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Goldstein

Goldstein

Titel: Goldstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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andere Menschen damit k. o. zu schlagen. Denn genau das schien der Pfarrer getan zu haben.
    Rath hielt sich die Schläfe. Rechts oberhalb der Augenbraue war ihm eine gewaltige Beule gewachsen. »Waren Sie das?«, fragte er den Priester.
    Jetzt erst entdeckte er Goldstein, der nur wenige Meter neben ihm lag. Auch der sah ein wenig lädiert aus. Ihn musste der Schwenker am Hinterkopf getroffen haben, jedenfalls hielt er sich den.
    »Ich dulde keine Schlägereien im Haus Gottes«, sagte der Pfarrer. Er klang wie ein strenger Lehrer, der zwei Rabauken auf dem Schulhof bei einer Prügelei erwischt hatte.
    »Der Mann dort ist ein gefährlicher Gangster«, sagte Rath und zeigte auf Goldstein, um dem Geistlichen den Ernst der Lage klarzumachen. »Er ist bewaffnet!«
    »Dieser Mann«, sagte der Priester, »hat den Schutz der Heiligen Kirche gesucht, und der wird ihm gewährt. Außerdem ist er unbewaffnet.«
    »Wie bitte?« Rath konnte es nicht fassen. Abraham Goldstein, ein jüdischer Gangster, hatte hier, in einer katholischen Kirche, Asyl gefunden? »Dieser Mann«, sagte er, »wird per Haftbefehl gesucht, er ist zur Fahndung ausgeschrieben!«
    »Dieser Mann genießt Kirchenasyl. Und solange ich hier Pfarrer bin, wird er der weltlichen Gerichtsbarkeit nicht ausgeliefert.«
    Rath hätte beinahe gelacht, wenn denn die Situation nicht so ernst gewesen wäre.
    »Wer sagt das?«
    »Ich«, sagte der Pfarrer. »Johannes Warszawski.«
    »Wir leben doch nicht mehr im Mittelalter!«
    » Ecclesia iure asyli gaudet ita ut rei, qui ad illam confugerint, inde non sint extrahendi, nisi necessitas urgeat, sine assensu Ordinarii, vel saltem rectoris ecclesiae «, deklamierte Pfarrer Warszawski würdevoll.
    Das überstieg Raths Lateinkenntnisse bei Weitem. »Wie bitte?«, fragte er.
    »Aus dem Codex Iuris Canonici. Heißt so viel wie, dass niemand, der in meiner Kirche Asyl sucht, von Leuten wie Ihnen wieder herausgezerrt wird. Jedenfalls nicht, ohne sich vorher mit mir anlegen zu müssen.«
    »Steht im Kirchenrecht auch, dass man Polizisten mit Weihrauchschwenkern schlagen darf?«
    »Sie sind Polizist?« Warszawski wirkte keineswegs zerknirscht ob dieser Erkenntnis. »Sie benehmen sich aber nicht wie einer.«
    »Ist aber wirklich einer«, meldete sich Goldstein, der inzwischen in einer Kirchenbank Platz genommen hatte.
    Auf Unterstützung von dieser Seite konnte Rath eigentlich verzichten. Er ignorierte den Ami.
    »Dieser Mann ist ein Mörder«, sagte er dem Pfarrer und rappeltesich auf. »Er hat im Humboldthain jemanden erstochen und soll zwei Verbrecher erschossen haben.«
    »Er ist kein Mörder«, sagte der Pfarrer, »er wird nur wegen Mordes gesucht. Hat er mir alles schon erzählt. Dass Sie und Ihre Kollegen ihn zu Unrecht verfolgen.«
    »Und Sie glauben ihm.«
    »Ich glaube ihm. Ja.« Aus dem Mund des Pfarrers klang dieser naive Satz seltsamerweise überhaupt nicht naiv. Vielleicht, weil Rath derselben Ansicht war. Aber abgesehen davon war Goldstein immer noch ein Auftragsmörder, der für ein amerikanisches Verbrechersyndikat mordete. Jedenfalls sagten das die amerikanischen Kollegen.
    »Joseph Flegenheimer hat sich für diesen Mann verbürgt«, fuhr der Pfarrer fort, »das reicht mir.«
    »Woher kennt ein katholischer Priester einen orhodoxen Juden?«
    Warszawski zuckte die Achseln. »Ich bin ein alter Freund von Joseph«, sagte er. »Mit ihm kann man sich trefflich über Glaubensfragen streiten.«
    »Mit einem Juden kann man sich immer trefflich streiten«, lachte Goldstein.
    »Da sagen Sie was«, meinte Rath und hielt sich den Kopf.
    »Na, kommen Sie! Ihre Schläge waren auch nicht ohne! Und die Beule da ...« Er zeigte auf Raths Kopf. »... hat Ihnen der Pfarrer verpasst.«
    »Nichts für ungut«, sagte Warszawski, »aber das haben Sie sich selbst zuzuschreiben. Zwei Dinge jedenfalls bin ich in meiner Kirche nicht gewillt zu dulden: dass jemand, der Schutz bei der Heiligen Kirche gesucht hat, an die Büttel des Staates ausgeliefert wird ...« Das war an Rath gerichtet. »Und genauso wenig, dass in dieser Kirche Blut vergossen wird.« Das ging an Goldstein.
    Rath und Goldstein nickten wie zwei brave Firmlinge.
    »Wo ist eigentlich Marion?«, fragte Rath.
    »Schon längst weg. Diese Kirche hat auch einen Hinterausgang.« Goldstein lächelte. »Sie hätten in einem anderen Auto kommen sollen, Detective. Marion hat Ihren Buick erkannt.«
    »Sie hätten mit ihr fliehen sollen.«
    »Ich konnte ja nicht ahnen, dass Sie hier überall

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