Goldrausch in Bozen - Kriminalroman
Vincenzo nutzte die Zeit, um sich mal wieder um lästigen Papierkram zu kümmern. Das Telefon unterbrach ihn bei seiner ungeliebten Arbeit. Francesca Montani von der Telefonzentrale. » Buongiorno , Commissario, ich habe ein Gespräch aus Deutschland für Sie in der Leitung. Ein gewisser Kriminalhauptkommissar Hans Dieter Feyerabend aus Donauwörth.«
»Stellen Sie durch.«
»Grüß Gott, Commissario Bellini. Wir konnten heute Vormittag auf der Basis weitreichender Vorbereitungsmaßnahmen eine umfangreiche Zeugenbefragung bei der betreffenden Zielperson vornehmen und dabei alle Fragen klären, die für Ihre Ermittlungen relevant sind.«
Zeugenbefragung bei der betreffenden Zielperson? Hätte man nicht auch schlicht sagen können: Wir haben Berchtenbreiter verhört? Kriminalhauptkommissar Hans Dieter Feyerabend schien über einen umfangreichen Sprachschatz zu verfügen. Vincenzo musste sich beherrschen, um nicht laut loszulachen. »Das ist eine wirklich gute Nachricht. Und was hat Ihnen Berchtenbreiter erzählt?« Er nahm einen Schreibblock und einen Kugelschreiber aus einer Schublade.
Doch bevor er auf die Frage einging, schien Feyerabend es für angebracht zu halten, zunächst die näheren Umstände der Befragung der betreffenden Zielperson zu erläutern. »Es handelte sich um einen wahrlich schwierigen Einsatz. Wir konnten schließlich nicht wissen, inwieweit es sich bei der Zielperson um ein kriminelles Subjekt mit aggressivem Potenzial handelt. Das Subjekt war zwar bei uns nicht aktenkundig, trotzdem habe ich zu seiner Vernehmung sicherheitshalber einen Kollegen mitgenommen. Er verfügt über eine spezielle Nahkampfausbildung und hätte eingegriffen, wäre es zu tätlichen Übergriffen seitens der Zielperson gekommen. Aber der Einsatz ist optimal verlaufen. Ich habe die Befragung der Zielperson übernommen, Kriminalobermeister Fackner, mein Kollege mit der Spezialausbildung, hat die Zielperson beobachtet, jederzeit bereit einzugreifen, falls meine Fragen bei dem Mann Gewaltausbrüche provoziert hätten. Und der Verdacht war nicht unbegründet. Der Verdächtige war von äußerst kräftiger Statur, allein seine Körperhaltung ließ Aggressionspotenzial erkennen. Zudem wollten Sie ziemlich viele Informationen von ihm haben, die ihn, das sagt mir meine jahrzehntelange Erfahrung, durchaus in die Enge hätten treiben können. Sie wissen so gut wie ich, Commissario Bellini, was in solchen Situationen passieren kann. Und ich hoffe, Sie wissen genauso, dass wir von Amts wegen nicht verpflichtet gewesen wären, einem informellen Antrag einer Polizeibehörde aus dem Ausland stattzugeben. Kriminalobermeister Fackner und ich waren jedoch der einmütigen Meinung, dass wir Polizisten nationenübergreifend zusammenhalten müssen.«
Es gelang Vincenzo nicht, sein Lachen vollständig zu unterdrücken. Eine Art verkümmertes Kichern entwich ihm. Feyerabend sprach so gedehnt, auffallend intoniert und hoch, als spiele er eine skurrile Rolle in einer Komödie.
Feyerabend bemerkte die Erheiterung des Kollegen sofort. »Ist etwas mit Ihnen, Commissario?«
»Nein, nichts. Ich bin nur … ein wenig erkältet. Ich darf mich ganz herzlich für Ihre unbürokratische Unterstützung und Ihren aufopferungsvollen Einsatz bedanken. Aber jetzt schießen Sie los: Was haben Sie von Berchtenbreiter erfahren?«
Einen Vorteil hatte Feyerabends gedehnte Sprechweise zumindest: Vincenzo konnte problemlos mitschreiben. Bei dem, was Feyerabend jetzt erzählte, verging Vincenzo allerdings das Lachen. Während er zuhörte und mitschrieb, legte er gedanklich die nächsten Schritte fest. Feyerabends Monolog dauerte zehn Minuten. Davon waren fünf Minuten wertvolle Informationen, die ihnen weiterhelfen und Baroncini möglicherweise zum Einlenken bei der Notwendigkeit eines Durchsuchungsbeschlusses bewegen würden, und fünf Minuten Beschreibungen einer Halle, eines gekiesten Innenhofs und der Beweggründe, trotz unmittelbarer Nähe der Dienststelle zum Tatort, wie der deutsche Kollege es formulierte, mit einem Streifenwagen gefahren zu sein. Als Vincenzo mit Mühe und der gebotenen Höflichkeit Feyerabends Redeschwall unterbrechen konnte, verabschiedete er sich schnell und legte hastig auf, nur um sofort wieder zum Hörer zu greifen und Marzoli und Mauracher zu sich zu rufen
* * *
Hotel Christine
Luigi Ferrari kniete über Christine Albers Oberschenkeln und verwöhnte ihren Rücken und Nacken mit einer ausgiebigen Entspannungsmassage. Sie hatten
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