Goldstück: Roman (German Edition)
bisher nur ein Coaching-Wochenende miteinander hatten, vielleicht auch ein kleines bisschen zu viel verlangt.
Vermutlich muss ich dem Gesetz der Anziehung da noch ein wenig mehr Zeit geben. Immerhin: Er möchte mich wiedersehen! Okay, er will seine Personaltante mitbringen – aber bestimmt nur, weil es ihm peinlich war, mich direkt um ein Date zu bitten. Hoffe ich jedenfalls, dass er das nur vorgeschoben hat. Zum einen, weil ich mir natürlich ein »echtes« Date mit Daniel wünsche – zum anderen, weil ich in der Tat ein wenig Bammel davor hätte, wenn mir da ein Profi auf den Zahn fühlen würde. Also beschließe ich, dass es mit Sicherheit gar nicht um das Kennenlernen dieser Frau Hansmann geht, sondern darum, dass Daniel mich ausführen will. So weit, so gut.
Dann ist da aber natürlich tatsächlich noch diese Sache mit
dem Coaching, die mein unverhofftes Glück etwas trübt. Ich weiß, ich hätte das ganze ›Missverständnis‹ schon längst aufklären müssen. Besser noch, ich hätte gar nicht erst damit anfangen dürfen. Aber jetzt ist es eben so, noch dazu hat Daniel mir bescheinigt, dass ich richtig gut darin bin. Spielt es da eine Rolle, wenn das eigentlich gar nicht mein Beruf ist? Nein, sage ich mir selbst, das spielt nicht wirklich eine Rolle. Was allerdings sehr wohl eine Rolle spielt, ist die Tatsache, dass Daniel denkt, ich sei Kirsten Schäfer. Und nicht nur er, sondern auch alle, denen er Kikis Flyer in die Hand gedrückt hat, werden das nun denken. Das ist in der Tat ein Problem, ein ziemlich unlösbares noch dazu.
Gut, die Frage ist natürlich, ob sich überhaupt einer von Daniels Kontakten meldet. Wenn nicht, muss ich mir darüber keine Gedanken machen. Dann muss ich mir aber weiterhin Gedanken über eine lukrativere Geldeinnahmequelle machen. Und auch das Daniel-Problem bleibt weiterhin bestehen.
Ich lehne mich in Kikis Stuhl zurück und denke nach. Was soll ich jetzt machen, Cousinchen? Die Komödie weiterspielen und einfach darauf hoffen, dass sich irgendwie alles regeln wird? Dass ein Wunder geschieht und ich nicht auf die Kata-strophe zusteuere, die doch eigentlich schon vorprogrammiert ist? Vielleicht sollte ich Daniel einfach die Wahrheit sagen, das wäre vermutlich das Sinnvollste. Ach, ich weiß es einfach nicht, ich brauche mehr Zeit, um darüber nachzudenken.
Dann habe ich eine Idee: Warum nicht auch hierfür das Anziehungsgesetz bemühen? Mit dem Lottogewinn hat es zwar leider nicht geklappt, aber vielleicht war dieser Wunsch dem Universum einfach zu anspruchslos? Also, dann will ich es mal vor eine wirklich knifflige Aufgabe stellen:
Ich bin mit Daniel Unverzagt zusammen. Mittlerweile weiß er, dass ich Maike Schäfer heiße, und findet es gar nicht schlimm.
Ich zerknülle das Blatt Papier, auf das ich den Satz geschrieben habe. Langsam dürften mir solche Fehler nicht mehr passieren, »gar nicht schlimm« heißt doch, er findet es schlimm! Also noch einmal von vorne:
Ich bin mit Daniel Unverzagt zusammen. Mittlerweile weiß er, dass ich Maike Schäfer heiße, und findet das völlig okay.
Dann überlege ich, wo ich diesen Wunsch am besten deponiere. Aufhängen ist schlecht, denn darüber würden Daniel und mögliche weitere Kunden sich wahrscheinlich wundern. Ich lege ihn in die oberste Schublade von Kikis Schreibtisch, soll er halt von hier aus seine magischen Kräfte entfalten. Als ich die Schublade schließe, klingelt Kikis Bürotelefon.
»Schäfer?«, melde ich mich.
»Ja, hallo, Markus Gärtner hier, ich bin …«
»Ich weiß, wer Sie sind«, unterbreche ich ihn. »Daniel Unverzagt hat bereits angekündigt, dass Sie sich melden werden.«
»Prima«, erklingt es vom anderen Ende der Leitung. »Dann kann ich ja direkt zur Sache kommen und Sie fragen, wann es Ihnen genehm wäre, dass ich Ihnen meine Aufwartung mache.«
Meine Aufwartung mache? Was ist denn das für ein Vogel? Beinahe muss ich laut kichern, reiße mich aber im letzten Moment noch irgendwie zusammen. So wie Markus Gärtner spricht, scheint er aus einer anderen Zeit zu stammen. So aus der Ära mit Handküssen und … auweia: Kniefall! Nicht dass Daniels Freund derjenige ist, der demnächst vor mir kniet. Energisch schiebe ich den Gedanken beiseite, das wäre tatsächlich mehr als absurd.
»Wann kann ich denn vorbeikommen?«, fragt er.
»Moment, ich schaue kurz in meinen Kalender.«
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19. Kapitel
H at Daniel mir nicht gesagt, er hätte ein bisschen Werbung gemacht? Ein
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