Goldschatz
restlos zufrieden mit ihrem Leben gewesen, so wie es war. Aber jetzt war ihr rückblickend klar, dass sie nie zu diesem Leben würde zurückkehren können. Es fehlte etwas in einem Dasein, in dem sich alles nur um Geld drehte. Und sosehr sie auch versucht hatte, sich selbst davon zu überzeugen, dass ein höherer Sinn in einer Puppe lag, die zweimal jährlich in neuem Outfit herausgebracht wurde, schien es ihr jetzt, als hätte Ace Recht mit seiner Meinung: dass sie sich dafür aufgeopfert hatte, Geld für eine ohnehin sehr reiche Firma zu scheffeln.
Und letztendlich war sie selbst nicht wichtig gewesen. Sie hatte geglaubt, Kimberly sei ihr Leben, aber wie sich herausgestellt hatte, kam die Firma auch sehr gut zurecht, ohne dass Fiona Burkenhalter über Kimberlys Belange entschied. Und wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst war, war Fiona sogar der Überzeugung, dass es Menschen gab, die noch mehr aus Kimberly machen konnten, als sie es je vermocht hätte.
»Die Flut«, flüsterte sie in der Dunkelheit.
»Was?«, fragte Ace von Suzies anderer Seite her.
»Ich komme mir vor wie die Heldin einer dieser gotischen Liebesgeschichten. Du weißt schon: Sie geht spazieren, und obgleich sie am Meer aufgewachsen ist, -vergisst- sie die Gezeiten und wird von der Flut überrascht.«
»Oh«, sagte Ace nur. »Und schafft sie’s?«
»Natürlich. Und letztendlich stellt sie fest, dass ihr Missgeschick das Beste war, das ihr je widerfahren ist.«
»Irgendwie glaube ich nicht, dass eine Mordanklage zum Höhepunkt deines Lebens wird.«
Fiona holte tief Luft, ehe sie darauf antwortete. »Vielleicht nicht, aber ich glaube, dass ich wie alle Heldinnen etwas gelernt habe.« Vielleicht war es dieses Eingeständnis, das einen Knoten in ihrem Inneren löste, sodass sie endlich einschlafen konnte.
Das Nächste, was sie registrierte, war, dass Ace sie wachküsste. Sie brauchte einen Moment, um sich darüber klar zu werden, dass sie zusammen im Bett lagen - allein! -und dass er endlich mit ihr schlafen würde.
Genüsslich bog sie den Kopf zurück und hielt die Augen geschlossen, während seine Küsse ihren Hals hinabwanderten und seine Hände aufwärts über ihre nackten Arme strichen, um dann wieder abwärts zu gleiten, bis sie ihre Brüste fanden. Fiona schob die Beine zwischen seine und konnte sich davon überzeugen, dass er bereit war.
Nie in ihrem Leben hatte sie etwas so sehr gewollt wie diesen Mann. Mit einem Seufzer gab sie seinem fordernden Mund nach und öffnete die Lippen. Dann schob sie ihn mit der ganzen Kraft ihrer Beine zurück und schwang sich rittlings auf ihn.
»O Baby«, murmelte er und ließ die Hände über ihren Rücken und ihre Hüften herabgleiten.
»Sie ist da!«, rief Suzie laut von der Tür aus.
Ace und Fiona unterbrachen nicht einmal ihren Kuss, als er sie auf den Rücken rollte.
Das Liebesspiel der beiden ignorierend, setzte Suzie sich zu ihnen auf die Bettkante. »Die Geschichte ist da«, sagte sie und nippte an ihrer Kaffeetasse. »Fiona, ich schätze, es ist deinen Freundinnen doch gelungen, sich Zutritt zu deiner Wohnung zu verschaffen. Es war wirklich sehr mutig von ihnen, so viel zu riskieren. Sie müssen Großes auf dich halten. Tun sie das?«
Fiona bekam im Augenblick nicht allzu viel mit, aber ein Teil von ihr begann sich widerwillig von Ace und seinen Liebkosungen zu lösen.
»Tun sie das?«, fragte Suzie noch einmal, diesmal lauter.
Als weder Ace noch Fiona antworteten, beugte Suzie sich über sie. »Halten deine Freundinnen große Stücke auf dich?!«
Ace rollte sich auf den Rücken und wollte Suzie unumwunden mitteilen, was er von ihr hielt. Aber Fiona wollte es nicht hören. Ja, sie wollte mit Ace schlafen, wünschte es sich sogar sehr, aber irgendetwas hielt sie noch davon ab, sich ihm rückhaltlos hinzugeben. Sie wusste selbst nicht, was es war, aber irgendwas stand noch zwischen ihnen. Vielleicht lag es daran, dass sie in ihren Augen keine gemeinsame Zukunft hatten, da er Lisa liebte und sie bislang nur unter sehr belastenden Umständen zusammen gewesen waren. Und doch war da auch noch etwas anderes.
Also rollte sie sich aus dem Bett und stand auf. »Ja, meine Freundinnen halten große Stücke auf mich.«
Es war offenkundig, dass es Suzie Absicht gewesen war, ihren Zärtlichkeiten ein Ende zu machen. Aber warum? Wenn sie zurückblickte, konnten Suzies zahlreiche perfekt getimte Störungen unmöglich Zufall sein. Jedes Mal, wenn sie und Ace einander berührten, stellte Suzie
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