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Goldstein

Goldstein

Titel: Goldstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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aussah, als wolle es aufbrechen.
    »Was dagegen, wenn ich jetzt gehe?«
    Rath schüttelte den Kopf. Sie war bereits auf der Treppe, da rief er ihr noch hinterher. »Dass ich ein Auge zudrücke und dich gehen lasse, heißt nicht, dass ich es gutheiße, einfach so Kaufhäuser auszurauben.«
    Alex blieb auf halber Treppe stehen und drehte sich um. »Ist mir reichlich schnuppe, was Sie gutheißen. Behalten Sie Ihre Ansichten für sich.«
    »Das sind keine Ansichten, das ist das Gesetz. Einbruch ist nun mal ungesetzlich. Ich will ja auch nur, dass du darüber mal nachdenkst.«
    Scheiße, dachte Rath, du klingst wie dein eigener Vater.
    Und Alex reagierte wie eine aufmüpfige Tochter. »Ach ja«, sagte sie. »Vielleicht sollten Sie auch mal’n bisschen nachdenken. Was macht denn so’n Kaufhaus? Kauft Schmuck und Uhren für was weiß ich wie viel zehntausend Mark, legt den Krempel in seine Schaufenster und verkauft ihn dann für das Doppelte. Zehntausend Mark nur fürs ins Fenster legen? Da tut unsereiner aber mehr für sein Geld, das können Sie mir glauben!«
    Bevor Rath darauf noch etwas antworten konnte, war sie verschwunden. Das Mädchen lag wahrscheinlich gar nicht mal falsch mit ihrer Sicht der Dinge, dachte er. So manche vorgebliche Stütze der deutschen Wirtschaft tat wirklich nichts großartig anderes, als irgendwelchen Krempel in die Fenster zu legen, sinnbildlich gesprochen, und dafür unverschämte Gewinnmargen abzukassieren.
    Er ging zurück in Charlys Wohnung. Hier hatten sie wirklich gewütet. Sämtliche Bücher und Papiere lagen auf dem Boden, nur das Adressbuch nicht, das lag ordentlich neben dem Telefon auf der Kommode. Rath schaute hinein. Das Buch war aufgeschlagen, beim Buchstaben R aufgeschlagen, und an zweiter Stelle hinter Raabe, Karin fand sich dort, in ihrer feinen, etwas kleinen Handschrift: Rath, Gereon, Luisenufer 47 , 1 . Hinterhaus. Tel. Moritzplatz 2955 .
    Komplett, mit Adresse und Telefonnummer. Fehlte nur noch die Schuhgröße. Sah so aus, als wolle man ihm auch noch einen Besuch abstatten. Vielleicht erwischte er die Dreckskerle ja noch. Bevor Rath aus der Wohnung lief, schaute er unter den Küchentisch. Die Pistole lag nicht mehr da.
    Verdammt! Hatte diese Alex ihn doch noch ausgetrickst!
    108
    S ie hatte nicht den leisesten Schimmer, wo sie sich befand. Die Kerle hatten ihr tatsächlich eine Kapuze übers Gesicht gezogen, kaum waren sie aus Moabit rausgefahren. Und die hatten sie ihr erst wieder abgenommen, als sie sie hier auf diesen Stuhl gesetzt hatten.
    Sie kam sich vor wie in einem schlechten Film. Was sollte das hier werden? Tornow und seine Helfer hatten am helllichten Tag und ohne mit der Wimper zu zucken eine friedliche Staatsbürgerin aus ihrer eigenen Wohnung entführt. Sie konnte es immer noch nicht glauben.
    Außer Tornow und dem Mann mit der Pistole war noch ein dritter mit von der Partie, der den Wagen gesteuert hatte. Ein Horch, das hatte sie sich noch gemerkt, doch die Autonummer hatte sie auf die Schnelle nicht erkennen können.
    Es war ein fensterloser Raum, in dem sie hier saß, vielleicht ein Keller, aber sicher war sie sich da nicht, dafür war es eigentlich nicht kühl genug, die schwüle Hitze des Tages stand in diesem Raum. Die Männer saßen hinter einem Tisch, alle drei. Es wirkte wie ein Tribunal, die Heilige Inquisition. Und sie war die Hexe.
    Wenigstens hatten sie sie nicht gefesselt.
    Tornow saß links, in der Mitte der ältere Mann – Charly schätzte ihn auf Anfang fünfzig –, der sie mit der Pistole bedroht hatte, die Waffe, die jetzt vor ihm auf dem Tisch lag, und rechts, das musste der Fahrer sein, dessen Gesicht sie nun zum ersten Mal sah. Hinter den dreien war eine Fahne oder eine Art Wandbehang drapiert, ein schwarzes Tuch, auf dem die Silhouette einer großen weißen Hand zu sehen war.
    Sie musste sofort an die Anstecknadel und den Aufnäher denken, die sie in Kuschkes Kassette gefunden hatten. Da war sie also, die erste Gemeinsamkeit zwischen Arschlochanwärter Tornow und dem toten Kuschke. Wenn sie noch irgendwelche Zweifel gehabt hätte, dass Tornow den Hauptwachtmeister auf dem Gewissen hatte, dann wären sie spätestens jetzt beseitigt gewesen.
    »Sie wissen, warum Sie hier sind, Fräulein Ritter?«, fragte der ältere Mann, offensichtlich der Ranghöchste unter den dreien. Charly überlegte, woher sie ihn kannte; sie hätte beinahe darauf gewettet, dass er ebenfalls ein Bulle war. Und der Fahrer wahrscheinlich auch.
    Polizisten, die

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