blick als unbewohnter Wald erschienen war, war es auf den zweiten nicht. Die meisten Gebäude befanden sich weit oben in den Bäumen. Wie die Hallen aus Laub passten sich auch die Häuser in den Baumkronen den Ästen und dem Laub an und waren nicht immer auf den ersten Blick zu sehen. Doch je länger sie hinsah, desto mehr Brücken, Geländer, Dächer und Treppen erkannte Sanara, ebenso Elbenvolk, das sich allenthalben darauf und darin bewegte. Die Elben taten das auf eine so selbstverständliche Art, als beträten sie nur selten oder nie den festen Boden. Es waren auch nur wenige hier unten zu sehen. Es schien deutlich, dass das Leben der Norani von Darkod in der Luft stattfand.
    Als der Wachtposten schließlich zurückkehrte, erschrak Sanara. Dass er kam, ohne dass sie es bemerkt hatte, ließ sie wieder daran denken, welche Angst Elben ihr nach wie vor einflößten. Schon die aufrechte Würde des Wachmanns, die Unnahbarkeit und Kälte, die von ihm ausgingen, flößten ihr Respekt ein. Sanara schluckte, als sie daran dachte, dass sie nun bald einem Fürsten dieses Volkes gegenübertreten würde. Die Tatsache, dass die Treppe um einiges breiter und bequemer war als die der Baumhäuser, die sie bisher erklettert hatte, half ihr, sich aufrecht zu halten. Doch schon bald musste Sanara stehenbleiben, um wieder zu Atem zu kommen. Sie lugte vorsichtig über den Rand der Stufen hinweg, um einschätzen zu können, wie hoch sie schon war, doch der Abgrund verlor sich in einem Gewirr von Zweigen und Laub.
    »Nun, Shisani, der Fürst wartet nicht gern!«
    Die scharfe Stimme der Elbenwache riss sie aus den Gedanken. Sie beeilte sich, um zu dem Wächter aufzuschließen, nur um einige Stufen später wieder stehenzubleiben. Die Furcht machte einen Aufstieg anstrengender als eine Kampfübung mit ihrem Geliebten. Doch sie gönnte sich keine lange Pause mehr und zwang sich zu gelassenen, großen Schritten.
    Sie wusste immer noch nicht genau, wie hoch sie war, als man ihr und ihrem Gefährten bedeutete stehenzubleiben. Das dämmerige Dunkelgrün unter den Hallen und Kuppeln aus Laub, die den Waldboden überdacht hatten, war hier lichter. Sanara

Weitere Kostenlose Bücher