Goldrausch in Bozen - Kriminalroman
delikaten Angelegenheit.«
Berchtenbreiter lachte. »Delikat, sagen Sie? Bitte, kommen Sie herein. Was halten Sie von einem delikaten Kaffee?«
In der Halle, die weniger geräumig war, als sie von außen den Eindruck erweckt hatte, standen diverse Kisten, ein Gabelstapler, Werkzeug. Alles wirkte eher unaufgeräumt. Am Hallenende führte eine weiße Tür in ein kleines Büro. »Nehmen Sie Platz, meine Herren. Also, wie sieht es mit einem Kaffee aus?«
Fackner verneinte, Feyerabend nahm das Angebot dankend an. Als Berchtenbreiter das Büro verließ, um den Kaffee aus der Küche zu holen, sah der Kriminalhauptkommissar seinen Kollegen aus dem mittleren Dienst auffordernd an. »Was sehen Sie, wenn Sie sich umsehen?«
Fackner schaute in alle Richtungen. »Zwei Regale, einen Schreibtisch –«
»Quatsch«, unterbrach ihn Feyerabend verärgert, »das meine ich nicht. Sehen Sie hier irgendwo eine Kaffeemaschine oder eine Thermoskanne?«
Erneut schaute Fackner in alle Richtungen. »Nein.«
Sein Vorgesetzter nickte anerkennend. »Das meine ich. Lektion eins: Wenn Sie den Raum betreten, in den Sie ein Zeuge oder Verdächtiger zum Zweck der Befragung führt, achten Sie darauf, ob sich in dem Raum eine Kaffeemaschine oder zumindest eine Kaffeekanne befindet. Aber unauffällig. Wenn dem nicht so ist, nehmen Sie das Angebot eines Kaffees, wenn es denn gemacht wird, an. Wenn nicht, bitten Sie darum. Dann muss Ihr Zeuge den Raum verlassen, um den Kaffee zu holen, und Sie können sich im Raum umsehen. Sollte er seine Sekretärin anweisen, Pech gehabt. Scheuen Sie sich nicht, in eine Schublade oder einen Schrank zu schauen. Ganz korrekt ist das zwar nicht, aber manchmal muss sich unsereins zu helfen wissen.«
»Genial«, entfuhr es Fackner.
Berchtenbreiter kam mit zwei großen Tassen zurück, aus denen es dampfte. »Bitte sehr, meine Herren. Ich habe Ihnen beiden einen Kaffee mitgebracht, vielleicht bekommen Sie ja doch Lust darauf, er ist wirklich gut.« Er hatte sich an Fackner gewandt. »So, und jetzt lassen Sie uns zur Sache kommen. Ich erwarte gleich noch eine Lieferung. Und würde es Ihnen etwas ausmachen, sich auszuweisen?«
»Das ist mein Kollege, Kriminalobermeister Fackner. Ich bin Hans Dieter Feyerabend, Kriminalhauptkommissar.« Er und Fackner zückten ihre Marken.
Der Firmeninhaber prüfte die Dienstmarken, öffnete eine Schublade seines Schreibtisches und nahm zwei Visitenkarten heraus, die er über den Tisch schob. »Angenehm, meine Herren. Ich bin Hans Berchtenbreiter, Dr. Hans Berchtenbreiter, Diplom-Ingenieur, aber das wissen Sie sicherlich schon, wenn Sie mich recherchiert haben. Also, worum geht es?«
Feyerabend nahm einen Schluck Kaffee. Die Tatsache, dass der Verdächtige entgegen seiner ersten Einschätzung einen akademischen Hintergrund hatte, erforderte ein anderes, taktisches Vorgehen. Unbegreiflich, warum der Mann seinen Titel nicht auf seiner Homepage veröffentlichte. Aber Feyerabend war das recht, so musste er sich nicht auf ein für ihn niederes Niveau begeben. »Wir ermitteln in einer Südtiroler Angelegenheit und hoffen, dass Sie uns dabei weiterhelfen können.«
»Soso, in einer Südtiroler Angelegenheit. Aber was hat die deutsche Polizei damit zu tun?«
Feyerabend schilderte ausführlich den Grund ihres Besuches. »Was haben Sie uns dazu zu sagen, Herr Dr. Berchtenbreiter? Gestehen Sie Ihre Mittäterschaft?«
Der Doktor des Ingenieurwesens wiegte den Kopf hin und her. »Ja und nein.«
»Bitte äußern Sie sich verständlich.«
»Ja, ich habe das Gold angekauft. Und nein, ich gestehe meine Mittäterschaft nicht.«
»Was soll das heißen?«
Berchtenbreiter ging zu einem Aktenschrank und kehrte mit einem Ordner zurück. »Es ist Zweck meiner Firma, Waren ein- und auszuführen. Mein Gewinn resultiert aus der Spanne zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis. Edelsteine und Gold gehören zu meinem Spezialgebiet, doch letztendlich treibe ich mit allem Handel, was mir als gewinnträchtig erscheint. Da das nicht illegal ist, gibt es insofern auch keine Mittäterschaft. Ich kann Ihnen die Unterlagen zu dem Ankauf des Goldes gern raussuchen.« Er blätterte in dem Ordner.
Die Polizisten sahen sich verblüfft an. »Herr Dr. Berchtenbreiter, wir sprechen hier von Goldschmuggel. Das ist ein Straftatbestand.«
Der Händler nahm einige Blätter aus dem Ordner. »Da haben wir es schon. Richtig, Heinrich Gamper hieß der Mann. Dem müssen Sie Ihren Sermon erzählen, nicht mir. Wenn mir jemand etwas
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