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Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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habe ich dann ein Lied für dich«, sagte er mit gesenkter Stimme.
    Der Junge nickte und rannte davon.
    Telarion sah ihm aus dem Schatten, in dem er gesessen hatte, hinterher. Die freundlichen Worte des Musikanten schienennicht zu dem Bild zu passen, das Telarion sich von Ronan gemacht hatte, und jagten ihm im Gegenteil einen Schauer über den Rücken. Der Gedanke, dieser Sänger, der den Tod in sich trug, könne sich wieder Sanara nähern, ohne dass Telarion sie nach dem Streit ausreichend schützen konnte, ließ den Elben unruhig werden. Doch noch blieb er, um nicht aufzufallen, hinter den anderen Zuhörern sitzen, die sich angeregt über das Gehörte unterhielten.
    Ronan stand nun auf und schüttelte die Hände, die sich ihm entgegenstreckten und ihm trockene Früchte und ein paar Kupfermünzen für den Vortrag hinhielten.
    Die Münzen lehnte Ronan mit der Begründung ab, dass die Dorfbewohner selbst wenig genug hätten, doch die Früchte nahm er gerne an und verstaute sie in einem Beutel, den er am Gürtel trug. Lachend versprach er ein paar jungen Mädchen, die ihn bestürmten, er möge noch einmal das Märchen von der großen Liebe zwischen Amdiri Feuertochter und dem Thaut des Meeres erzählen, es später am Abend zu tun. Erst wolle er sich ein wenig die Beine vertreten. Sagte es und wanderte dann mit langen Schritten davon.
    Telarion schien er nicht zu bemerken.
    Unruhig erhob sich der Fürst, als Ronan an ihm in Richtung der Haine und Obstgärten davonging. Er wandte sich ab und eilte in die Taverne zurück, die etwas abseits am anderen Ende des Platzes lag. Der Goldmond würde gleich aufgehen, es wurde einerseits Zeit, die Gebete zum Erscheinen Vanars am Nachthimmel zu sprechen, andererseits erwartete Telarion, dass Sanara dort oben auf der Dachterrasse sei. Vielleicht hatte sie noch nicht mitbekommen, dass der Musikant angekommen war. Unter den Zuhörern hatte er sie nicht gesehen.
    Seit ihrer Ankunft vor sechs Tagen hatte sie jeden Abend dort verbracht, um die Rote Stunde zu begehen. Sie trafen sich nach Sonnenuntergang und gingen dann gemeinsam, um ein Abendmahl einzunehmen. Er musste sie warnen, dass der Sänger eingetroffen war, denn immer noch schloss er nicht aus, dass Ronan Abhar sich auf die Seite Ireti Landarias’ geschlagen hatte.
    Es hätte dem entsprochen, was er wusste: Der Sänger hätte eigentlich im Süden sein sollen, doch er war hier. In der Nähe Sanaras, die das Siegel hatte finden sollen. Er besaß die Gabe des Todes und der Musik. Und so hatte er die Möglichkeit, Sanara zu schaden, ohne dass er, Telarion Norandar, die Macht gehabt hätte, es zu verhindern.
    Doch er wusste nicht, wie er sie überreden sollte, dem Musikanten zu misstrauen, jetzt mehr noch als vor dem, was in Darkod geschehen war.
    Düfte der Speisen von gekochtem Getreide und warmen Gewürzen und heißem Tee durchzogen die Luft, als Telarion oben ankam. Doch Sanara war nicht hier, er war allein. Ratlos blickte Telarion über die Obsthaine und Gärten der Oase hinweg – vielleicht entdeckte er den Musikanten oder seine Reisegefährtin. Doch zwischen den schlanken Stämmen der Itayabäume war in der zunehmenden Dämmerung nichts zu sehen. Er seufzte auf und überlegte, wo er sie suchen könnte. Sicher war Sanara wieder bei der Frau des Akusu-Priesters, mit der sie sich angefreundet hatte, und sprach mit ihr über die Möglichkeiten, nach Farokant zu gelangen. Doch dort wäre sie sicher.
    Wie auch immer – es hatte keinen Zweck, selbst wie ein aufgescheuchtes Huhn durch das Dorf zu laufen und sie zu suchen, also versuchte Telarion, sich einstweilen auf die erlernten Gebete zu konzentrieren.
    Er sank an der östlichen Brüstung auf die Knie, als sich das goldene Rund Vanars – der nie zu einer Sichel wurde wie sein Zwilling Akusu – vom Horizont löste und in den Sternenfluss tauchte, den Ys lange vor ihm geschaffen hatte.
    Doch es gelang ihm nicht, die heiligen Worte mit dem Herzen zu intonieren. Immer wieder schweiften seine Gedanken von den Gebeten, die er dem Goldmond schuldig war, ab zu dem, was der Musikant hier wohl treiben mochte. Es konnte nichts Gutes sein.Die Magie, die Ronan ausstrahlte, war blutig rot und trotz der silbernen Muster darin mindestens ebenso von violetten Spiralen und labyrinthartigen Bändern durchzogen. Dass er im Tempel der Weisen gelogen und den Geist nicht gefunden hatte, von dem Telarion sicher war, dass er das Seelenbild der Königin war, ließ die Furcht in dem Elben wachsen.
    Er war

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