Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
Vom Netzwerk:
schließlich. »Ich war auf vieles vorbereitet. Aber nicht auf Worte wie diese.«
    Telarion sah in die Flammen. »Es war Euer – vermeintlicher – Tod, Daron Amadian, der mir die Augen öffnete, dass mein Zwilling und seine Gemahlin die Schuld am Tod meines eigenen Vaters trugen und dass Euer Haus der Verbrechen, deren man es anklagte, nicht schuldig ist. – Dajaram sagte mir einst, dass, wenn die Menschen sich einen Führer wählen würden, wie mein Volk es zu tun pflegt, die Wahl sicher auf Siwanon gefallen wäre. Er schützte die Seinen. So wie Ihr es immer getan habt.«
    Sinan schwieg eine Weile.
    »Ich kam hierher, weil ich Euch, Daron Norandar, um etwas bitten wollte«, sagte er dann, ohne Telarion anzusehen. »Doch als ich hier ankam, schauderte ich davor zurück. Nicht ich holte Euch heute Abend hierher, es war meine Schwester, und sie tat es, nachdem sie hörte, was ich wünsche. Doch es widerstrebt mir zutiefst, den, der mich beinahe tötete, um etwas zu bitten, und sei es nur um eine Schale Tee.«
    Telarion starrte ihn an. »Das verstehe ich. – Aber ich stehe für immer in Eurer Schuld. Nennt Euren Wunsch. Ich werde ihn erfüllen, so es in meiner Macht steht. Ich gab Euch mein Wort, daran fühle ich mich gebunden.«
    Sinan erhob sich. »Ich weiß, dass Ihr ein gegebenes Wort haltet, Daron. Lasst mich nun eine Weile allein. Ich werde Euch morgen zu Beginn der Weißen Stunde aufsuchen. Ich denke, das ist die rechte Zeit für meine Bitte.«
    Er nickte Telarion noch einmal zu und ging dann gemessenen Schrittes davon.
    Nachdenklich sah Telarion ihm hinterher.
    »Ich danke dir für deine Worte an Sinan«, murmelte eine Stimme neben ihm. Telarions linke Seite wurde warm, als Sanara näher an ihn heranrückte. Er wich nicht aus, als ihre Finger sich in seine schlangen und die Wolken auf seinem Unterarm berührten.
    Doch er tat auch nichts von sich aus.
    »Berühre mich nicht, wenn du es nur tust, damit ich deinem Bruder die Bitte gewähre, die er an mich hat«, sagte er schließlich und sah auf die schlanke Hand hinab, die in seiner beinahe verschwand. »Ich werde Sinan so oder so seinen Wunsch erfüllen. Ich meine, was ich sagte. Ich stehe in seiner Schuld.«
    Sie hielt still, dann hob sie den Kopf. »Gelte ich dir nur als Werkzeug, das dir die Krone der Elben verschaffen kann? Als die Pflicht desjenigen, der die Rechtschaffenheit in Person ist?«
    Er fuhr auf, dann dachte er an den unglücklichen Verlauf des Gesprächs mit seinem Onkel in Darkod. »Ich würde Sinan schon allein deshalb alles geben, was ich besitze, weil er deinem Lachen die Freude wiedergab«, murmelte er.
    Die Antwort schien ihr zu gefallen. Sie legte eine Hand auf seine Wange und zog sein Gesicht zu sich hinab. Sanft berührte sie seine Lippen mit ihren. Die Wolken seiner Seele, die seit Darkod viel zu ruhig dahingezogen waren, wirbelten auf und erfüllten ihn mit Freude, als der Wind in ihm nach langer Zeit lebendig wurde, und unwillkürlich schlang er seinen linken Arm um ihren Leib. Seine Wange und Lippen strichen an der zarten Wolle ihres darstars entlang, dann atmete er den lieblichen Duft von Musacabablüten und reifen Faranfrüchten ein, der von ihr ausging. Es war, als sauge er nicht nur ihren Duft, sondern pures Entzücken ein und als entzündeten winzige, bernsteinfarbene Funken den Wind in ihm.
    So war er überrascht und auch ein wenig enttäuscht, als sie sich schließlich von ihm löste, aufstand, ihm einen langen Blick zuwarf und dann in der Dunkelheit zwischen den Rekarsträuchern verschwand.
    Enttäuscht sah er in die Schatten, die vom Feuer kaum erhellt wurden.
    »Ihr schaut drein wie einer, vor dessen Augen gerade ein Rekarapfel vom Wüstenboden wieder an den Zweig hinaufflog, Daron«, erklang eine tiefe Stimme neben ihm.
    »Ich dachte, ihr gefiele meine Nähe«, murmelte Telarion.
    »Vielleicht ging sie gerade deshalb?«, schlug die Stimme mit unverhohlenem Spott vor.
    Telarion zog die Brauen hoch. »Wenn Ihr das sagt, Ronan Flötenspieler, wird es wohl stimmen«, sagte er trocken.
    »Fürst!« Ronan tat schockiert. »Ihr vertraut den Worten desjenigen, der aussieht wie der Tod?«
    Es zuckte um Telarions Mundwinkel. »Es geschehen im Angesicht der Schöpfergeister wohl noch größere Wunder als das – zum Beispiel, dass eine Feuermagierin einen Elb liebt. Warum also sollten ein Herr des Lebens und der, der den Tod in sich trägt, nicht ausnahmsweise einer Meinung sein?«
    Ronan starrte ihn einen Augenblick lang an, als

Weitere Kostenlose Bücher