Goldstein
war. »Unser Gangster hat Überstunden geschoben.«
»Ich weiß nicht.« Rath gab sich skeptisch. »Findet ihr nicht, dass das alles etwas zu offensichtlich auf Goldstein hindeutet? Und wie passt ein toter SA-Mann da hinein?«
»Mach dir nichts vor, Gereon«, sagte Henning. »Wir hätten den Mann überwachen sollen, und er ist uns durch die Lappen gegangen. Keiner von uns fühlt sich wohl dabei. Aber wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen.«
Rath nickte und sagte nichts mehr. Es gab nichts, was er den beiden hätte mitteilen können. Er stand auf und verabschiedete sich.Am Morgen war er mehrfach in Lankes Büro gewesen, hatte den Mann aber nicht angetroffen. Außendienst, wie Lankes Kollege ihm knapp beschieden hatte.
Der Kriminalsekretär wohnte in Schöneberg, in der Nähe der Königin-Luise-Gedächtniskirche. Lanke machte große Augen, als er Rath vor der Tür stehen sah. Er schien jemand anderen erwartet zu haben.
»Sie?«, sagte er. »Was wollen Sie denn hier?«
»Mit Ihnen reden. Wollen Sie mich nicht hineinbitten?«
»Tut mir leid, aber das passt jetzt gar nicht. Ich erwarte Besuch ...«
»Ihren Onkel?«
Lanke ging nicht darauf ein. »Gehen Sie bitte«, sagte er.
Rath störte sich nicht daran und betrat die Wohnung.
Er wusste, dass er Lanke in der Tasche hatte. Der war denn auch ziemlich kleinlaut.
»Also gut«, sagte er. »Sagen Sie mir, was Sie wollen, und dann gehen Sie bitte wieder.«
Rath schaute sich um. Das Kriminalsekretärsgehalt schien nicht das einzige Einkommen Gregor Lankes zu sein, sonst hätte er sich die geräumige Vorderhauswohnung kaum leisten können. Und die Zugehfrau schien vor Kurzem noch hier gewesen zu sein, es wirkte alles sauber und aufgeräumt.
»Wollen Sie mir nichts anbieten?«, fragte Rath.
»Soll ich jetzt noch Kaffee kochen oder was?«
»Schon gut.« Rath grinste. »War nur ein Scherz.«
»Toller Scherz. Ich lach mich scheckig.«
»Welche Telefonnummer haben Sie Christine Möller gegeben?«, fragte Rath unvermittelt. Überrumpelungstaktik.
»Wie?«
»Christine Möller. Auch ein Mädchen aus Ihrer eindrucksvollen Sammlung. Schon erstaunlich, was Sie von Ihren Informantinnen alles verlangen. So gut wie alles, scheint mir. Außer Informationen.«
Lanke war bleich geworden. Er hielt sich am Türrahmen fest.
»Ich weiß nicht, was das soll«, sagte er, doch es klang wenig überzeugend. Lanke wusste genau, was Rath von ihm wollte.
»Hugo Lenz, auch bekannt als der rote Hugo. War der Geliebte ihrer Gespielin, oder wie soll ich das ausdrücken? Waren Sie eifersüchtig? Oder warum haben Sie die Sache mit den angeblichen Kollegen eingefädelt? Waren Sie es am Ende selbst, der Hugo Lenzerschossen hat? Oder haben Sie dafür jemanden engagiert? Jemanden aus Übersee?«
»Wie?«
Dieses Wie klang ehrlich. Rath wunderte sich.
»Ich war es nicht, das müssen Sie mir glauben!« Lanke klang wirklich verzweifelt.
»Dann sagen Sie mir, wer es war!«
»Das kann ich nicht! Verstehen Sie denn nicht!«
»Nein.«
»Ich kann die Kamera ... ich kann die Männer nicht verraten, das wäre mein sicherer Tod!«
Rath schaute ihn an. Gregor Lanke wirkte wie jemand, der sich auf Dinge eingelassen hatte, denen er nicht mehr gewachsen war.
»Die ganze Geschichte, die Sie mir erzählt haben, dass Sie Goldstein fangen wollten und deswegen Ihre Informantin ins Hotel Excelsior geschleust haben, das war ein Märchen«, sagte Rath. »Auch das war ein Auftrag dieser ... Kameraden, nicht wahr?«
Lanke sagte nichts, aber Rath merkte, dass er auf der richtigen Fährte war.
»Was für ein Spiel wird da gespielt, Lanke?«
Gregor Lanke schaute auf seine Schuhspitzen, er sagte nichts, aber er zitterte leicht. Rath bekam beinah Mitleid mit dem Kerl, aber nur beinah.
»Sie sollten sich wirklich überlegen, mit mir zusammenzuarbeiten, sonst mache ich Ihre schmutzigen Geschäfte öffentlich. Dann war es das mit Ihrer Polizeikarriere.«
»Tun Sie das, wenn Sie es nicht lassen können. Ich kann Ihnen nichts weiter sagen. Und jetzt verlassen Sie bitte meine Wohnung.«
Rath sah ein, dass er aus Lanke vorerst nichts mehr herausbekommen würde, der Junge schien wirklich Todesängste zu haben. Es klingelte. Lanke schaute zur Tür wie ein gehetztes Reh.
Rath öffnete und sah in ein hübsches Gesicht. Die junge Frau, die da in der Tür stand, hatte Rath noch nie gesehen. Aber er war sicher, dass man sie in irgendeinem illegalen Nachtlokal in dieser Stadt in einem nicht jugendfreien Programm auf der
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