Goldmond
förderten, ein Messer aus dem Besitz von Adhasars Bruder mit denen des Feuers, ein Zaumzeug mit denen der Erde, eine Erntesichel für Kräuter mit denen des Wassers und der Pflanzen.
Sinan hatte seinem Schicksal – welcher der Schöpfergeister auch immer dafür letztendlich verantwortlich sein mochte – mehr als einmal dankbar ein Gebet geweiht, dass ihm die Ereignisse zumindest den Sickenhammer gelassen hatten, den er einst vom Ältesten der Mönche im Tempel des Westens erhalten hatte. Pelear, der Abt, der ihm alles beigebracht hatte, was er wusste.
Er war dankbar, diese Arbeit selbst verrichten zu können und sich dabei nicht auf Niavash verlassen zu müssen. Er teilte mit dem freundlichen Schmied gern die Gesänge und Gebete, die die magischen Runen lebendig werden ließen, und fand in ihm und dessen Lehrling Rangi willige Schüler. Doch ihm lag viel daran, die Gegenstände, die Adhasars Sippe ihm mitgegeben hatte, persönlich mit den heiligen Runen der Elemente zu versehen, und freute sich, dass ihm diese Arbeit möglich war.
Und doch fiel ein Wermutstropfen in jeden Schlag, der eine weiter Rune in die Metallgegenstände trieb, denn Sinan wurde sich erneut bewusst, dass die Kraft seiner Schmiedehand noch lange nicht wieder zurückkehren würde. Wenn überhaupt.
An einem Abend war er besonders still, als Lahita den abendlichen Getreideeintopf mit Früchten vor ihn hinstellte. Sinan hatte etwas Trockenfisch und kurimis für sie alle vom Markt besorgt und freute sich, dass er so das einfache Abendbrot dieser rechtschaffenen Leute aufbessern konnte, die schon längst zu seinen Freunden geworden waren. Er hatte ein wenig zusätzliches Geld verdient, da er die Truhe eines Erzhändlers mit den Runen des Reichtums versehen hatte.
Doch gerade diese Arbeit war schwer gewesen. Die Beschläge der Truhe waren härter als die leichten Werkzeuge und Schalenvon Adhasars Nomaden-Sippe. Er hatte ungewohnt fest zuschlagen müssen, und das rächte sich nun.
Als Lahita die Reste des Essen forträumte und alles bereitstellte, um Sinans Handgelenk erneut zu pflegen, hätte er sich am liebsten geweigert. Doch sie ließ es nicht zu, selbst Niavash spottete, er habe wohl Furcht, vor einer Frau als Waschweib dazustehen. Dieser Scherz trug Niavash einen Schlag mit einem nassen Handtuch und ein gespielt verärgertes Zischen seiner Frau ein. Doch jeglicher Scherz verschwand aus ihren Augen, als sie den Verband von Sinans Hand löste.
»Das Gelenk ist geschwollen«, sagte sie leise. »Das ist kein gutes Zeichen. Du überanstrengst es, Sinan. Wenn du es je wieder benutzen willst, musst du es schonen!«
»Wie soll das gehen«, fragte Sinan. »Meine Arbeit ist das Schmieden. Dazu muss ich mit Feuer und Metall umgehen können, mit den Erzen der Erde.«
Lahita warf ihm mit hochgezogenen Brauen einen Blick zu, den Sinan sehr richtig als Geringschätzung aller Männer deutete, die nicht auf das hörten, was Frauen sagten. Doch sie schwieg und befasste sich angelegentlich mit ihren Kräutern und Ölen.
»Ich weiß, du willst es nicht hören«, stieß sie hervor. »Aber lass dir folgendes sagen, Sinan aus Guzar: Wenn du die Kraft deiner Hand erhalten willst, so wie sie jetzt ist, oder besser noch, so wie sie früher war, dann gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder du hörst auf das, was ich dir sage, oder du bittest den Syth darum, diesen Zustand zu ändern. Du sagst, die Nomaden lagern vor dem Westtor der Stadt. Nun, auf dem Weg dorthin befindet sich einer der Tempel des Schöpfergeistes.«
Sinans Augen blitzten zornig auf. »Ich werde den Schöpfergeist des Chaos nicht darum bitten, mich zu heilen! Er war es, der uns Menschen in die Gefangenschaft der Elben trieb. Er ist es, der den Krieg schürt.«
»Den Krieg schüren die Elben, nicht Syth«, gab Lahita zurück.
Energisch schüttelte Sinan den Kopf. »Ich werde den Syth nicht um Heilung bitten.«
Lahita seufzte. »Geh zum Tempel oder geh nicht dorthin. Es ist nicht meine Hand, die du zum Schmieden – oder auch zum Kämpfen – brauchst, es ist deine. Überlege dir, was du wirklich willst.« Sie räumte ihre Sachen fort und ging hinüber zu ihrem Kind, das von den lauten Stimmen aufgewacht war und in seiner Wiege vor sich hin wimmerte.
Niavash schnaubte und zog Sinan zu sich hoch. »Komm, wir gehen in die Schänke zu Farisod. Dort sind die Schankmädchen sicher nicht so altklug wie mein Eheweib.«
Sinan hätte ihm gern gesagt, dass er es – aus eigener Erfahrung – besser
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