Goldmond
erwartet und heiße ihn willkommen. Im gleichen Moment wehte von draußen wieder der Duft der Faran- und der Musacabahaine herein. Es war, als wolle sie ihn erinnern, wozu er hier sei. Und wieder war er sich sicher, dass sich irgendwo, in einem der Quartiere für Dunkelmagier, Sanara Amadian aufhielt. Nicht weit fort von ihm.
Der Gedanke sorgte für Aufruhr in ihm. Er hatte nicht erwartet, sie wiederzusehen und fragte sich, wie er reagieren würde, wenn er ihr begegnete.
Ein Lachen klang wie von fern an sein Ohr. Telarion ballte die Hand zur Faust. Die Hoffnung, die das Wissen um Sanaras Anwesenheit hier hatte aufflammen lassen, tat nun plötzlich weh, als der Verstand diese Tatsache begriff.
Am liebsten wäre er auf der Stelle wieder umgekehrt – so sehr er auf der Reise die kleinen Erinnerungen an seine ehemalige Gefangene zu schätzen gewusst hatte, so sehr widerstrebte ihm nun der Gedanke, er könnte dem, was er so liebte, hier leibhaftig begegnen. Solange Sanara ihm fern gewesen war, hatte er diese kurzen Augenblicke der Wärme, eines flüchtigen Dufts und andere Dingen genießen können.
Doch nun, da er sie sicher hier wusste, war auch die Tatsache näher gerückt, dass er sich der Erkenntnis würde stellen müssen, dass all diese Wünsche, diese Sehnsüchte nicht wahr werden würden. Dass sie, die ehemalige Sklavin, ihn, den Herrn und Folterer, ablehnen würde.
Allein der Gedanke, sie könnte das tun, war so quälend, dass Telarion ihn kaum ertrug.
»Mendaron Norandar?«
Telarion fuhr herum und sah der Shisani ins Gesicht, die der Patrouille angehörte und die das Eis beherrschte. Der Hauptmann stand neben ihr.
Er neigte den Kopf. »Verzeiht meine Geistesabwesenheit. Ich war von der Lebendigkeit dieses Abbilds der Ys gefangen.«
Der Hauptmann nickte kurz. »Kanau wird Euch und Euren Gefährten zu einem Quartier für Magier des Windes bringen, Fürst. Der Älteste wird Euch morgen zur Weißen Stunde empfangen.«
»Das ist mir zu spät, Hauptmann«, sagte Telarion sofort. »Bitte, teilt dem Ältesten mit, dass ich ihn sofort sprechen muss.«
»Nein. Man sagte mir gerade, dass der Älteste Besuch einer Schülerin hat, die dringend ausgebildet werden muss. Er darf nicht gestört werden.«
Telarion runzelte die Stirn. »Ich bin sicher, dass er für den Fürsten von Norad ein paar Minuten erübrigen kann.«
Der Hauptmann wirkte konsterniert. »Nun, Kanau kann Euch zu seinen Gemächern bringen und anfragen, ob Ihr empfangen werdet«, sagte er dennoch. »Aber Ihr solltet Euch an den Gedanken gewöhnen, dass dies hier kein Ort ist, an dem elbische Rangabzeichen einen Wert haben … Fürst «, fügte er noch hinzu und betonte Telarions Rang so, als würde er ihn verspotten.
Telarion schnaubte ungehalten, verzichtete aber darauf, den Hauptmann zurechtzuweisen. Er wandte sich der Eiselbin zu und nickte zum Zeichen, dass er bereit sei.
Je näher Telarion den Gemächern des Ältesten kam, desto stärker schien ihm der Duft nach Faran- und Musacabafrüchten zu werden. Er wurde unruhiger, und auch wenn sein Verstand ihm sagte, dass der starke Früchteduft, der ihn umgab, nur deshalb stärker wurde, weil die Gänge, die Kanau ihn und Gomaran entlangführte, oberhalb der Obstgärten lagen, sagte ihm doch sein Herz, dass Sanara Amadian in der Nähe sei. Der Duft schien das Feuer im Windwirbel seiner Magie zu nähren und zu schüren.
Ein Seitenblick auf Gomaran, der nun auch sein Bündel trug, bestätigte ihm die Unruhe, die er selbst empfand. Sein Gefährte war besorgt. Wie immer bemerkte er, wenn Telarions Stimmung umschlug.
Schließlich blieb Kanau vor einer Tür stehen und bedeutete Telarion und Gomaran, auf einer Bank daneben Platz zu nehmen.
»Ich werde Seine Ehrwürdigkeit fragen, ob ihr eine Audienz erhaltet«, sagte sie kurz, dann verschwand sie hinter der Tür, die hinter ihr ins Schloss fiel.
Der Luftzug, den sie damit auslöste, hüllte Telarion wieder kurz in den Obstblütenduft, der die Flure des Klosters durchzog. Ohne es zu wollen, schloss der Fürst die Augen und atmete ein. Wieder klang ein Lachen an sein Ohr, von so fern, dass es Einbildung sein mochte.
»Daron, ich bin nicht sicher, ob dieser Ort Euch guttut«, hörte er dann Gomarans Stimme.
Telarions Lippen verzogen sich zu einem schiefen Lächeln. »Du meinst, er schürt unnötigerweise das Feuer in mir, das du für schädlich hältst.«
Gomaran nickte. Doch weder er noch sein Herr konnten das Gespräch fortsetzen, denn nun waren auf
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