Goldmond
seine Seele ist noch zu schwach, um den Körper zu stärken oder sich an das Martyrium zu erinnern, das er dort erlebte.«
Sie schwieg eine Weile, dann sagte sie: »Ich verstehe. Mein Schwager, der verfluchte Fürst, hat ganze Arbeit geleistet. Und doch brauche ich die Arbeit eines Schmieds, der die Magie der Erze beherrscht. Ich sagte dir ja schon, dass nur ein Schmied, der die Künste des Vakaran beherrscht, helfen kann, die Macht Telarion Norandars zu brechen. Für die Welt, für das Volk des Dunkelmonds, das auch das meine ist! Geht es deinem Gefährten in eurer Gesellschaft wenigstens besser?«
Githalad spürte, wie sich sein aufgeregter Herzschlag angesichts der Ruhe, die Ireti ausstrahlte, verlangsamte. »Ja, Mendari«, bestätigte er. »Sein Körper ist wieder warm. Manchmal kann er sogar ein paar Schritte zum Feuer gehen. Doch noch ist er schwach, und ihm ist selbst des Mittags im Scheine beider Sonnen kalt.«
Sie nickte. »Tut weiterhin, was ihr könnt, und es soll euer Schaden nicht sein.«
Githalad lag auf der Zunge, dass ein Seelenherr Mojisola sicher hätte heilen können. Die richtigen Gesänge hätten die Magie gehabt, um die Seele des Schmieds aus Solife davon zu überzeugen, sich wieder wohl in seinem Körper zu fühlen, doch er schwieg. Er wusste nicht, ob die Königin tatsächlich so leutselig war, wie sie sich ihm gegenüber gab.
Alles, was er bisher über Elben – und auch Halbelben – wusste,war, dass sie sich den Kindern des Dunkelmonds überlegen wähnten. Auch diese hier nannte sich Königin und hatte die Sklaven keinesfalls freigegeben.
Er senkte dennoch den Kopf. »Das werden wir tun, Herrin«, versicherte er.
Für einen Augenblick hatte Githalad erneut das Gefühl, kalter, feuchter Nebel berühre ihn an der Schläfe und dringe in seine Gedanken. Er riss die Augen auf, doch die Herrin Ireti saß reglos vor ihm, mehr als drei Schritte entfernt, und blickte ihn unverwandt an, die Hände im Schoß verschränkt. Ihr Gesicht war von einer faszinierenden Schönheit, und doch auch starr wie eine Maske. Hätte er es nicht besser gewusst, hätte er gesagt, dort sitze eine schön angemalte Puppe, nicht aber ein lebendes Wesen.
Es wirkte schrecklicher als jeder Elb, den Githalad je vorher erblickt hatte.
»Du magst gehen«, sagte sie jetzt mit einer Stimme, so sanft wie der Tod selbst.
Er erhob sich. Auf eine seltsame Art schien seine Kraft zurückgekehrt zu sein, doch es war keine lebendige Wärme, die ihn durchströmte. Es war, als sei die Energie, die er spürte, nur geliehen. Er hätte sie gern wem auch immer zurückgegeben, doch er wagte es nicht. Er verneigte sich noch einmal vor der reglos dasitzenden Halbelbin, dann verließ er rückwärts das Zelt.
Draußen angelangt, mutete die Wüstennacht fast warm an, verglichen mit der Kälte, die Ireti von Larondar verströmte.
»Ich habe dir gesagt, Schwester, dass du unvorsichtig geworden bist!«
Zornig sprang Iram von seinem Stuhl auf, in dem er sich niedergelassen hatte, kaum dass der Teppich sich hinter dem Schmied schloss. Aufgeregt ging er ein paar Schritte auf und ab und blieb vor Ireti stehen.
Sie schien davon nicht beeindruckt. Sie sah nicht einmal auf,als sie ihm die Finger entgegenstreckte und damit bat, dass er ihr aufhelfe. Mit einem Laut des Ärgers nahm er die Hand, die leicht wie Nebel in seiner lag, und ließ sie aufstehen.
»Ich danke dir, Bruder«, sagte sie. Dann hauchte sie einen Kuss auf seine Wange und ging zu dem Räucherbecken hinüber, um sich davor niederzulassen. Sie fuhr mit einer leichten Handbewegung durch den sich kräuselnden Rauch, sodass er durcheinanderwirbelte.
»Wir wurden unterbrochen«, sagte Ireti jetzt in den Rauch hinein.
Angesichts der Möglichkeit, dort im Dunkel der Schatten des ethandins sitze die Seelengestalt eines Dunkelmagiers, der über die Nebel gebot, lief Iram ein Schauer über den Rücken. Ihm gehorchten Feuer, ein wenig Wasser und die Pflanzen, nicht aber die Seelen. Diese Gabe war dem anderen Kind seines Vaters vorbehalten.
Er sah genauer hin. Der Rauch über dem Becken wurde dichter, es schien Iram, als wolle er sich zu einer Gestalt zusammenfügen, deren Augen aus den dunkelroten Glutpunkten der Stäbchen aus Harz und Spezereien gebildet wurden. Doch es blieb bei dem Eindruck. Er blinzelte, dann ringelten sich dort nur die Rauchfäden der verbrannten Gewürze.
Sein Blick fiel wieder auf seine Schwester, die in den Rauch der Spezereien blickte, als erkenne sie etwas darin
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