Goldschatz
schafften nur wenige Frauen. Sie verlor nicht einmal in ziemlich verfahrenen und brenzligen Situationen ihren Humor, auch wenn er manchmal etwas schräg war.
Außerdem hatte sie Mumm. Schon möglich, dass sie in mancher Beziehung eine lange Leitung hatte. So hatte sie beispielsweise lange gebraucht, um zu begreifen, dass auf sie geschossen wurde, aber dann hatte sie sich der Gefahr mutig gestellt. Na ja, gewissermaßen.
Er lächelte wieder. Und dann war da ihre Unschuld. Bei diesem Gedanken musste er leise lachen, woraufhin er einen Blick auf die geschlossene Tür warf und lauschte. Er wollte nicht, dass sie ihn lachen hörte.
Auch wenn Fiona sich für eine noch so abgebrühte Städterin hielt, war sie in Wirklichkeit unglaublich naiv. Zum einen schien sie keine Vorstellung davon zu haben, wie schön sie war. Für sie war es nur ein Witz, sich zurechtzumachen wie ein Filmstar der fünfziger Jahre. Aber als er sie das erste Mal so gesehen hatte, mit diesen dunklen Augen, dem dunklen Haar und den tiefroten Lippen über dem Grübchen im Kinn ...
Er unterbrach seine Gedanken und sah aus dem Fenster.
»Du hast sie begehrt«, flüsterte er und nahm dann noch einen Schluck. Aber »begehren« war eigentlich nicht alles. Welcher Mann würde eine einen Meter achtzig große geheimnisvolle Göttin nicht begehren?
Aber es war mehr als Verlangen. Er dachte daran zurück, wie verhasst ihr die Hütte seines Onkels gewesen war. Ace war Jahre nicht mehr dort gewesen und der heruntergekommene Zustand hatte ihn selbst überrascht. Im Bau eines Mistkäfers hätten sie ein saubereres Versteck gefunden als in dieser Bruchbude.
Aber Fiona hatte die Ärmel hochgekrempelt und mit angepackt, und nach dem ersten Schock hätte sie sogar ihren Humor wiedergefunden. Letztendlich hatte sie dafür gesorgt, dass sie einen angenehmen Abend dort verbracht hatten. Wie viele Frauen wären dazu wohl in der Lage gewesen? Lisa hätte sich zweifellos endlos darüber beklagt, dass ihr Nagellack abblätterte.
Ace leerte seinen Whisky. Er hatte vor, Lisa René in wenigen Wochen zu heiraten, vorausgesetzt, man steckte ihn nicht wegen Mordes in den Knast.
Er wandte sich vom Fenster ab und blickte auf die Couch. Sie war groß genug, um als Schlafcouch zu dienen. Ace beschloss, sich sofort hinzulegen, denn schließlich mussten sie am nächsten Tag mit ihrer intensiven Suche beginnen. Wonach sie suchen sollten, war ihm noch nicht klar, und er wusste auch noch nicht, wo sie anfangen sollten.
Aber eines wusste er genau: Er musste irgendwie dafür sorgen, dass Fionas Wut gegen ihn erhalten blieb. Ace machte es sich auf dem Sofa gemütlich und schloss die Augen. Sofort tauchten vor seinem geistigen Auge Bilder von Fiona in der Wanne auf, davon, wie sie ihre endlos langen Beine aus dem Wasser hob. Wütend, dachte er. Ja, genau. Wütend.
Kapitel 13
Guten Morgen«, flötete Fiona in bester Laune, als Ace die Schlafzimmertür öffnete. Sie war bereits fertig angezogen und saß an dem kleinen Sekretär gegenüber dem Bett. Als Ace aus dem Bad kam, lächelte sie ihn an.
»Also gut«, sagte er misstrauisch. »Was ist passiert?«
»Nichts«, entgegnete sie immer noch lächelnd.
Ace musterte sie aus zusammengekniffenen Augen. »Was heckst du aus?« Er ging zum Sekretär hinüber und sah, dass sie jedes Blatt Papier aus der Schublade beschrieben hatte. Außerdem hatte sie, als ihr das Papier ausgegangen war, die Zimmerservice-Karte voll gekritzelt sowie die Innenseite des Aktendeckels, in dem sich die Hotelunterlagen befanden.
»Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass du Recht hast«, sagte sie.
Ace stöhnte. »Wenn eine Frau so etwas sagt, weiß ich, was mir bevorsteht.«
Fionas Gesichtsausdruck veränderte sich und in ihren Augen flammte Zorn auf. »Ich bin fast die ganze Nacht wach gewesen und habe mir immer wieder gesagt, dass du unmöglich so furchtbar sein kannst, wie du zu sein vorgibst, aber offenbar war das ein Irrtum.«
»Stets zu Diensten«, sagte er und setzte sich ans Fußende des Bettes. »Hast du dich schon entschieden?«
»Mir hat die Art nicht gefallen, wie du mich zur Räson gebracht hast. Aber ich muss zugeben, dass du Recht hast: Wenn wir uns jetzt stellen, kommen wir nie wieder raus. Dieser Ansicht bist du doch auch, oder?«
»So ziemlich. Und was hast du da alles geschrieben?«
»Ich habe versucht festzuhalten, was wir bereits wissen und was wir noch herausfinden müssen.«
»Und?«
Ehe sie etwas erwidern konnte, wurde an die Salontür
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