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Goldstück: Roman (German Edition)

Goldstück: Roman (German Edition)

Titel: Goldstück: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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zuerst auch gar nicht und da …« Meine Stimme erstirbt. Gib auf, Maike, es ist zwecklos. Sarah Beckstein hat dich in der Hand.
    »Hach, wie schade! Ich mache mich wirklich nur ungern zum Handlanger der Steuerfahndung. Wobei es in diesem Fall vielleicht sogar die Staatsanwaltschaft wäre, immerhin haben wir es mit einem handfesten Betrug zu tun. Aber wenn Sie mir keine andere Wahl lassen …«
    »Also, was wollen Sie?«
    »Das habe ich Ihnen bereits gesagt: Ich will, dass Sie sich von Daniel trennen und den Kontakt zu ihm abbrechen.«
    »Was haben Sie davon?«, hake ich nach. »Sie glauben doch wohl nicht im Ernst, dass er sich noch einmal auf Sie einlässt!«
    »Das lassen Sie mal meine Sorge sein«, erklärt sie selbstsicher. »Wenn Sie erst einmal aus seinem Leben sind, wird er für eine Schulter zum Anlehnen und jemanden, der ihm zuhört, mit Sicherheit sehr dankbar sein.«
    »Aber ich kann doch nicht …«
    »Doch, Sie können.« Ihr Blick ist eisig. »Und ich kann Ihnen nur raten, überzeugend zu sein. Mindestens so überzeugend, wie Sie es als Kirsten Schäfer offenbar waren. Apropos Kirsten Schäfer: Sie werden natürlich auch sofort aufhören, hier weiter den Coach zu mimen. Kein Kontakt mehr zu Daniel, kein Kontakt mehr zu Freunden oder Kollegen von ihm. Alles klar so weit?«
    Es fühlt sich an, als würde alles in mir zerbrechen. Mir schießen die Tränen in die Augen, und ich muss mich extrem zusammenreißen. Vor dieser Frau werde ich nicht weinen, auf gar keinen Fall.
    »Weshalb tun Sie das?«, bringe ich verzweifelt hervor. »Sie lieben ihn doch gar nicht, oder?«
    »Liebe, Frau Schäfer, wird deutlich überschätzt.« Sie steht
    auf. »Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich habe noch eine Verabredung.«
    Ich stehe nicht auf, um sie zur Tür zu bringen. Alles in mir ist wie gelähmt, ich habe das Gefühl, in einem nicht enden wollenden Alptraum zu stecken.
    »Ach, und, Frau Schäfer?« Sarah dreht sich in der Wohnzimmertür noch einmal zu mir um. »Sollte ich erfahren, dass Sie Daniel auch nur ein Sterbenswort über unsere Unterredung gesagt haben, wird das für Sie unschöne Konsequenzen haben.« Ich nicke matt, und Sarah Beckstein setzt ein triumphierendes Grinsen auf. »Sehr einsichtig von Ihnen«, erklärt sie dann. »Im Gegenzug für Ihre Diskretion werde ich Ihr kleines finanzielles Problem lösen, das Sie haben werden, sobald Sie keine falschen Rechnungen mehr schreiben. Wenn Sie erlauben, werde ich Herrn Tiedenpuhl die Miete für die nächsten sechs Monate geben.«
    Ich starre sie böse an. »Von Ihnen«, sage ich dann sehr langsam und sehr bestimmt, »würde ich nicht mal Geld nehmen, wenn ich kurz vorm Verrecken wäre. Und jetzt verschwinden Sie schon aus meiner Wohnung!«
    Sarah Beckstein zuckt nur mit den Schultern. Zwei Sekunden später ist sie fort.

    Es dauert keine fünf Minuten, bis ich Nadines und Ralfs Wohnung erreicht habe. Für die Strecke brauche ich zu Fuß normalerweise eine Viertelstunde, aber ich renne, bis meine Lunge schmerzhaft brennt und ich kaum noch Luft bekomme.
    Nachdem ich geklingelt habe, stürze ich in riesigen Sätzen hoch in den dritten Stock und komme schwer atmend vor der Wohnungstür zum Stehen.
    »Maike!«, ruft Nadine überrascht aus. Dann tritt sofort ein sorgenvoller Ausdruck auf ihr Gesicht. »Um Himmels willen, was ist denn los?«
    »Weißt du noch, wie du mal zu mir gesagt hast, ich könnte immer mit dir reden, ganz egal, was ist?«
    Sie nickt. »Ja, sicher weiß ich das, die Schwangerschaftsdemenz hat noch nicht eingesetzt.«
    »Dann ist es jetzt so weit: Ich muss mit dir reden!«

    »Auweia.« Das ist alles, was Nadine sagt, nachdem ich ihr die ganze unschöne Geschichte gebeichtet habe: auweia.
    »Ja«, stimme ich ihr zu. »Auweia. Anders gesagt: Ich sitze ziemlich tief in der Scheiße.«
    »Tut mir leid, dir da recht geben zu müssen: Aber das tust du in der Tat.«
    Ich beginne zu schluchzen, hier bei Nadine bahnen sich die Tränen nun ihren Weg. »Was soll ich denn jetzt bloß machen?«, will ich verzweifelt wissen. »Ich kann Daniel doch nicht einfach so sausenlassen!«
    »Hm.« Nadine überlegt einen Moment. »Eine andere Möglichkeit sehe ich leider auch nicht. Diese Sarah oder wie sie heißt scheint mit allen Wassern gewaschen zu sein.«
    »Genau das macht es noch schlimmer«, rufe ich heftig aus. »Daniel zu verlieren ist schon eine Katastrophe! Aber die Vorstellung, dass er wieder in die Fänge von diesem eiskalten Weibsstück gerät,

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