Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall

Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall

Titel: Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
Vom Netzwerk:
wirklich zu gütig! Also, zweitens: Ich weiß auch, wo die Benzinkanister gestanden haben, mit deren Inhalt das Feuer wahrscheinlich entfacht wurde. Ja, sie wurden dort unten im Keller sogar auf meine ausdrückliche Anweisung hin untergebracht. Drittens habe ich mit Susanne ein Verhältnis gehabt, von dem meine Mitarbeiter genauso wissen wie meine Frau, die Sie ja auch schon in dieser Angelegenheit befragt haben.«
    Der vierte Finger seiner rechten Hand klappte nach vorne.
    »Viertens werden Sie in der Schaltzentrale, und dort speziell auf den Bedienungselementen der Alarm- und der Feuermeldeanlage, meine Fingerabdrücke finden; denn ich habe diese Schutzeinrichtungen vor kurzem eigenhändig auf Funktionstüchtigkeit hin überprüft. Und fünftens hab ich natürlich von Susannes Anwesenheit in der Firma gewusst, weil sie in der Vergangenheit immer, wenn der Quartalsabschluss anstand, am Wochenende in ihrem Büro gearbeitet hat.«
    »Interessant! Wie ich sehe, haben Sie sich wirklich sehr gut vorbereitet, Herr Professor«, anerkannte Tannenberg und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, gespannt darauf, was nun folgen würde.
    »Jetzt hätten Sie ja fast schon eine Indizienkette beisammen. Fehlt ja eigentlich nur noch ein Motiv, oder?«
    »Ja, stimmt! Dann schießen Sie mal los!«
    »Aber bitte, Herr Hauptkommissar, wo bleibt denn Ihre Phantasie? Das ist doch jetzt, nach all dem, was ich Ihnen eben erzählt habe, geradezu ein Kinderspiel! Wie wäre es denn zum Beispiel mit Liebe, Hass, Eifersucht – was weiß ich!«
    »Dann brauchen wir jetzt ja nur noch ein Geständnis von Ihnen, und Sie können dann gleich hier bleiben.«
    »Ein Geständnis!«, lachte der sehr gepflegte, leicht gebräunte Firmenchef und drehte sich Dr. Croissant zu. »Der Herr möchte ein Geständnis! Warum um alles in der Welt soll ich denn mein Betthupferl umbringen?«
    »Ihr Betthupferl? Interessanter Ausdruck!«, bemerkte Tannenberg.
    »Ja, warum soll ich es nicht so nennen? Es gibt keinen Begriff, der die Beziehung zwischen uns besser hätte beschreiben können! Übrigens hat sich in dieser Hinsicht in letzter Zeit nichts mehr zwischen uns abgespielt; das hatte sich irgendwie totgelaufen. Ich denk von beiden Seiten aus. Sie haben aber schon wieder etwas vergessen!«, sagte Professor von Wandlitz und richtete seinen Oberkörper mit einem geradezu herausfordernden Selbstbewusstsein auf.
    »Und das wäre?«
    »Mein Alibi!«
    »Richtig! Ihr Alibi«, bemerkte der Kommissariatsleiter eher beiläufig. »Genau, Herr Professor. Wie sieht’s denn eigentlich mit einem Alibi für die Tatzeit aus?«
    »Kein Problem, Herr Hauptkommissar: Ich habe nämlich für die Zeit von 10 bis 24 Uhr an diesem Samstag ein wasserdichtes und lückenloses Alibi.«
    »Das wird ja wirklich immer interessanter, was Sie uns hier berichten. Und wie sieht Ihr wasserdichtes Alibi aus, wenn ich fragen darf?«
    »Sie dürfen. Ich war ab 10 Uhr bei dem Justiziar unserer Firma, der Ihnen hier schräg gegenübersitzt. Wir haben morgens ein paar geschäftliche Dinge besprochen und sind danach zum Essen ins › La Boheme ‹. Dann sind wir wieder zu ihm nach Hause gefahren und haben uns das Fußballspiel zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem VFB Stuttgart live in Premiere angeschaut. Anschließend haben wir es uns vor dem offenen Kamin gemütlich gemacht und dabei GO gespielt. – Kennen Sie zufällig dieses unglaublich faszinierende japanische Strategiespiel, das allein in den ersten drei Zügen über eine Million Variationsmöglichkeiten bietet? Ich hab darüber sogar mal ein Buch geschrieben. Titel: ›GO oder die Fähigkeit, sich in differenzierten Märkten strategisch effizient zu bewegen‹.«
    »Nein, ich spiele nur Schach«, entgegnete Tannenberg leise mit einem beinahe entschuldigenden, wenn nicht sogar leicht devoten Unterton, der ihn selbst ziemlich erschreckte.
    Aber er fühlte sich noch immer irgendwie gelähmt, war zur Anwendung effizienter Verhörpraktiken kaum in der Lage. Denn das, was ihm hier in den letzten Minuten geboten wurde, hatte er in den zwanzig Jahren seiner Kriminalistentätigkeit wirklich noch nie erlebt. Es war einfach unglaublich. Da kam ein Tatverdächtiger, der ja noch gar keiner war, hier zu ihm ins Kommissariat und ging, als ob es sich um das Selbstverständlichste auf der Welt handelte, voll in die Offensive. Lieferte alles: von belastenden Indizien, über mögliche Motive, bis hin zum hieb- und stichfesten Alibi.
    »Wieso ist das eigentlich ein

Weitere Kostenlose Bücher