Goldmond
steige Ärger in ihm auf, doch er war nur verblüfft. »Sieh an«, sagte er, und in seiner Stimme war zu Telarions Überraschung ein unterdrücktes Lachen zu hören. »Zum ersten Mal sehe ich, dass Sanara recht hatte und Ihr, mein Fürst, durchaus so etwas wie Humor besitzt.«
»Wenn Ihr erst jetzt ihren Worten glaubt, Musikant, dann habt Ihr sie entschieden unterschätzt«, erwiderte Telarion und gestattete sich ein dünnes Lächeln.
»Ihr Herz gehört Euch, Fürst«, murmelte Ronan. »Ich habe es eingesehen. Behandelt es gut.«
»Das werde ich«, gab Telarion über die Schulter zurück.
Er sah die drollige Verbeugung des Musikanten nur noch aus dem Augenwinkel, bevor er endgültig seiner Sehnsucht nach dem Feuer folgte, das er solange vermisst hatte.
Am nächsten Morgen kam Sinan Amadian zum Erben des Telarat und machte ihm ein Schwert zum Geschenk, das dem Vakarans in nichts nachstand. Und der Herr der Elben, der, in dem die größte Gabe Vanars am stärksten war, heilte die Wunde, die er selbst geschlagen hatte.
Der Sohn des Siwanon erhielt die Kraft seiner Schmiedehand zurück. So erfüllte sich die Weissagung des Syth und seiner Geliebten, diese beiden betreffend – und Harmonie und Veränderung war gleichermaßen Genüge getan.
Kapitel 13
»Als Ys’ Blick auf das Leid des Schlachtfeldes von Faringar fiel, auf dem Elben und Menschen gleichermaßen erschlagen worden waren, verhüllte sie in Zorn und Trauer ihr Gesicht mit einem Schleier von der Farbe ihres Geliebten und verfluchte ihn, der so viel Chaos und Zerstörung angerichtet hatte. Sie verbannte ihn von dieser Welt und gab der purpurnen Sonne eine weiße an die Seite, die die Hitze und das glühende Licht mildern sollte, mit denen Syths Antlitz den Tag überzog, sodass auch der Tag nicht mehr seiner vollen Kraft unterläge. Er gehorchte ihr, denn so wie sie das Leid nicht ertrug, das über die Geschöpfe der Zwillingsmonde gekommen war, ertrug Syth den Kummer seiner Geliebten nicht. Doch bevor er in die Leere ging, sagte er, dass dies nicht der Weg sei, um den von Ys so ersehnten Frieden zu erringen und versprach, wiederzukommen – doch erst, wenn seine Geliebte dies wünsche. Sie aber weinte bittere Tränen, als Syth ging, denn sie glaubte, es sei für ewig.«
Von den Kriegen zwischen Elben und Menschen
Vierte Rolle der Schriften des Klosters der Weisen Zwölf
A ls Sinan durch das Tor in den Felsendom trat, war ihm, als kehre er heim.
Dabei war er nicht einmal lange fort gewesen – nur etwas über drei Zehntage war es her, dass Ronan der Flötenspieler ihn in den Werkstätten, die in den verzweigten Höhlen unter dem Tafelberg des Farokant lagen, aufgesucht hatte. Nun kehrte er zurück, um die Arbeit zu vollenden, die ihm vor so vielen Monaten aufgetragen worden war.
Draußen herrschte die Hitze des Mittags, beide Sonnen standen im Zenit. Doch kaum hatte Sinan die Schwelle überschritten, wehte ihm sanfte Kühle aus dem Inneren des Heiligtums entgegen. Dem Schmied gefiel der Gedanke, die kaum spürbare Brise, die sich beim Eintreten ergab, wäre ein Gruß des Schöpfergeistes, dem er so viel zu verdanken hatte.
Das Wiedersehen mit seiner Schwester. Das Treffen mit dem, dem er seinen Tod – den Tod von allem, was ihn ausgemacht und was ihn geradezu gehetzt hatte – zu verdanken hatte. Und an den er jetzt nur mit Dankbarkeit dachte. Telarion Norandar hatte ihn geheilt. Seine Hand war wieder die alte, Sinan hatte bereits bei der Reise durch die Wüste bemerkt, dass die Finger der rechten wieder mit alter Stärke zupacken konnten.
Er war mehr als begierig, die wiedergewonnene Kraft zu erproben und das daikon , das er versteckt unter seinem jibahan trug, fertigzustellen. Noch fehlten die Zeichen des Sturms und der Kälte darauf, die Zeichen des Lebens, des Feuers und der Heilung, die das rechtschaffene Wesen des Elbenfürsten wiedergaben und die Klinge zu seiner und der des Hauses machen würden, das er, da war Sinan sicher, mit Sanara gründen würde.
Voller Stolz dachte er an die Dankbarkeit und die Bewunderung zurück, mit der Telarion Norandar das Schwert entgegengenommen hatte, das er vor so langer Zeit irgendwo am Ufer des Lithon in Auftrag gegeben hatte. Er hatte einem Sklaven befohlen, es zu machen, doch es war ein freier Mann gewesen, der es ihm nun gegeben hatte – und Sinan wusste: dass es so hatte kommen können, war den Schöpfergeistern zu verdanken.
Langsam ging er auf die Statue des Schöpfergeistes der Veränderung zu,
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