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Goldstück: Roman (German Edition)

Goldstück: Roman (German Edition)

Titel: Goldstück: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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heute Morgen, denn natürlich blieb es nicht beim reinen Naseplattdrücken. Aber dafür habe ich zwei superschicke Oberteile von H&M erbeutet, und ein Paar Schuhe zu einem sensationell niedrigen Preis habe ich ebenfalls entdeckt. Nadine ist auch noch mit dabei, wir werden es uns jetzt auf dem Sofa gemütlich machen und vielleicht mit Kiki noch mal auf meinen Geburtstag anstoßen. Herrlich, ein entspannter, kuscheliger Frauenabend! Genau das Richtige.
    Im Flur ist es dunkel. Nanu, Kiki gar nicht da? Ich schalte das Licht ein – und kriege einen Riesenschreck, als etwas Langes, Buntes plötzlich auf meiner Nase landet.
    »Ah!«, schreie ich laut auf und versuche, den Angreifer mit beiden Händen abzuwehren. Wild schlage ich um mich und verheddere mich in – einer Luftschlange. Als ich in die Richtung schaue, aus der sie gekommen sein muss, trifft mich fast der Schlag: Dort stehen sorgsam aufgereiht ungefähr fünfzehn Menschen, die definitiv keine Coaching-Gruppe von Kiki sind. Dafür kommen sie mir nämlich alle viel zu bekannt vor, insbesondere meine Eltern. Ein furchtbarer Verdacht keimt in mir auf und wird drei Sekunden später Gewissheit: Kiki hat eine Überraschungsparty für mich organisiert.
    »HOCH SOLL SIE LEBEN, HOCH SOLL SIE LEBEN, DREIMAL HOCH!«, brüllt mir die jubelnde Menge entgegen, gleichzeitig fliegen noch mehr Luftschlangen auf mich zu. Beim letzten HOCH heben alle ein Sektglas und prosten mir zu. Kiki löst sich aus der Menge, stürzt auf mich zu und drückt mir ebenfalls ein Glas in die Hand.
    »So, meine Liebe«, stellt sie lachend fest. »Ich weiß, du würdest vermutlich lieber auf dem Sofa liegen. Aber so einfach kommst du uns an deinem dreißigsten Geburtstag nicht davon. Dafür haben wir dich nämlich alle zu lieb und wollen gerne mit dir feiern. Prost!«
    Ich sage nichts, sondern nehme erst einmal einen großen Schluck. Dann löst sich mein Sprachzentrum langsam wieder aus der Schreckstarre. »Ja, also, hallo erst mal.« Gegen meinen Willen muss ich nun auch lachen. »Die Überraschung ist euch gelungen. Ich bin, wie ihr seht, platt. Aber gebt mir noch schnell zwei Gläser Sekt, dann bin ich mit Sicherheit auch gleich in Partystimmung!« Gelächter. »Unglaublich«, stelle ich fest. »Und niemand hat sich verplappert!«
    »Das«, meint Kiki, »liegt vermutlich daran, dass die Person, die sich hier sonst am schnellsten verplappert, heute das Überraschungsopfer ist.«
    »Geschickt gemacht, oder?«, fragt Nadine. »Mein Job war nämlich, dich nicht zu früh nach Hause gehen zu lassen. Deswegen auch unser kleiner Shopping-Abstecher in die Innenstadt. Als du erst nicht wolltest, dachte ich schon, Kikis schöner Plan geht nicht auf.«
    »Verstehe«, meine ich. »Ich habe es also mit einem handfesten Komplott zu tun.«
    »Genau«, bestätigt Kiki und prostet mir noch einmal zu.
    Ich bin ihr nicht böse.

    Drei Gläser Sekt später bin ich tatsächlich auch im Feier-Modus und freue mich, dass so viele Bekannte gekommen sind. Offenbar hat Kiki jeden eingeladen, den ich einigermaßen kenne, und ein Großteil der Leute ist auch gekommen. Während ich mich mal hier, mal da sehr nett unterhalte, frage ich mich, warum ich zu den meisten eigentlich nur so unregelmäßig Kontakt habe und mich nicht öfter bei ihnen melde. Na ja, vermutlich, weil
    ich dazu neige, mich in Krisenzeiten zurückzuziehen und um mich selbst zu kreisen. Die meiste Zeit also. Aber jetzt genieße ich den Trubel und die Tatsache, dass alle gekommen sind, um mit mir meinen Geburtstag zu feiern. Mittlerweile verteilt sich die Party über die gesamte Wohnung, mit dem üblichen Schwerpunkt in der Küche. Ich stehe direkt neben dem leckeren Buffet und unterhalte mich mit Anna, einer Studienkollegin von mir. Na ja, ehemaligen Studienkollegin. Während wir über die unmöglichsten Typen aus unserem Semester ablästern, stellt sich mein Vater neben uns.
    »Hallo, Anna«, begrüßt er sie. Er hat sie mal kennengelernt, als wir bei mir eine unserer seltenen – also jedenfalls von meiner Seite her seltenen – Lernsessions hatten und meine Eltern überraschend vorbeischauten. »Schön, Sie auch mal wieder zu sehen.« Er nimmt sich einen leeren Teller und schaufelt ein paar Frikadellen und Kartoffelsalat darauf. »Wie läuft es denn bei Ihnen?«
    »Ganz gut«, antwortet Anna. »Ich hab das Examen hinter mir und warte jetzt auf das Referendariat.«
    »Ach?«, fragt Papa interessiert nach. »Die Prüfungen waren schon?« Dann bedenkt er

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