Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
Vom Netzwerk:
mit einem Mal mehr als sicher, dass Ronan Abhar sich auf die Seite Iretis geschlagen hatte. Wenn Ronan sie gefunden hatte, dann wusste es auch die Königin. Telarion dachte schließlich sogar daran, allein mit Sanara am nächsten Morgen aufzubrechen, auch wenn er mittlerweile wusste, wie gefährlich es sein konnte, ohne Beistand in die Wüste zu reisen.
    Und noch etwas begann an seiner Zuversicht zu nagen: die Eifersucht. Die Tatsache, dass – mochte er selbst auch den Tod in Ronan Abhar sehen – Sanara genau das nicht tat, quälte Telarion. Der Gedanke, seine Geliebte könnte den Musikanten treffen und ihm vielleicht ihr Herz ausschütten, war schrecklich. Als Telarion sich vorstellte, wie sie Trost bei diesem Mann suchte, statt bei ihm, hätte er am liebsten aufgeschrien.
    Verbittert schloss Telarion die Augen und flehte Vanar um Nachsicht an, doch die Ruhe, mit denen die Gebete an den Goldmond hätten gesprochen werden sollen, wollte nicht aufkommen. Der Gedanke, Sanara sei in Gefahr, war übermächtig.
    Er musste sie suchen – und finden, bevor der Musikant es tat. Er wollte gerade aufstehen und die Gebete, die er seinem Schöpfer schuldig war, zu einem späteren Zeitpunkt wiederholen, als ein Geräusch ihn herumfahren ließ. Schritte waren auf der Leiter zu hören, die auf die Dachterrasse führte.
    Er stieß einen erleichterten Seufzer aus, als sich ein darstar über die Lukenkante schob, der im kargen Licht des Mondes und der Feuer auf dem Dorfplatz orange leuchtete.
    Es war wirklich Sanara. Sie blieb wie angewurzelt stehen, als ihr Blick auf Telarion fiel, so als habe sie ihn nicht erwartet. Er kam mit großen Schritten auf sie zu und griff nach ihren Schultern.Dass sie sich nicht wehrte, nahm er überrascht zur Kenntnis. Er warf kurz einen Blick die Luke hinunter, aber es schien, als sei sie allein. Er zog sie ein wenig von der Öffnung fort.
    »Sanara, ich habe Euch erwartet. Habt Ihr noch einmal mit der Frau des Priesters gesprochen? Wir müssen morgen aufbrechen.«
    Sie sah ihn kurz an, dann nahm sie seine Rechte. »Folgt mir, Daron«, sagte sie leise.
    »Nein, Ihr begreift nicht, Shisani!«, rief Telarion ungeduldig und widersetzte sich, ohne sie loszulassen. »Wir sind entdeckt, wir müssen morgen nach Süden aufbrechen, ob mit oder ohne die Händler.«
    Sanara wandte sich ihm zu. »Bitte, Daron«, sagte sie. »Es ist wichtig, wichtig für unseren Auftrag, dass Ihr mir folgt, ich …«
    »Nein!«, erwiderte er zornig und stieß ihre Hand weg.
    Sie wich erschrocken zurück.
    »Ich habe den Musikanten gesehen. Ronan Abhar. Er war hier und hat für die Dorfbewohner gesungen. Doch ich misstraue diesem Dunkelzauberer mehr denn je!« Er unterbrach sich und nahm nun wieder ihre Hand auf, von der er sich losgerissen hatte. »Bitte, Sanara. In dieser Sache müsst Ihr mir vertrauen!«
    Sanara riss sich nicht los. Sie blieb einen Augenblick stehen, als genieße sie die Berührung und blickte auf seine Hand hinab, in der ihre Finger lagen. Als sie wieder zu ihm aufsah, erkannte er ein Leuchten in ihren Augen, das ihn einerseits erfreute, ihm andererseits aber auch Angst einflößte. Denn in ihrem Blick lag ein Frieden, den er dort lange nicht mehr gesehen hatte.
    Ihm gefiel, was er sah, und doch stieg Traurigkeit in ihm auf, als ihm klar wurde, woher diese Freude kam und dass wiederum er es sein würde, der sie würde zerstören müssen.
    Doch sie ergriff das Wort, bevor er es tun konnte. »Habt keine Furcht vor dem Musikanten, Daron«, sagte sie weich. »Er sagte mir, dass er Euch gesehen habe. Doch ich kam nicht her, um Euch das wissen zu lassen. Ich kam, weil ich Euch etwas anderes zeigenwill. Bitte, Daron Norandar. Es wird auch seine Anwesenheit hier erklären.«
    Sie sprach ruhig und mit fester Stimme, was Telarion etwas beruhigte.
    Nach kurzem Zögern nickte er langsam. Sie lächelte, wandte sich um und zog ihn mit zum Rand der Luke. »Ich werde zuerst gehen«, sagte sie und kletterte die Leiter hinab ins Halbdunkel des Zimmers darunter, in dem nur ein kleines Schwarzsteinbecken Licht spendete. Er selbst wartete ab, bis sie vom Fuß der Leiter zurückgetreten war. Dann sprang er hinab, sodass er nicht überrascht werden konnte. Sanara lächelte, als sie das sah, doch sie sagte nichts, wandte sich um und ging mit schnellen Schritten in die Nacht davon. Offenbar erwartete sie, dass er ihr folgte.
    Er zögerte erst. Auch wenn sie sich so zurückhaltend verhielt, wie sie es seit den Geschehnissen in Darkod

Weitere Kostenlose Bücher