Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goldstück: Roman (German Edition)

Goldstück: Roman (German Edition)

Titel: Goldstück: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
Vom Netzwerk:
lacht. »Ich würde mal mit den wesentlichen Dingen anfangen. Also mit den Sachen, die du dir am allermeisten wünschst.«
    »Sorry«, wende ich ein, »aber das Universum, oder wie auch immer wir es nennen wollen, ist doch kein Versandhandel!«
    Wieder lacht Kiki auf. »Doch«, erklärt sie, »genau genommen ist es das! Überleg doch mal: Als Kinder hatten wir auch keine Probleme damit, uns Dinge einfach zu wünschen. Da haben wir von der neuen Barbiepuppe geträumt oder den Weihnachtsmann darum gebeten, uns ein Fahrrad zu schenken.«
    »Tatsächlich kam das Fahrrad aber, wenn wir es denn bekommen haben, von unseren Eltern«, wende ich ein.
    »Das stimmt«, gibt Kiki mir recht. »Aber das meine ich auch gar nicht. Ich meine, dass wir, als wir noch klein waren, nicht hinterfragt haben, was uns zusteht und was nicht. Irgendwann kamen dann die Erwachsenen und haben uns beigebracht, dass wir uns die Dinge verdienen müssen, dass das Leben nicht so einfach ist, dass es ein harter Kampf ist. Und genau da liegt der Denkfehler, den die meisten Menschen machen. Es ist gar nicht so schwierig, sich alles, was man haben will, in sein Leben zu holen. Wir müssen bloß lernen, unsere Bestellungen richtig aufzugeben, dann werden sie auch prompt geliefert.«
    »Bestellungen richtig aufgeben?«, frage ich irritiert.
    »Ja«, bestätigt meine Cousine. »Wichtig dabei ist nämlich«, fährt sie fort, »dass du deinen Wunsch so aufschreibst, als wäre seine Verwirklichung bereits eingetreten. Also nicht ›Ich wünsche mir einen besseren Job‹. Denn den Zustand, dass du dir einen besseren Job wünschst , in dem bist du ja bereits. Stattdessen solltest du zum Beispiel schreiben: ›Ich habe eine tolle Stelle, mit der ich glücklich bin und gutes Geld verdiene.‹«
    »Äh«, setze ich an, weil ich mittlerweile doch finde, dass das alles leicht bescheuert klingt. Als könnte man sich Dinge herbeischreiben! Wenn es so einfach wäre, würde das doch wohl jeder machen!
    »Ja?«
    »Nichts, schon gut«, winke ich ab. Schließlich habe ich versprochen, dass ich mir alles in Ruhe anhöre.
    »Wenn du deinen Wunsch aufgeschrieben hast, nimm dir ein paar Minuten Zeit und überleg dir, wie es sich anfühlen würde, wenn er bereits erfüllt wäre. Schließ die Augen und stell es dir ganz plastisch vor, visualisiere es: Wie würde es dir gehen? Welche schönen Sachen würdest du dir mit dem Geld, das du verdienst, vielleicht kaufen? Wie fühlst du dich, wenn du morgens zur Arbeit fährst? Je mehr du diese Gefühle verinnerlichst, desto tiefer verankerst du diesen Wunsch in dir. Das Gefühl, das direkt aus deinem Herzen kommt, ist quasi der Motor für deinen Wunsch, damit sendest du die nötige Energie aus, die das Universum für die Erfüllung braucht. Nennen wir es von mir aus die Briefmarke, die du draufkleben musst, um deine Bestellung zu verschicken.«
    »Aha. Die Briefmarke.«
    Kiki nickt. »Wenn du deine Wünsche aufgeschrieben und sie visualisiert hast, musst du dich natürlich auch darauf vorbereiten, die Lieferung anzunehmen.«
    »Lieferung annehmen?« Langsam komme ich mir vor wie ein Papagei.
    »Das heißt, dass du in dem Moment, in dem das Universum an deine Tür klopft, auch öffnen musst.«
    »Öffnen muss?« In der Tat, ich bin ein Papagei.
    Kiki lacht. »Manchmal findet das Gesetz der Anziehung recht ungewöhnliche Wege, um uns unsere Wünsche zu erfüllen, und weil wir gar nicht merken, dass sich uns gerade eine Chance bietet, greifen wir nicht zu.«
    »Das verstehe ich nicht«, gebe ich zu.
    »Es ist ganz simpel«, meint meine Cousine. »Wenn du deine Bestellung abgeschickt hast, solltest du auf Anzeichen dafür achten, dass sie geliefert wird. Also«, Kiki denkt einen Moment lang nach. »Sagen wir mal, du würdest gern nach Thailand verreisen, kannst es dir aber nicht leisten.«
    »Das kann ich in der Tat nicht.«
    »Trotzdem wünschst du es dir.«
    »Kann ich jetzt nicht behaupten.«
    Kiki verdreht entnervt die Augen. »Doch nur mal als Beispiel, meine ich!«
    »Ja, äh, okay«, gebe ich kleinlaut zurück. »Ich will also eine Reise nach Thailand machen.«
    »Genau. Also bestellst du sie. Und dann passiert erst einmal eine ganze Weile lang nichts.«
    »Was mich nicht wundern würde.«
    Wieder ein strafender Blick. »Ein paar Wochen später siehst du im Supermarkt einen Aushang. Da wird eine freiwillige Helferin gesucht, die als Begleitung einer Jugendgruppe mit nach Thailand fährt, Reisekosten und Unterkunft werden übernommen.«

Weitere Kostenlose Bücher