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Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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zu erahnen, die an Gebirgszüge und Flammen erinnerten. Telarion gewann den Eindruck, dass diese Gemächer niedrig seien, und er hoffte, dass er sie nicht würde betreten müssen. Die Vorstellung, dort die Last des Berges über sich zu haben, bedrückte ihn. Und doch ertappte er sich bei dem Gedanken, dass eine solche Höhle für die Tochter des Siwanon sicher ein besseres Quartier wäre als das, was er und Tarind ihr als Gefangene im kastron von Bathkor zugewiesen hatten.
    Die Luft war immer noch warm und nun, da sie sich den Anlagen des Heiligtums näherten, zeigte auch die Landschaft Spuren von Bebauung und einer Nutzung, wie sie in Dörfern die Regel war, in denen Menschen oder Elben lebten. Zuerst ging der Weg durch kleine, terrassenförmige Wasserkornfelder, dann kamen Wiesen, auf denen die Grauschafe weideten, deren Fell die gleiche Farbe aufwies wie die Roben der Mönche, die Telarion und Gomaran hierhergebracht hatten.
    Auch durch Haine mit Rekar- und Faranbäumen und Musabacapflanzen, von denen einige bereits Früchte trugen, führte der Weg. Der Duft der reifen Früchte war süß und eindringlich und doch angenehm fruchtig.
    Unwillkürlich blieb Telarion stehen und atmete den Geruch ein, der ihn an Sanara Amadian erinnerte. Er war ihr nur als seiner Sklavin und Gefangenen begegnet, nur wenige Augenblicke hatte es gegeben, in er ihren Duft unverfälscht hatte aufnehmen können; meist hatte er an überreifes Obst erinnert, so als hätten Früchte zu lange in Feuchtigkeit oder Kälte gelegen.
    Doch diese Haine waren in Sonnenlicht getaucht, und da viele der Bäume noch Blüten trugen, empfand Telarion ihn als leicht und süß. Und doch war er betäubend und weckte den Wunsch, eine der gelbroten Faran- oder Musabacafrüchte zu pflücken.
    Dem Fürsten von Norad gefiel die Vorstellung, dass der Duft der Siwanonstochter dem dieser Obsthaine entsprach, und er ging langsamer, sodass er etwas hinter die Gruppe zurückfiel.
    Auch als er die Gärten verlassen hatte und vor dem Tor des Tempels ankam, wo der Anführer bereits Gomaran vorstellte, verließ der Duft der frischen Früchte Telarion nicht. Als sie das Tor durchschritten und die Eingangshalle betreten hatten, wurde er zu Telarions Irritation sogar stärker. So stark, dass er kaum auf die bunten Wandmalereien und die kunstvoll geschnitzten Figuren der Schöpfergeister und der Helden vergangener Schlachten achtete, die die Nischen der Eingangshalle schmückten. Es war, als nähme etwas so Vergängliches wie der Duft von Obst und sommerlichen Blüten Gestalt an, als werde er fest .
    Auf einmal wusste Telarion: Sanara Amadian war hier. Unruhe erfasste ihn, es war, als habe sich ein Feuer in ihm entzündet und lodere nun auf, da es die Nähe seines Ursprungs ahnte.
    Er schalt sich selbst, als der Gedanke seinen Verstand erreichte, verdrängte ihn und sah sich weiter aufmerksam um, während der Hauptmann der Patrouille den Wachhabenden über die Gäste informierte. Sein Blick fiel auf die kunstvollen Statuen in den Nischen, die Syth den Krieger und Zerstörer, Akusu den Meister des Feuers und der Erze und Vanar den Herrn von Meer und Himmel zeigten.
    Auch Ys, die Schöpferin, die Ordnung in das Chaos vor der Welt gebracht hatte und der er das Feuer in sich zu verdanken hatte, stand im Norden der Halle. Die Mönche hatten diesen Schöpfergeist anders dargestellt, als Telarion ihn in Erinnerung hatte. Als er Ys zusammen mit Sanara Amadian begegnet war, war ihre Gestalt klein gewesen, zierlich – beinahe unscheinbar und doch von beeindruckender Persönlichkeit. Er konnte sich kaum an ihr Gesicht erinnern, kaum an ihre Haartracht oder ihr Gewand. Nur die tiefe, klare Stimme war ihm im Gedächtnis haften geblieben, mit der sie ihm gesagt hatte, dass er es sei, den sie ausgewählt habe, um mit der Herrin des Mittags, des Feuers und der Seelen das Siegel der Welt zu finden und zu zerstören.
    Telarion schloss die Augen und schlug das Zeichen der Ys vor der Stirn, dann hob er den Kopf, um das Abbild der Ys genauer zu betrachten. Die Mönche hatten sie hochgewachsen dargestellt, erhaben. Die Haare waren schwarz. Wie die elbischen Krieger trug sie einen kleinen Knoten auf dem Scheitel. Das silbrige Gewand war prächtig und wallte wie die losen Haarsträhnen, die schwarz waren wie seine eigenen, in einer unsichtbaren Bö um ihre schlanke Gestalt, als bestehe es aus hunderten von Schals und Fransen.
    Ihr Gesicht schien auf ihn herabzulächeln, so als habe sie Telarion

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