Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
Vom Netzwerk:
überlegt fieberhaft, wie es kam, dass Tod, Kälte, Schmerz und das grausame Glänzen der Elben und ihrer Waffen ihn verschonten, als leises Weinen an sein Ohr dringt. Es ist verzweifelt und klingt ein wenig, als würde es durch eine dicke Lage Watte oder Tuch gedämpft.
    Sanara.
    Sinan weiß sofort, es ist seine Schwester.
    Er rennt aus dem Allerheiligsten hinaus und geht dem Geräusch nach, hebt Schilde an und wendet die Leichen derer um, die getötet wurden, bis er sie unter dem leblosen Körper eines Shisans findet, der Sanara geschützt hatte. Er zieht die Schwester an sich.
    Jetzt hat er nur noch sie.
    Sie hat nur noch ihn.
    Sinan schloss die Augen und versuchte fieberhaft, sich daran zu erinnern, was die anderen ihm über das Siegel gesagt hatten. Ireti durfte es nicht bekommen, doch Sanara trug es bereits in sich. Es war also kein Wunder, dass Ireti Sanara hatte ergreifen lassen. Doch wo waren sie?
    Ronan hatte berichtet, dass Ireti meist in ihrem Zelt war, wenn sie in die Nebel ging. Denn allein hatte sie nicht genug Kraft. Ohne ihren Bruder Iram, den Feuermagier, konnte sie wenig ausrichten. Er hatte zu diesem Zweck sogar die Belagerung Sirakands in andere Hände gegeben.
    Dass die Elben sich mittlerweile dank Telarions Besuch bei seinem Onkel Damastan gegen Ireti und ihren Bruder gewandt hatten, wussten diese sicher schon, vielleicht glaubten die Landarias-Geschwister, dass der Krieg ohnehin beendet wäre, hätten sie das Siegel.
    Sinan stand auf. Dort, in ihrem Zelt, würde sie sein. Er erhobsich. Er war dabei so leise wie möglich und lauschte in die Nacht hinein. Vielleicht waren die Soldaten der Königin noch hier. Doch es blieb still.
    Zu still. Vorsichtig, um nur ja kein Geräusch zu machen, wollte er sich wieder ins Innere des Berges zurückziehen, als plötzlich ein trockener Zweig knackte und Laub raschelte. Aus dem Nichts fiel ein Gewicht in seinen Rücken. Mit unmenschlicher Kraft wurde er an die Felswand geschleudert, Kälte erfasste ihn und ließ sein Blut zäher fließen.
    Er rang nach Luft, doch sein Kopf wurde erbarmungslos an den rauen Stein gepresst, seine Linke so grausam verdreht, dass Sinan leise aufschrie. Er brachte nur mühsam die Worte: »Lasst mich los, Daron!« hervor.
    Der Angreifer hielt einen Augenblick still, dann löste sich der eisenharte Griff mit einem Mal. Die Kälte ließ schlagartig nach.
    Sinan schöpfte Atem, dann wandte er sich mit weichen Knien um und rieb den linken Arm.
    Vor ihm stand Telarion Norandar. Selbst im Halbdunkel konnte Sinan sehen, dass ihm Blut von der rechten Schläfe die Wange hinablief. Der Fürst zitterte offenbar vor Wut, seine Hände waren zu Fäusten geballt.
    Dennoch nickte er knapp. »Ich erkannte Euch nicht. Verzeiht.« Er trat vor und nahm Sinans linkes Handgelenk. »Es ist nichts verletzt oder gebrochen«, sagte er. Trotzdem strich etwas Frisches über die gezerrten Muskeln. Der Schmerz verschwand.
    Sinan hob die Brauen. »Ich danke Euch«, erwiderte er. »Was ist passiert?«
    »Ireti, diese Verfluchte«, zischte er. »Sie ließ ihre Soldaten hier lauern. Offenbar erwartete sie, dass wir kommen.«
    »Wenn es so ist, konnte Ronan seinen Teil des Plans nicht ausführen. Dann ist meine Schwester nun in der Gewalt dieser Hexe«, murmelte Sinan.
    Der Elb fuhr herum. Die Angst in seinem Gesicht war so klar zu erkennen, dass Sinan unwillkürlich von Mitleid erfasst wurde.Er löste das Schwert vom Gürtel und reichte es dem Fürsten. »Euer Schwert.«
    Telarion nahm es beiläufig entgegen und sah es an, als erfasse er nicht die Bedeutung dessen, was er in der Hand hielt. Doch dann schien ihm die Schönheit des daikons aufzugehen. Er wog die Scheide in der Hand, dann zog er es und ließ die Finger über die Klinge streichen, die im Licht des Goldmonds aufglänzte.
    Sinan, der erst über die Reaktion enttäuscht gewesen war, empfand Stolz, als er sah, dass ein so geübter Kämpfer wie der Fürst von Norad sich für einen Moment trotz aller Sorgen gestattete, sein Werk zu bewundern.
    »Es ist ein Werk, auf das Vakaran stolz gewesen wäre«, sagte Telarion nachdenklich. »Und es ist eine Schande, dass ich es jetzt nicht ausreichend würdigen und Euch entsprechend danken kann, Meister Sinan.«
    Sinan erfreuten diese Worte und auch der Titel, den Telarion wählte, doch er winkte ab. »Verschieben wir das auf später. Ich fand Blut dort«, er wies mit dem Finger auf die dunklen, noch feuchten Flecken auf dem Boden vor ihnen, »und dort – dazu diesen

Weitere Kostenlose Bücher