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Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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stärker von Sommerflecken bedeckt war als die Sanara Amadians. Dabei war er aber auch so blass, als habe er lange geblutet.
    Ireti spürte Mitleid, doch sie wusste, sie konnte sich dieses Gefühl nicht leisten. Nicht jetzt. Nicht so nah am Ziel.
    Noch einmal nahm sie einen tiefen Zug von Ronans Kraft und genoss die Energie, die sich in ihr ausbreitete. Ronan hustete, als sei Wasser in seine Lunge geraten.
    Ireti beugte sie sich vor und lehnte ihre Stirn gegen seine. »Ich kenne deine Qual«, wisperte sie. »Und mir wäre lieber gewesen, wenn du mir deine Kraft freiwillig gegeben hättest. Nun aber muss ich allein tun, was wir gemeinsam viel sicherer hätten vollbringen können. Doch du hast dich gegen mich entschieden, und nun habe ich keine Zeit mehr, auf dich zu warten. Der Zaranth und seine Abordnung ist nah.« Ihre Finger glitten über den qasarag , der an Ronans Kehle lag, unmittelbar über den beiden Sklavenbändern. Wieder stöhnte sie auf, als noch mehr der schweren Erdmagie des Musikanten in sie floss. »Doch sie werden sehen, dass sie umsonst kommen.«
    »Die … die Schöpfergeister lassen sich nicht betrügen, Dari«, murmelte er. Seine Augen waren dunkel wie Moorteiche in der Nacht. »Die Macht gebührt Euch nicht, Ys und Syth verweigerten sie Euch, und so nahmt Ihr sie einfach. Und nun glaubt Ihr, Ihr habt gewonnen.« Wieder hustete er. »Seid … seid Euch nicht zu sicher.«
    Zorn über seinen Starrsinn flammte in ihr auf. »Du wolltest mich übertölpeln. Du hast versucht, diese Feuerhexe und den Mörder meines Gemahls heimlich in das Heiligtum der Tiefe zu bringen!« Sie legte auch die andere Hand auf Ronans Gesicht.
    »Vielleicht war es … falsch«, entgegnete er. »Vielleicht … hätte ich darauf vertrauen sollen, dass … dass Syth für sich selbst sorgt und die zu sich holt, die seine Geliebte ihm schickte.«
    »Glaubst du, es spielt für den Schöpfergeist des Chaos eine Rolle, wer ihn befreit?«, widersprach Ireti. »Doch sei beruhigt. Du glaubtest, ein Werkzeug des Syth zu sein. Das wirst du nun tatsächlich sein – dank mir. – Und nun schweig!« Sie spürte erfreut, wie die Finger ihres Seelenbilds, ihres Geistes, Ronans körperliche Gestalt durchdrangen und sich auch den letzten Rest seiner Kraft nahmen.
    Sie merkte kaum, wie sie sich erhob.
    Erneut sah sie sich um, voller Staunen, dass ein Geschöpf der Zwillingsmonde die Welt so klar sehen konnte. Als ihr Blick auf ihren Bruder fiel, musste sie lachen.
    »Du staunst, Iram?«
    Der Blick, mit dem der General sie ansah, war voller Respekt. Und auch Furcht konnte Ireti darin lesen. Es war kein Wunder. In der Regel verschloss sie sich und ihre Fähigkeiten und sorgte dafür, dass sie schwächer wirkte. Das gab ihr zusätzliche Macht über die, die sie ohnehin beherrschte und die ihr, der Hohen Tochter des Dhabyar, Gehorsam schuldeten. Doch mit der Kraft des Musikanten hatte sich das geändert. Es war nicht mehr nötig, sich zu verstecken oder etwas zu verbergen.
    Iram hielt ihrem direkten Blick nicht lange stand, denn auch er sah, dass sich ihre Macht vervielfacht hatte. Er wandte den Blick ab und lehnte den Musikanten, den er bisher gehalten hatte, an die Mittelstange des ethandins . Dort band er ihn sorgfältiger als notwendig mit ein paar Sklavenbändern fest, bevor er sich wieder zu ihr drehte.
    »Du … es ist, als wärst du eine andere.«
    Ireti stutzte, dann warf sie den Kopf in den Nacken und lachte. »Du misstraust mir!« Sie trat dicht vor Iram und hob die Hand. Vorsichtig berührte sie seine Schläfe.
    Er war warm, und mit der neuen Kraft fühlte Ireti unter ihren Fingerspitzen die Hitze, die durch ihn hindurchfloss. »Es wird geschehen, was wir planten. Du und Tarind und ich, wir wollten an die Macht. Wir haben uns immer genommen, was wir haben wollten.«
    »Tarind ist daran gescheitert«, warf Iram ein.
    »Er ist an seinem reinen Blut gescheitert«, gab Ireti zurück. »Er konnte nicht ertragen, dass sein jüngerer Zwilling, der ihm hätte unterlegen sein sollen, seine Seele vollendeter teilte als eres je vermocht hätte, und damit mehr Macht bekam als er selbst. Zuletzt verachtete er den Bruder für das, was er war. Das zeigte mir, dass er auch mich insgeheim verachtete. Er begriff nicht, dass dunkle Magie mit der goldenen geeint werden muss. In dir und in mir ist das von Geburt an so. Wir sind die wahren Herrscher dieser Welt. Wenn wir erst das Siegel haben, wenn wir es sind, die es lösen, werden wir auch bestimmen

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