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Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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eine Ehre sein, es dir zu zeigen.«
    »Nun mische ich Honig darunter«, warf Lahita ein. Sie tat, was sie sagte, mischte mit einem Stäbchen die Masse durch und fuhr fort: »Ein Verwandter ist ein Imker vor der Stadt. Von ihm bekomme ich Honig und Kräuter, die er in seinem Garten anbaut. Der Garten ernährt ihn und die Bienen und hält ihn gesund.«
    Sie tauchte zwei Finger in die Masse und trug sie behutsam auf die vernarbte Wunde auf. Die Salbe duftete nach den lilafarbenen Blüten des Lavendels und nach dem Harz der Rekarbäume.
    »Ich danke dir, dass du das tust«, sagte Sinan nach einer Pause.
    »Das tue ich nur in der Hoffnung, dass du meinen Stößel undden Mörser, in dem ich meine Kräuter zerstoße, segnest. Sie sind aus Messing.«
    Sinan neigte den Kopf. »Es wird geschehen, wie du wünschst.«
    »Diese Narbe ist kalt«, sagte Lahita stirnrunzelnd. »Nur eine Waffe, die magisch verstärkt wurde, vermag so etwas. Ich weiß nicht, ob ich das heilen kann. Auch wenn dir mein Rat nicht gefällt, solltest du ins Heiligtum der Tiefe gehen. Dort gibt es unter den Dienern des Syth einige, die vom Goldmond die Gabe des Heilens erhielten.«
    Sinans Gesicht wurde abweisend. »Der Tempel des Syth? Und ich soll mich dort magischer Behandlung unterziehen?«
    »Du solltest es in Erwägung ziehen«, sagte Niavash. »Es mag sein, dass man im Norden, in den Ländern, die die Elben unterworfen haben, denkt, der Syth schade allem. Doch wir hier wissen es besser. Er sorgt für Veränderung. Er lässt Altes sterben, sodass es Neues geben kann. Du solltest ihn bitten, diese Narbe, diese Wunde sterben zu lassen.«
    »Und das wird er einfach so tun?«
    »Wahrscheinlich wird er ein Opfer verlangen. Du wirst etwas geben müssen, um etwas zu bekommen. Ys hingegen erhält. Sie schenkt Neues manchmal, ohne das Alte zu zerstören. Sie erhält das Alte, man bekommt nur etwas hinzu.«
    Dieser Satz brachte in Sinan eine Saite zum Klingen, doch er konnte den Gedanken nicht festhalten.
    »Kein Wunder, dass die Elben und oft auch die Menschen Ys lieber haben«, meinte Niavash spöttisch. »Sie schenkt großzügig. Und doch ist es nicht immer das, was man glaubt zu bekommen. Manchmal ist es besser, etwas Neues zu erhalten und dafür etwas abzugeben.«
    »Nun, das muss Sinan sicher nicht heute entscheiden«, sagte Lahita energisch und erhob sich. Sie hatte saubere Leinenbinden um Sinans Arm gewickelt. »Du solltest dir Ruhe gönnen. Trink den Wein, den Niavash dir eingegossen hat. Er wärmt. Du kannst diese Decke haben und vorn bei der Esse schlafen. Mir ist dabeiauch wohler. So ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass sich jemand hier hereinschleicht.«
    Sinan trank den Wein aus und erhob sich ebenfalls. Niavash gab ihm ein paar Decken. »Hier. Ich würde mich freuen, wenn ich dich morgen beim Aufgang der Weißen Sonne noch vorfände«, sagte er mit scherzendem Unterton.
    Sinan grinste und nahm die Decken. »Ich danke dir. Ich werde sicher noch da sein. So schnell wirst du mich nicht los.«
    Er ging nach vorne in die Werkstatt und fand tatsächlich gegenüber der Esse eine Strohmatte. Er sah hinaus auf die Straße. Violette und rote Lampions warfen ihr Licht in die Werkstatt. Noch immer waren Menschen unterwegs, lachten, einige waren betrunken. Es war ein einfaches Leben, das sie führten, und für einen kurzen Augenblick gestattete Sinan sich ein wenig Freude darüber, dass er es eine Weile mit ihnen würde teilen dürfen.
    Eine Weile.
    Bis er wieder würde aufbrechen müssen.
    Er durfte sich nichts vormachen, die Zeit hier würde nicht lange dauern. Doch dann straffte sich seine Gestalt. Er hatte eine Aufgabe.
    Nach einem letzten Blick auf die violett beleuchtete Gasse schloss er die Halbtür, machte es sich bequem und dachte erneut darüber nach, ob es richtig gewesen sei, hier bei Niavash und seiner Frau Unterschlupf gesucht und gefunden zu haben.
    Er horchte in sich hinein. Nur Zufriedenheit klang zurück.
    Und Zuversicht, dass er seine Aufgabe würde erfüllen können.
    Schnell hatte Sinan sich wieder in das Leben eines einfachen Straßenschmieds hineingefunden, doch Niavash und seine Familie machten es ihm auch leicht. Dass seine Hand täglich neu mit Salbe eingerieben wurde und Niavash ihm die grobe Schmiedearbeit ersparte, half Sinan zusätzlich. Schon am ersten Zehntagseines Aufenthaltes hatte er viele der Gegenstände von Adhasar und seiner Sippe mit jenen magischen Zeichen versehen, die die Kraft der Elemente und Magien

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