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Goldstein

Goldstein

Titel: Goldstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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Hatte Charly sich derart in diese Sache verrannt, dass sie eine Mörderin deckte?
    »Wir ermitteln einstweilen in alle Richtungen«, sagte Gennat, »und da dieser Fall vordringlich zu bearbeiten ist, werden wir einige Umbesetzungen in den aktuell laufenden Mordkommissionen vornehmen.«
    Wenn der Buddha persönlich eine Ermittlung leitete, dann war das immer etwas Besonderes. Rath merkte, dass selbst alte Hasen nervös wurden, weil sie hofften, der Leiter der Inspektion A würde sie in seine Ermittlungsgruppe rufen. Auch Rath spürte eine gewisse Unruhe. Wie bei einer Tombola, wenn die Hauptgewinne gezogenwurden. Bei Gennat konnte man immer etwas lernen, außerdem war es gut fürs Renommé. Dafür würde er sogar eine Zusammenarbeit mit Wilhelm Böhm in Kauf nehmen. Den hatte Gennat nämlich als Ersten aufgerufen. Dazu Grabowski und Mertens und ein paar weitere Kriminalassistenten, die Rath nicht so gut kannte. Er selbst ging leer aus, ebenso Gräf. Dabei hatte Rath immer geglaubt, der Buddha möge ihn. Plisch und Plum waren gar nicht im Saal, und kaum hatte der Buddha seine Mannschaft zusammengestellt, sollte das Plenum auch erfahren, warum.
    »Wir hatten heute Morgen noch eine Wasserleiche, die aus der Mühlendammschleuse geborgen wurde«, sagte Gennat. »Ich habe die Kollegen Henning und Czerwinski damit beauftragt.«
    Somit hatte Gennat also einen Großteil der Leute, die sich mit dem Fall Kubicki beschäftigt hatten, dem toten SA-Mann vom Humboldthain, mit anderen Aufgaben betraut. Blieben nur noch Rath, Gräf und Tornow. Wahrscheinlich war der Kriminalrat der Ansicht, Rath und Gräf hätten immer noch den Fehler vom Wochenende wiedergutzumachen, denn Abraham Goldstein war nach wie vor ihr Hauptverdächtiger. Nett, dass ihnen mit Tornow wenigstens noch ein weiterer Mitarbeiter zur Verfügung stand. Oder sollte der auch zurück zur Fahndung? Nein. Gennat bat ausdrücklich Rath, Gräf und Tornow in die Mordbereitschaft, im Anschluss an die Sitzung.
    Dort händigte Böhm ihnen die Ermittlungsakte Kubicki aus, die schon zwei dicke Leitzordner umfasste.
    »Einen Ordner habe ich so gut wie alleine gefüllt«, sagte Gräf mit einem säuerlichen Lächeln, »seitenweise unnütze Vernehmungsprotokolle von unnützen angeblichen Zeugen.«
    »Dann wissen wir ja schon mal, was wir nicht lesen müssen«, knurrte Rath. Er fragte sich, ob der alte Jude jemals wieder aufgetaucht war und seine Aussage bei Gräf wiederholt hatte, aber das hörte sich nicht so an. Er gab einen Ordner dem Kriminalsekretär in die Hand, den anderen Tornow und wollte gerade gehen, da wedelte Böhm mit einer Mappe vor seinem Gesicht herum.
    »Moment«, meinte der Oberkommissar. »Das ist auch noch für Sie!«
    Rath schaute fragend.
    »Eben reingekommen«, sagte Böhm, »vom ED. Sieht so aus, alshätten wir eine zweite Leiche in diesem Fall. Schon mal was von Ratten-Rudi gehört?«
    »Von den Nordpiraten?«
    Böhm nickte. »Richtig. Leichenfund auf der Mülldeponie Schön­eiche vor ein paar Tagen. Von Kronberg mittlerweile zweifelsfrei als Rudi Höller identifiziert. Eine Kugel in den Kopf, eine in die Brust. Vermutlich dieselbe Waffe wie bei Kubicki.«
    »Verdammt«, entfuhr es Gräf. »Wissen die Nordpiraten das schon?«
    »Noch nicht«, knurrte Böhm und schielte dabei misstrauisch zu Rath hinüber. »Aber grundsätzlich würde ich Ihnen raten: Finden Sie Goldstein, bevor die Nordpiraten ihn finden.«
    »Vielleicht kriegen Sie ihn hiermit«, sagte Kriminalassistent Grabowski. »Womöglich eine Spur.«
    Rath starrte auf die Mappe, die der Mann ihm reichte. Fast sah es so aus, als wollten Böhms Leute alles loswerden, was mit dem Fall irgendwie zu tun hatte.
    »Ich habe endlich herausgefunden, wo Goldstein Zigaretten eingekauft hat«, fuhr Grabowski fort. »Der Mann im Tabakladen hat ihn jedenfalls auf der Zeichnung erkannt. Demnach hat ein Mann, auf den die Beschreibung von Abraham Goldstein zutrifft, am Sonntagmorgen am Stettiner Bahnhof eine größere Menge amerikanischer Zigaretten gekauft, Marke Camel.«
    Rath schaute in die Mappe. Das Erste, was er sah, war eine lange Adressenliste. Es las sich wie ein Unterkunftsverzeichnis von Groß-Berlin. »Was ist das?«, fragte er.
    »Ich habe schon einmal die Hotels herausgesucht, die sich in der Nähe befinden«, erklärte Grabowski, »im Umkreis von einem knappen Kilometer, so in etwa. Sortiert nach Entfernung, nicht nach Preisklasse. Vielleicht versteckt er sich da irgendwo. Sind ’ne ganze Menge übler

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