Goldschatz
dich daran erinnern würdest, wie genau die Karte ausgesehen hat, könnte ich vielleicht von hier bis zum Versteck finden. Das heißt, wenn die Löwen überhaupt noch dort sind.«
»Mein Vater hat mir insgesamt 22 Karten geschickt. Die erste kam, als ich ein Jahr alt war, und sie zeigte den Weg zum Lollipop Mountain. Hiernach hat er mir noch weitere 21 Karten geschickt. Woher sollte ich denn wissen, dass eine davon echt war?«
»Schon gut«, sagte Ace und wandte sich von ihr ab, bemüht, seine Frustration zu verbergen. Er hatte sie schon vor Tagen nach den Karten gefragt, aber sie hatte erwidert, dass sie unmöglich echt sein konnten. Und jetzt hielt er einen goldenen Nagel in der Hand und sie erklärte plötzlich, ihr Vater habe in einer seiner Schatzkarten solche Nägel verwendet.
Als er sich ihr wieder zuwandte, war er ruhiger. »Okay, erklär es mir noch mal.«
Fiona knirschte mit den Zähnen. Er führte sich auf, als hätte sie ihm die Information willentlich vorenthalten. »Als ich neun war, schickte er mir die Nagel-Karte. Zumindest hat meine Freundin Ashley sie so genannt; es war ihre Lieblingskarte.«
»Neun.« Die Hände hinter dem Rücken verschränkt, begann Ace, auf und ab zu gehen. Es gab nicht viel festen Boden dafür. Und Fiona war sicher, etwas dicht unter der Wasseroberfläche vorbeihuschen gesehen zu haben.
»Aber die Raffles-Geschichte hat er dir erst geschickt, als du elf warst. Und wurden nicht eben diese Briefe gestohlen? Wurde die Karte, die du bekamst, als du elf warst, ebenfalls entwendet?«
»Ja«, entgegnete sie und ihr Zorn wandelte sich langsam in Furcht. Ace hatte schon immer behauptet, dass die ganze Sache von langer Hand geplant worden sei. Jetzt erst dämmerte ihr, wie weit diese Planung zurückreichte. Aber warum? Wenn der Dieb die Karte beim ersten Mal nicht bekommen hatte, warum war er dann nicht einfach ein zweites Mal eingebrochen? Oder war er auf mehr aus als auf die zwei goldenen Löwen?
»Dein Vater hat dir die Karte also zwei Jahre vor der Geschichte geschickt?« Ace’ Stimme klang so eindringlich, dass es ihr beinahe vorkam, als würde er ihre schrecklichen Gedanken lesen.
»Ja.«
»Und in all den Jahren haben die Karten, einschließlich jener, die du mit elf Jahren bekommen hast und die später gestohlen wurde, im Flur deiner New Yorker Wohnung gehangen. Richtig?«
»Exakt.«
»Und jetzt sind sie ...?« Er wartete auf ihre Antwort. »Das letzte Mal, als ich sie gesehen hab, lagen sie in einer Einkaufstasche von Saks auf der Fifth Avenue in meinem Büro auf dem Fußboden.«
»Großartig«, sagte Ace und ließ sich auf einen Baumstumpf sinken. »Glaubst du, wir könnten deinen Boss anrufen und ihn bitten, sie uns per Express zu schicken?«
»Ich wusste ja, dass du mir nicht zuhörst!«, schimpfte sie und stemmte die Fäuste in die Seiten. Warum gab er sich immer solche Mühe, sie wütend zu machen? Warum konnte er nicht gleich zuhören und ...
»Ich höre dir zu. Erklär es mir bitte. Ich habe alle Zeit dieser Welt.« Er verschränkte die Arme über der Brust und lächelte sie an.
Fiona holte tief Luft. »Also gut, ich werde noch einmal versuchen, es dir zu erklären. Zweimal im Jahr bekommt Kimberly einen Auftrag. Es wird gemunkelt, dass der Auftrag vom Präsidenten der USA erteilt wird. Die Rechtsabteilung meint, wir könnten dies nicht offen behaupten. Wie auch immer. Sie hat in einem Zirkus gearbeitet, war Führerin in einem wieder aufgebauten frühamerikanischen Dorf, elizabethanische Schauspielerin, Innenausstatterin ...»
»Und ihr verkauft Kleider und Accessoires für jeden neuen Charakter, den sie verkörpert.«
»Jemand auf dieser Welt muss ja dafür sorgen, dass Geld den Besitzer wechselt«, sagte sie eine Spur schärfer, als es ihre Absicht gewesen war.
»Hat sie jemals auch etwas sozial Engagiertes getan?«, fragte Ace.
»Das hat sie tatsächlich«, entgegnete Fiona barsch; dann musste sie plötzlich lachen und Furcht und Zorn fielen von ihr ab. Als sie erkannt hatte, dass sie eine echte Schatzkarte besaß, hatte ihr die Furcht schlicht die Sprache verschlagen. Dann hatte Ace sich wieder einmal wie eine Nervensäge aufgeführt, hatte ihr Vorwürfe gemacht, weil sie nicht früher an die Karte gedacht hatte, hatte vorgegeben, kein Wort von dem, was sie sagte, zu verstehen. Und mit dieser Show hatte er es wahrhaftig geschafft, ihre innere Anspannung zu lösen.
Lächelnd wandte sie sich ihm zu. »Das war sogar einer unserer erfolgreichsten
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