Goldstück: Roman (German Edition)
für mich übrig.«
»Also, ’nen schönen Tag wünsche ich dir!« Mit diesen Worten entschwindet Stefan in seinem Sportdress aus meinem Zimmer.
Zeitgleich kommt Kiki zurück, in jeder Hand eine Tasse mit verführerisch duftendem Kaffee. Stefan und sie verabschieden sich mit einem Kuss, dann kommt Kiki zu mir und setzt sich wieder aufs Bett.
»Na, wie fühlst du dich?«, fragt sie, drückt mir eine Tasse in
die noch freie Hand und schneidet sich dann auch ein Stück von dem Kuchen ab.
»Wie immer. Nur älter.« Ich nehme einen Schluck Kaffee. »Hm, der Zimmerservice hier ist nicht schlecht!« Dann beiße ich in mein Kuchenstück. Lecker! Schön saftig und mit Schokolade überzogen. Dazu der duftende Kaffee – vielleicht wird der Tag doch ganz gut. Ich nehme das Messer und will mir noch ein Stück abschneiden, da entdecke ich in der Mitte des Napfkuchens ein kleines Päckchen.
»He, was ist das denn?«
»Pack’s aus, dann wirst du es sehen!«
Neugierig angle ich es mit zwei Fingern aus dem Kuchen. Es scheint eine kleine Schachtel zu sein, verpackt in rosafarbenes Seidenpapier. Ich schüttle es. Ein leises Klötern.
»Was das wohl sein kann?« Kiki zuckt mit den Schultern und deutet ein ›Keine Ahnung‹ an. Ach, wozu raten? Schnell reiße ich das Papier auf. Tatsächlich, eine Schachtel. Ich öffne sie – und halte ein wunderschönes Armband mit verschiedenen Figuren in der Hand.
»Wow, das ist ja hübsch!«
»Das ist ein sogenanntes Bettelarmband«, erklärt meine Cousine. »Die kleinen Figuren heißen Jou-Jous und sind Glücksbringer. Dabei soll jede einen anderen Wunsch von dir symbolisieren.«
»Bitte nicht schon wieder Wünsche! Ich dachte, da hätte ich mich klar ausgedrückt.« Kiki guckt betrübt und will schon nach dem Armband greifen. »Äh, es ist aber sehr hübsch«, füge ich schnell hinzu, und sofort tritt ein Lächeln auf Kikis Gesicht. Ich sehe mir die Figuren genauer an. »Ein Schlüssel, ein Marienkäfer, eine Goldmünze?«
»Schlüssel und Marienkäfer stehen für Erfolg und Glück«, erklärt sie. »Und das Goldstück symbolisiert deinen Herzenswunsch. Was das ist, musst du selbst herausfinden.«
Ich seufze. »Sehr mystisch. Wenn ich nur wüsste, was das genau ist, wäre ich deutlich schlauer.«
»Muss ja nicht sofort sein. Trag das Armband brav jeden Tag, dann wirst du es irgendwann von alleine wissen. Vielleicht findet der Wunsch dann dich, und nicht du findest den Wunsch.«
Ein bisschen esoterisch ist sie eben doch, meine Cousine. Aber bei dem guten Geschmack, den sie bei der Schmuckauswahl bewiesen hat, darf sie das ruhig sein. Wir essen beide noch ein Stück Kuchen, dann mache ich mich fertig für das nächste Highlight des Tages: meine Schicht im Sonnenstudio.
»Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!«
Nadine und Roger halten mir einen Schokokuchen mit einer brennenden Kerze unter die Nase, kaum dass ich das Studio betrete. Schon wieder Kuchen, wenn das heute so weitergeht, habe ich spätestens heute Abend einen Zuckerschock.
»Danke, ihr zwei«, sage ich artig und bedanke mich bei beiden mit einem Küsschen auf die Wange. »Wir sollten uns übrigens später noch einmal unterhalten«, zische ich danach allerdings noch – deutlich unfreundlicher – in Rogers Richtung.
Der zuckt unmerklich zusammen, dann streckt er mir einen Umschlag entgegen. »Hier, wir haben auch ein kleines Geschenk für dich.«
»Danke!«, sage ich wieder, greife den Brieföffner von Rogers Schreibtisch und schlitze den Umschlag auf. Da bin ich ja mal gespannt, vermutlich ist es ein Gutschein für ein kostenloses Sonnenbad. Würde ich meinem Chef glatt zutrauen, seit der Nummer mit der Umsatzbeteiligung rechne ich bei diesem Kerl eigentlich mit allem. »Oh«, rufe ich aus, nachdem ich den Inhalt des Umschlags in Händen halte. Tatsächlich: ein Gutschein. Allerdings nicht fürs Solarium. »Äh«, sage ich fragend, »zwei Freikarten für den Heide-Park Soltau?«
Roger und Nadine nicken begeistert.
»Ja, genau«, erklärt meine Kollegin. »Wir haben uns gedacht, du könntest mal wieder ein bisschen mehr Spaß in deinem Leben gebrauchen. Du weißt schon, nach der Sache mit deinem Studium und mit Gunnar …«
»Und mit Roger«, füge ich hinzu und werfe meinem Chef einen vernichtenden Blick zu.
»Mit Roger?«, fragt Nadine nach.
»Ach, nichts«, antworte ich und setze mein süßestes Lächeln auf, »ich meinte natürlich nicht Roger, sondern Holger.« Wieder ein Blick Richtung Boss, aber
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