Goldrausch in Bozen - Kriminalroman
Ähnliche Gedanken waren Mauracher selbst schon gekommen. Wenn das Durchsuchungskommando fündig wurde, sah es für Kofer schlecht aus. Es passte einfach alles. Motiv, Gelegenheit, Beweise. Besonders übel wäre es für ihn, wenn sie nicht nur Statuen fanden, sondern auch Gampers Anteil und obendrein kleine Ampullen mit Schlafmittel.
Mauracher stand auf, um sich zu verabschieden und zum Hotel zurückzufahren. »Sie müssen dennoch mit einem Prozess rechnen, Herr Ferrari. Sie haben uns den Mörder an Sara Gasser verschwiegen, das ist ein Delikt. Und was Ihren Deal angeht, der war auch illegal. Sie dürfen Südtirol vorläufig nicht verlassen. Halten Sie sich jederzeit zu unserer Verfügung.«
* * *
Mauracher schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Das gibt es doch gar nicht. Wie konnten wir nur den Beschluss für das Hotel und Ferraris Haus vergessen? Wir haben uns total auf die Morde und Kofer konzentriert. An das Geld haben wir gar nicht mehr gedacht, dabei müssen sie es irgendwo bei sich versteckt haben. Zur Bank haben sie es bestimmt nicht gebracht. Was sollen wir jetzt machen?«
Vincenzo erklärte Mauracher, dass sich Baroncini sofort darum kümmern wollte. »Wenn der Staatsanwalt mitspielt, kriegen wir die Beschlüsse noch heute. Sie nehmen dann den Wagen und holen sie aus Bozen. Und jetzt machen wir uns auf den Weg. Ich bin gespannt, ob di Cesares Team fündig geworden ist.«
Vincenzo hatte angeordnet, dass sich alle Einsatzkräfte erst auf dem kleinen Waldparkplatz in Innerpflersch trafen, um nicht aufzufallen. Die Fahrt war anstrengend. Der nasse Schnee fiel in dicken Flocken vom Himmel und überzog die Straße mit schmierigem Matsch. »Langsam reicht es mir wirklich. Ich kann Schnee bald nicht mehr sehen.«
Mauracher zuckte mit den Schultern. »Mich stört das nicht. Von mir aus kann es noch zehn Monate weiterschneien. Außerdem sind es von Bozen nach Venedig nur zweieinhalb Stunden. Wenn es hier schneit, Sie aber lieber im Straßencafé sitzen und Weißwein schlürfen wollen, können Sie doch einfach eine Spritztour machen. Waren Sie schon in Venedig?«
Vincenzo nickte. »Ein paarmal. Mit meinen Eltern und Gianna, Venedig ist schließlich die Stadt der Verliebten. Sie haben schon recht, Südtirol hat eine begnadete Lage. Bis zur ligurischen Küste ist es auch nicht weit. Das lohnt sich schon übers Wochenende.«
»Stimmt, und da kann man tolle Klettertouren machen. Kennen Sie diesen di Cesare eigentlich schon lange?«
»Warum wollen Sie das wissen?«
»Das ist ein ziemlich krasser Typ. Ich frage mich, wie der so als Mensch ist.«
Der Commissario dachte nach. »Ich würde es mal so formulieren: Er ist in Ordnung. Wir kennen uns zwar schon länger, haben aber selten miteinander zu tun. Er übernimmt mit seinem Team häufig Spezialeinsätze oder hilft aus, wenn irgendwo Personalnot herrscht. So wie im Moment bei uns. Das ist keine offizielle Vereinbarung, sondern hat sich im Laufe der Zeit so ergeben. Er ist absolut zuverlässig, und seine Jungs sind tough, das ist das Wichtigste. Mit seiner Rambo-Art kommt er nicht immer gut an, aber er ist professionell. Wenn man ihn zu nehmen weiß, kommt man problemlos mit ihm zurecht.«
»Und wie sollte man ihn nehmen?«
Vincenzo lachte. »Sie wollen es aber ganz genau wissen. Haben Sie etwa ein Auge auf ihn geworfen?«
Mauracher war entsetzt. »Auf den? Im Leben nicht. Ich stehe nicht auf Kampfmaschinen. Davon abgesehen könnte der fast mein Opa sein. Nein, ich finde ihn nur interessant. Er ist kein alltäglicher Typ. Deshalb frage ich.«
»Nein, alltäglich ist er wahrlich nicht. Er mag klare Ansagen und Aufträge, duldet als Teamleiter keinerlei Widerspruch und hat was gegen Softies. Ich würde sagen, dass er und ich uns gegenseitig respektieren. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.«
Sie näherten sich der kleinen Brücke vor Innerpflersch, die über den Pflerscherbach führte. Auf der anderen Bachseite lag der Waldparkplatz. »Unglaublich«, sinnierte Vincenzo, »alles weiß. Sehen Sie sich das an. Und das Ende April.«
* * *
Marzoli, Reiterer mit seinen drei Mitarbeitern und Benvenuto di Cesare mit seinem Team trafen nach zwanzig Minuten ein. Sollte ein Mitarbeiter des Museums Kofer angerufen und informiert haben, würde die Zeit bis zum Eintreffen des Kommandos trotzdem nicht ausreichen, Geld oder Exponate so weit in Sicherheit zu bringen, dass die Männer sie nicht finden würden.
Mit Schwung sprang di Cesare aus dem
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