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Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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überhaupt hier war. Doch er wollte keinesfalls mehr Aufmerksamkeit oder gar Unmut in ihr oder ihrem Halbbruder erregen, als er es offenbar schon unabsichtlich getan hatte.
    Leises Rascheln von Seide erklang, dann wehte der schwere, feuchte Geruch von Nachtblumen heran.
    »Was ist so wichtig, um mich in meiner Trauer zu stören?«
    Unangenehm kalte und klamme Luft umgab Githalad. Er schwieg. Dass der Hauptmann ihm so die Kraft genommen hatte, benebelte nun auch seinen Verstand, wie es schien. Er wagte nicht, die Augen zu öffnen, sondern verharrte in der Stellung, in der er vor einigen Augenblicken in die Knie gegangen war.
    »Hauptmann, ich legte dir und deinen Männern meinen Wunsch deutlich ans Herz. Die Handwerker, die den Sarkophag meines Gatten herstellen, dürfen in ihrer Arbeit nicht behindert werden.«
    »Herrin, vergebt Eurem unwürdigen Diener«, beeilte sich Dikelewi zu versichern. »Meine Soldaten fürchten sich, wenn diese hier ihrer dunklen Kunst nachgehen. Und sie fürchten um Euch, Königin!«
    Githalad glaubte, durch die Watte, die seine Wahrnehmung umgab, Furcht aus der Stimme des Hauptmanns herauszuhören und eine klebrige Unterwürfigkeit. Ihm gefiel die Vorstellung, doch er versuchte auch, das Lächeln zu unterdrücken, das sich deshalb auf seinem Gesicht breitmachen wollte. Er konnte nur hoffen, dass man es in der Dunkelheit des ethandins nicht sah.
    »Sieh dich um, Hauptmann«, befahl die Königin mit sanfter Stimme. »Hier ist nichts, wovor man sich fürchten muss.«
    Eine Weile blieb es still. Es war ein Schweigen, das Angst einflößte und Githalad so substantiell erschien wie Morgennebel im Herbst, der nicht nur Licht, sondern auch Klänge, ja, selbst die Gedanken dämpfte und unterdrückte. Wieder musste er mit aller Gewalt die Panik verdrängen, die in ihm brodelte. In seiner Vorstellung war die Königin plötzlich ein Schatten, der dunkler und bedrohlicher aussah als alles, was er je gekannt hatte, und die von übelwollenden Dschinnen und Geistern des Wassers umgeben war, die aussahen wie Ertrunkene.
    Er riss sich zusammen und schob die Bilder beiseite.
    »Ich sehe, meine Herrin«, murmelte Dikelewi. »Ich werde meinen Männern noch einmal sagen, dass sich niemand vor dem Gehabe der Schmiede zu ängstigen braucht.«
    »Du magst gehen«, sagte die Königin. »Den Schmied aber lass hier.«
    Es klang still wie immer, doch der Hauptmann stand mit aller Hast, die ihm die Höflichkeit gestattete, auf und ging. Ein frischer Luftzug traf Githalad, als er den Teppich am Eingang zurückschlug, ein Luftzug, der seinen Kopf ein wenig reinigte und die Nebel der Angst zumindest teilweise vertrieb.
    Neid kam in ihm auf, dass Dikelewi gehen durfte, er selbst aber bleiben musste.
    »Nun, Schmied?«, sagte die Königin nach einer Weile. »Hast du Geister gerufen?« Es klang belustigt.
    Githalad riss die Augen auf. »Nein, Mendari! Diese Kunst beherrsche ich nicht. Ich habe ein wenig Feuer in mir und ein wenig Erde, doch es reicht nur, um mein Handwerk gern zu verrichten!«
    Jetzt sah er, dass Ireti vor ihm kniete und ihn unverwandt ansah.
    Die Königin trug ihre dunklen Haare offen, und wieder fiel Githalad ein, dass sie von sich behauptet hatte, sie sei ein halber Mensch. Umso seltsamer war das Gefühl, von Augen angesehen zu werden, die im Dunkeln leuchteten. So dunkelblau, dass sie beinahe violett aussahen.
    Seine Augen hatten sich jetzt allmählich an die Dunkelheit gewöhnt. Gegenstände und Möbelstücke schälten sich aus den Schatten, sogar zwei glühend rote Punkte über einem Messingbecken aus Sand; sicherlich Rauchwerk, das langsam verglühte und möglicherweise für den betäubenden Blütenduft sorgte, der sich wie Schlangen um seine Gedanken wand. Das Becken stand in einer besonders dunklen Nische, vor der der Rauch der Spezereien sich langsam in der Finsternis kräuselte.
    Für einen Augenblick glaubte Githalad, eine menschliche Gestalt sitze dort, aus Rauchschwaden geformt. Doch dann schalter sich einen Narren. Der Hauptmann hatte ihm zu viel Kraft entzogen, nun spielten ihm seine geschwächten Sinne einen Streich. Als er erneut hinsah, war dort nur sich anmutig kringelnder Rauch.
    Die Königin war seinem Blick gefolgt. »Auch du siehst nun hoffentlich, dass es nichts zu fürchten gibt«, sagte sie lauter, als es Githalad nötig erschien.
    »Wie geht es voran mit der Heilung des Schmieds, den wir aus den Ruinen der Oase bargen?«, fügte sie hinzu.
    Githalad senkte den Kopf. »Herrin,

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