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Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall

Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall

Titel: Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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sowieso ziemlich angeschlagene Weltwirtschaft noch weiter belastete.
    Obwohl die sogenannten Experten nicht müde wurden, gebetsmühlenartig den auch weiterhin ungebrochenen langfristigen Aufwärtstrend zu beschwören, kam es in Folge dieser dramatischen Entwicklungen an den Börsen weder zu einer sogenannten Jahresendrallye noch zu dem sonst üblichen Investitionsschub zu Beginn des neuen Jahres.
    Während sich die großen Kapitalanlagegesellschaften aufgrund ihres enormen Informationsvorsprungs schnell auf die veränderte Lage einstellten und mit ihren Aktienverkäufen die Abwärtsbewegung noch weiter verstärkten, erstarrten die Kleinanleger entweder wie das berühmte Kaninchen vor der Schlange in völliger Handlungsunfähigkeit, oder sie ließen sich von den verheißungsvollen Versprechungen ihrer provisionsgierigen Berater zu einem sogenannten antizyklischen Käuferverhalten bewegen; was allerdings nichts anderes bedeutete, als dass man die bislang aufgelaufenen Wertverluste der Depots dadurch noch mehr ausweitete, indem man dem schlechten Geld noch gutes hinterher warf.
    Kurzzeitig fand die Hoffnung der Anleger auf eine Renaissance der wundersamen Geldvermehrung durch ab und an hell auflodernde Strohfeuer sogar Nahrung; aber letztlich vergrößerten sie durch diese neuen Engagements nur ihre Verluste, denn einer Zwischenerholung folgte stets ein weiterer Kurssturz – was wiederum manche tollkühnen Kleinanleger in Erwartung eines baldigen ›Turnarounds‹ zu einem Kaufen in die vermeintlich nur kurzzeitige Schwäche hinein verleitete.
    ›Günstige Einstiegskurse‹, ›einmalige Kaufgelegenheiten‹, ›attraktive Schnäppchenpreise‹ usw. trommelten die selbsternannten Kapitalmarktexperten immerfort ohne Unterlass – und die gutgläubigen, tumben Lemminge trotteten unbeirrt weiter in die existenzbedrohliche Zuspitzung ihrer eigenen finanziellen Situation.
    Vor dem Hintergrund eines zusammenbrechenden Sozialsystems und trotz eines enormen Anstiegs von Arbeitslosigkeit und Staatsverschuldung sah die deutsche Politik über alle Parteigrenzen hinweg dieser verhängnisvollen Entwicklung nicht nur weitgehend tatenlos zu, sie verstärkte vielmehr die sich in immer mehr Gesellschaftsbereichen abzeichnenden negativen Tendenzen durch effekthascherischen Aktionismus und lähmende Scharmützel zwischen den einzelnen, traditionell äußerst egoistisch sich gebärdenden Interessenverbänden.
    Auch Tannenbergs Heimatstadt konnte sich dem allgemeinen wirtschaftlichen Abwärtssog nicht entziehen: Der Stadtkämmerer verkündete ein Rekorddefizit nach dem anderen, aber der Oberbürgermeister träumte trotz der vielen zu stopfenden Haushaltslöcher weiter von einem, ›Pfalzarena‹ genannten, architektonischen Prestigeobjekt für seine Barbarossastadt. Und der 1. FCK stürzte, sowohl in sportlicher als auch finanzieller Hinsicht, weiter ungebremst in die Tiefe.
    Kriminalhauptmeister Geiger und seine ebenfalls immer noch dem Prinzip Hoffnung frönenden Kollegen wollten lange Zeit die radikalen Veränderungen, die sich auf den internationalen Finanzmärkten abspielten, nicht wahrhaben. Trotzig verbreitete der MPI -Junior-Consultant weiterhin die ihm von Midas-Power-Investments eingetrichterten Börsenweisheiten, wie zum Beispiel: ›Buy on bad news‹ oder ›Wenn die Nacht am dunkelsten, ist der Sonnenaufgang nicht mehr fern‹; aber im Verlauf des weiter an Dynamik gewinnenden Börsencrashs hielt er sich zunehmend mit seinen auswendig gelernten Sprüchen und angeblichen Insider-Tipps zurück.
    Da die Kursentwicklung ihrer Investments einen immer enttäuschenderen Verlauf nahm, stieg die Unzufriedenheit der von Geiger angeworbenen MPI -Kunden. Der noch bis vor kurzem mit Gurustatus versehene Polizeibeamte wurde immer mehr zum Buhmann, der für den schmerzlichen Kapitalverlust mitverantwortlich gemacht wurde.
    Besonders diejenigen seiner Kollegen, die ihren waghalsigen Ausflug in die erbarmungslose Welt der globalen Kapitalmärkte über eine Kreditaufnahme finanziert hatten, wurden ihm gegenüber zunehmend aggressiver, mussten sie schließlich nicht nur den Buchverlust ihrer Geldanlagen verschmerzen, sondern darüber hinaus auch noch für die Begleichung der zum Teil beträchtlichen Schuldzinsen der in Anspruch genommenen Darlehen aufkommen.
    Da immer deutlicher zutage trat, was die Profis schon immer wussten, nämlich die Tatsache, dass die Börse, aufgrund ihrer nur für Insider durchschaubaren Spielregeln, Kleinanleger

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