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Goldstück: Roman (German Edition)

Goldstück: Roman (German Edition)

Titel: Goldstück: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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nicht im Ernst, dass ich das nach dieser Pleite hier noch einmal mache? Nein, danke, mir reicht es fürs Erste mit dem Wünschen, das hat mir genug Ärger eingebracht, um den ich mich jetzt kümmern muss.«
    »Aber …«
    »Nix aber. Verschone mich in Zukunft mit deinem Wunschkram.«
    »Jetzt komm schon, Maike!«, erwidert sie. »Ich finde, du solltest der Sache noch eine Chance geben.«
    »Finde ich nicht.«
    »Finde ich aber doch.«
    »Ist mir egal, was du findest.«
    »Komm schon«, insistiert sie, »tu’s für mich! Immerhin hast du übermorgen Geburtstag!«
    »Häh?« Jetzt muss ich fast wieder lachen. »Korrigiere mich, wenn ich mich da irre – aber bisher dachte ich immer, dass derjenige, der Geburtstag hat, sich was wünschen darf – und nicht umgekehrt.«
    »Sag ich doch. Genau deshalb sollst du dir noch einmal was wünschen. Ich kann mir vorstellen, dass so ein Wunsch kurz vor einem Geburtstag noch viel mehr Kraft hat. Was auch erklären würde«, fügt sie dann geheimnisvoll hinzu, »dass die Sache mit Roger und Gunnar sofort funktioniert hat. Wenn auch nicht ganz so, wie wir uns das eigentlich vorgestellt hatten.«
    Ich seufze, Kiki ist wirklich unverbesserlich. »Okay, Cousinchen, ich sag dir was.«
    »Nämlich?«
    »Ich wünsche mir, dass ich in Ruhe dreißig werden kann. Ohne dass mir irgendwer auf die Nerven geht.«
    »Weißt du, was?«
    »Nämlich?«
    »Das ist ein total langweiliger Wunsch.«
    »Jau. Genau so wünsche ich mir den Tag. Langweilig und ereignislos.«
    Dann prosten wir uns noch einmal zu.

[home]      
    7. Kapitel
    D er 18. März. Mein Geburtstag. Mein dreißigster Geburtstag. Es ist wahrscheinlich schon viel Pathetisches über das Dreißigwerden geschrieben und gesungen worden. Aber hat auch schon mal jemand erwähnt, wie es ist, wenn man morgens aufwacht und so gar nichts in Sachen Geburtstag fühlt? Nicht mal Trauer über das Älterwerden? Von Freude darüber ganz zu schweigen? Ich bin tatsächlich gerade so genervt von mir selbst und meinem unerfreulichen Zustand, dass ich mich nicht mal über meinen Geburtstag aufregen kann. Eigentlich will ich heute tatsächlich nur meine Ruhe haben, und ich hoffe sehr, dass sich wenigstens dieser Wunsch erfüllt.
    Ich schiele auf den Wecker neben meinem Bett. Neun Uhr. Um zehn muss ich im Studio sein. Warum in aller Welt habe ich mir an meinem Geburtstag bloß eine Schicht aufschwatzen lassen? Gut, mir ist zwar nicht nach Geburtstag, aber nach Arbeit ist mir noch viel weniger. Vor allem habe ich keine Lust, heute Roger über den Weg zu laufen. Der hat auf meine Nachricht hin, die ich ihm vorgestern hinterlassen habe, natürlich nicht zurückgerufen. Das heißt, dass heute ein kleines Konfliktgespräch mit ihm fällig wäre, und genau dazu habe ich überhaupt keine Lust. Warum kann nicht einfach mal etwas klappen in meinem Leben? Gerade jetzt tue ich mir schon wieder furchtbar selbst leid. Kann endlich mal jemand vorbeikommen und mich hier rausholen? Gerne ein Ritter auf einem Schimmel. Ich habe zwar eine Pferdehaarallergie, aber ein bisschen Niesen und Augentränen würde ich für meine Rettung gerne in Kauf nehmen.
    »Happy birthday to you, happy birthday to you …« Ein großer Napfkuchen mit drei Kerzen darauf kommt in mein
    Zimmer, dicht gefolgt von Kiki und Stefan. »Guten Morgen, Lieblingscousinchen, und herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!«
    »Ja, herzlichen Glückwunsch«, sagt auch Stefan.
    Ich rapple mich aus dem Bett hoch und bekomme von beiden ein Küsschen auf die Wange, dann stellt Kiki das Tablett mit dem Kuchen auf meinem Nachttisch ab.
    »Vielen Dank! Das ist lieb.«
    »Hat Kiki selbst in meiner Küche gestern für dich gebacken«, erklärt Stefan und strahlt seine Freundin an, als hätte sie soeben den Nobelpreis in Physik gewonnen.
    Ach ja, Liebe! Aber ich will ja nicht so sein, ist doch schön, dass wenigstens die beiden hier glücklich miteinander sind.
    »Da bin ich ja mal gespannt«, sage ich, greife das Messer, das auf dem Tablett liegt, und schneide ein großes Stück ab, das ich Kiki reiche, die sich zu mir aufs Bett setzt.
    Doch dann springt sie sofort wieder auf. »Jetzt hab ich den Kaffee vergessen. Moment, ich hole ihn.«
    »Willst du?«, frage ich und halte das Stück stattdessen Stefan hin.
    »Nein, danke«, meint er, »ich muss jetzt los, hab ein Training. Wollte nur kurz warten, bis du wach bist, damit ich dir gratulieren kann.«
    »Okay«, ich lächle ihn an, »umso besser, dann bleibt mehr

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