Goldstück: Roman (German Edition)
in der Sierichstraße. Kennen Sie das?«
Auweia, ein Nobel-Italiener. Und bei so einem Geschäftsessen muss ich den Kunden vermutlich einladen. Das wird teuer. Aber egal, da muss ich wohl durch, wenn ich einen professionellen Eindruck machen will.
»Ja, das Restaurant kenne ich. Dann bis Donnerstag!«
»Großartig. Ich freue mich!«
»Ich mich auch.« Also, ich finde, Herr Unverzagt klang ansatzweise euphorisch. Ein gutes Zeichen!
»Daniel hatte recht, das war eine wirklich interessante und spannende Sitzung mit Ihnen, Frau Schäfer.« Am nächsten Tag habe ich um kurz vor zwölf meinen ersten offiziellen Termin mit Markus Gärtner hinter mich gebracht. Anfangs war ich noch
sehr nervös, zum einen, weil ich wusste, dass Markus Daniels bester Freund ist, zum anderen, weil ich immer noch Zweifel hatte, dass die Sache glatt über die Bühne geht. Nur weil Daniel von mir so begeistert war – und das anscheinend nicht nur wegen meiner Coaching-Qualitäten –, heißt das nicht, dass es anderen auch so geht. Aber offensichtlich muss ich mir keine Sorgen machen, auch Markus Gärtner scheint mit mir zufrieden zu sein, er will sogar ein paar Flyer haben, die er Freunden und Kollegen geben will.
»Vielen Dank«, sage ich, »freut mich, wenn es Ihnen gefallen hat und Sie mich weiterempfehlen.« Ich drücke ihm Kikis Flyer in die Hand.
In der Zwischenzeit habe ich Kikis alte Mobilnummer mit meiner überklebt, damit niemand versucht, meine Cousine anzurufen. Wobei ein kurzer Kontrollanruf, nachdem Daniel ja schon ohne mein Wissen ein paar Prospekte mit der alten Nummer verteilt hatte, mir bestätigte, dass unter Kikis alter Nummer nur die Ansage »Diese Rufnummer ist zurzeit nicht vergeben« läuft. Ist also kein Drama, falls es da schon jemand probiert hat.
»Ich finde Ihren Ansatz sehr interessant«, meint Markus Gärtner und schiebt seine Nickelbrille zurecht.
Optisch ist er das genaue Gegenteil von Daniel, er ist klein, blond und könnte ein paar Pfund weniger vertragen. Er ist in Daniels Firma nicht im Controlling, sondern im Einkauf tätig, dort allerdings sehr zufrieden. Wie er mir etwas verschämt erklärte, ging es bei ihm nicht um den beruflichen, sondern eher um den zwischenmenschlichen Bereich. Anders gesagt: Markus Gärtner findet einfach keine Freundin – dabei hätte er doch so gerne eine. Ein Problem, das ich durchaus nachvollziehen konnte, wer ist schon gern allein?
Neben der Sache mit der Wunschliste und der Wunsch-Wand habe ich mir die Freiheit herausgenommen, ihm noch zwei, drei modische Tipps zu geben (»Schwarze Lackschuhe,
ganz ehrlich, Herr Gärtner, sind einfach ein ziemlicher Abturner. Wenn Sie abends ausgehen, lassen Sie die Krawatte weg, das wirkt sonst so steif. Versuchen Sie es stattdessen mal in Jeans und T-Shirt! Ein bisschen mehr Farbe würde Ihnen sicher auch gut stehen, ein Besuch im Solarium könnte da nicht schaden, das wirkt gleich viel frischer und positiver«) und ihn davon zu überzeugen, dass ein klein wenig Sport sich absolut vorteilhaft auswirken würde.
Zusätzlich habe ich ihm noch etwas geraten, das in einem von Kikis Büchern stand und das ich ziemlich lustig fand: Platz schaffen für einen Partner! Er solle die Hälfte seines Kleiderschranks ausräumen, öfter mal für zwei Personen decken, sich ein Doppelbett besorgen (tatsächlich schläft der Mann noch auf einem nur neunzig Zentimeter breiten Bett) und seine Wohnung generell so einrichten, dass eine Frau sich dort auch wohl fühlen würde.
»Ganz wichtig ist auch«, habe ich ihm erklärt, »dass Sie ab sofort die Augen offen halten! Man weiß schließlich nie, wo einem der Partner fürs Leben begegnet, das kann immer und überall sein, selbst wenn Sie überhaupt nicht damit rechnen. Das Universum findet manchmal ungewöhnliche Wege, um uns unsere Wünsche zu erfüllen.«
Markus Gärtner hat jedes meiner Worte mit Feuereifer mitgeschrieben, ihm scheint die Sache wirklich sehr ernst zu sein.
»Jedenfalls«, sagt er jetzt bei der Verabschiedung, »habe ich die Dinge noch nie von dieser Warte aus betrachtet, ich finde dieses Anziehungsgesetz schon sehr innovativ.«
»Ja«, meine ich, »im ersten Moment kommt es einem vielleicht etwas seltsam vor – aber glauben Sie mir, es hat schon bei vielen Menschen funktioniert.«
»Dann will ich mal hoffen, dass das auch auf mich zutrifft.« Ein sehnsuchtsvoller Ausdruck tritt auf sein Gesicht, und ich möchte wetten, er stellt sich gerade vor, wie er mit einer
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