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Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall

Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall

Titel: Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Kaiserslautern nie aussehen, weil er nie so blöd wäre, in eine Baugrube zu fallen. Ja, ja, wenn sich die Waldbewohner ein Mal in ihrem Leben aus ihren dunklen Höhlen herauswagen und im schönen Landau Federweißer trinken gehen.«
     

5
    »Jedenfalls haben wir wenigstens der Bundesbahn ein Schnippchen geschlagen. Denn als ob ich’s geahnt hätte, dass wir heute Nacht noch eine Freifahrt spendiert bekommen, hab ich keine Rückfahrkarte gelöst«, sagte Dr. Schönthaler, als der Krankentransporter im Morgengrauen in die Beethovenstraße einbog. »Aber, weißt du was?«
    »Was soll ich wissen?«, brummte Tannenberg übellaunig zurück.
    »Ist dir eigentlich während der letzten Stunden klar gewesen, wie abhängig du von mir warst? Ich bin nämlich dein Vormund gewesen. Und in dieser Funktion hab ich zum Beispiel der Klinik eine Blanko-Vollmacht für alle möglichen Untersuchungen und Operationen ausgestellt. Ja, ich hab sogar eine Verzichterklärung auf Schadenersatz unterschrieben. Erst fand ich diese Sache ja ganz lustig, aber jetzt bin ich ehrlich gesagt doch ziemlich froh, die Verantwortung wieder an deine Eltern abgeben zu können. Auf Dauer wärst du nämlich ein ganz schön großer Klotz am Bein.«
    »Ach Gott, Wolfi, was ist denn mit dir passiert?«, schrie plötzlich Mutter Tannenberg vom gerade geöffneten Küchenfenster ihrer Parterrewohnung aus.
    Ihr Ehemann, ein notorischer Frühaufsteher, streckte zwar kurz nachdem sich seine Frau auf den Weg zur Haustür gemacht hatte, ebenfalls neugierig seinen Kopf durch den Fensterrahmen, aber er nahm die Angelegenheit sichtlich gelassener: »Ist der Herr Hauptkommissar etwa in eine Schlägerei geraten? Ich hoffe, der andere sieht noch schlimmer aus als du. Hast du wenigstens gewonnen?«
    »Klar hat er gewonnen!«, verabschiedete sich der Landauer Chauffeur, während er sich beeilte, in seinen Mercedes-Bus zu kommen, »das arme Baustellenloch konnte sich ja schließlich nicht wehren!«
    »Zieh bloß schnell Leine, du blöder vorderpfälzischer Traubenlutscher!«, zischte Tannenberg in Richtung des mit aufheulendem Motor davonbrausenden Krankenwagens.
    »Mutter, sperr sofort den Köter weg!«, giftete er direkt anschließend hoch zu seiner alten Mutter, die, beide Hände vor den weit aufgerissenen Mund gepresst, wie versteinert vor ihrer Haustür stand.
    Unter der langen, blau-grau-karierten Kittelschürze lugte ein asthmatisch kläffender Langhaardackel selbstbewusst hervor, der sich zwischen zwei Pantoffeln eingebettet augenscheinlich ziemlich sicher wähnte.
    Kommentarlos befolgte Margot Tannenberg die barsch vorgetragene Anweisung ihres jüngsten Sohnes und sperrte den fetten, kleinen Hund in die Besenkammer.
    Dann kam sie schnell zurück ins Freie. »Wolfi, komm doch in die Küche und erzähl uns mal, was überhaupt passiert ist. Ach Gott, siehst du schrecklich aus!«
    »Halb so schlimm, Mutter!«
    »Konnten Sie denn nicht besser auf ihn auspassen?«, herrschte sie plötzlich Dr. Schönthaler vorwurfsvoll an. »Ich hab gedacht, Sie sind sein Freund. Warum haben Sie ihm denn nicht geholfen?«
    »Jetzt sei aber endlich mal still, Mutter! Der Rainer war gar nicht dabei, als es passiert ist. Außerdem hat er mir sehr geholfen. Wahrscheinlich hat er mir sogar das Leben gerettet!«
    »Was? Um Gottes Willen!«
    »Nun übertreib mal nicht. Sonst steh ich womöglich noch morgen in der Zeitung und bekomm irgend so ’ne alberne Medaille um den Hals gehängt.«
    »Wisst ihr was Leute: Ich kann einfach nicht mehr. Ich brauch jetzt dringend meine Ruhe!«, sagte Tannenberg und schleppte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Treppe empor in seine Wohnung.
    Mühsam quälte er sich aus seiner verdreckten Kleidung, warf sie achtlos in die Ecke und ließ sich in Unterwäsche völlig erschöpft auf die Couch niedersinken, wo er schon nach kurzer Zeit in einen tiefen, traumlosen Schlaf fiel.
    Bereits drei Stunden später wurde er allerdings von starken Schmerzen aufgeweckt, die von seiner rechten Körperseite aus kommend überall hin ausstrahlten.
    Egal, wie sehr ihr mich auch quält – ich schluck keine Schmerztabletten, donnerte er zornig seinen Peinigern entgegen.
    Nach einigen dringend notwendigen Körperpflegeprozeduren, die sich aufgrund der körperlichen Beeinträchtigungen sehr schwierig gestalteten, quälte er sich die ihm schier endlos erscheinenden Treppenstufen hinunter zu der Wohnung seiner Eltern, wie meist einem ebenso trivialen wie zentralen menschlichen

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