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Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall

Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall

Titel: Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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oder so. Sondern nur dann, wenn ein konkreter Anhaltspunkt auf kriminelle Machenschaften existiert. Wir haben schließlich im Moment genügend andere Sachen, um die wir uns intensiv kümmern müssen, zum Beispiel um das, was sich da zurzeit um den
1. FCK herum abspielt. Ich kann dir flüstern, da wird einem so ziemlich die gesamte Palette dessen geboten, was das K4 an Straftaten zu bearbeiten hat. Mann oh Mann, geht’s da ab! Ich bin echt gespannt, ob die jemals wieder aus diesem ganzen Schlamassel rauskommen. Also wir sind wirklich auch ohne Mord und Totschlag hier völlig ausgelastet. Das kann ich guten Gewissens behaupten.«
    »Glaub ich dir ja, Cherry! Aber, ich will noch was von dir wissen: FIT.net soll Liquiditätsprobleme haben. Hast du da was läuten gehört?«
    »Nee«, antwortete Gregor Kirsch kopfschüttelnd. »Im Übrigen sind Liquiditätsprobleme nicht strafbar. Das kommt in den besten Familien, ich meine natürlich Firmen, vor.«
    »Wie kann es eigentlich überhaupt zu solchen wirtschaftlichen Schwierigkeiten bei so einem großen Unternehmen kommen? Erklär das doch mal kurz einem Normalsterblichen, der keine Ahnung von diesem verflixten Wirtschaftskram hat.«
    »Tanne, das ist ganz einfach: Wenn du auf Dauer mehr Geld ausgibst, als du einnimmst, kannst du irgendwann deine Rechnungen nicht mehr bezahlen.« Der Wirtschaftskriminalist wartete, bis sein Gegenüber ihm mit einem stummen Kopfnicken bestätigt hatte, dass er ihm bis hierhin gedanklich folgen konnte. »So, und dann musst du entweder an deine Rücklagen gehen oder, wenn keine mehr da sind, dir Geld bei der Bank leihen. Und wenn die das nicht macht, zum Beispiel, weil du keine Sicherheiten bieten kannst, dann hast du ein Liquiditätsproblem!«
    »Okay, kapiert.«
    »Weißt du, diese Gerüchte über angebliche Zahlungsschwierigkeiten eines Unternehmens werden oft von Konkurrenten, Börsenspekulanten oder von entlassenen Mitarbeitern bewusst gestreut. Meist entbehren sie jeglicher Grundlage.«
    »Noch ein letztes, Cherry: Hab ihr irgendwas gegen MPI vorliegen, eine Anzeige oder so etwas?«
    »Nee, überhaupt nichts. Noch nicht mal einen klitzekleinen Anfangsverdacht, keinerlei Hinweise auf irgendetwas Irreguläres. Die sind bis jetzt immer ihren Zahlungsverpflichtungen gegenüber den Kunden nachgekommen. Da hab ich ja auch mein Geld angelegt, wie viele andere Kollegen übrigens auch. Und du kannst sicher sein, dass wir allein schon deshalb ein wenig genauer hingeschaut haben. Aber da ist wirklich alles im grünen Bereich! Bist du eigentlich auch schon Kunde bei denen?«
    »Nein.«
    »Dann wird’s aber mal Zeit! Weißt du, was wir machen: Ich werbe dich als Neukunde, und dann teilen wir uns meine Vermittlungsprovision!«

14
    Wieder gingen ein paar ereignislose Wochen ins Land, in denen die Kaiserslauterer Mordkommission kaum Ermittlungsfortschritte erzielte. Zwar hatte man über die Person Dr. Frederik Croissants eine interessante Querverbindung zwischen der Softwarefirma FIT.net und dem Investmentunternehmen MPI entdeckt und damit einen möglicherweise Erfolg versprechenden neuen Ansatzpunkt gefunden, aber die Befragung des Anwalts gestaltete sich doch weitaus unergiebiger als von den Kriminalbeamten erhofft, schließlich konnte er auf die ernüchternde Tatsache verweisen, dass es wirklich nicht ungewöhnlich war, wenn eine renommierte Kanzlei gleichzeitig mehreren Firmen Rechtsbeistand leistete.
    Auch die intensivierten Ermittlungen im persönlichen Umfeld der brutal ermordeten Susanne Niebergall waren nicht von Erfolg gekrönt, ergaben die Recherchen doch keinerlei neue Erkenntnisse. Ebenfalls ohne greifbare Ergebnisse endete die mühevolle Überprüfung aller Fingerabdrücke der FIT.net -Mitarbeiter, die von Mertel und seinem Team durchgeführt worden war.
    Im Gegensatz zum frustrierenden Stillstand der polizeilichen Alltagsarbeit ereigneten sich an den Finanzmärkten zu dieser Zeit gewaltige Turbulenzen: Bilanzskandale und Unternehmenszusammenbrüche erschütterten die Weltbörsen. Ausgelöst wurde dieses Crashszenario vor allem von den in der Boomphase der vorangegangenen Jahre wie Phönix aus der Asche kometenhaft emporgeschossenen Technologiefirmen, die nun reihenweise wie Kartenhäuser in sich zusammenfielen.
    Zu diesen negativen Begleiterscheinungen einer am zyklischen Wendepunkt befindlichen ökonomischen Wellenbewegung gesellte sich aufgrund der sich weiter zuspitzenden geopolitischen Konflikte ein explodierender Ölpreis, der die

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