Goldstück: Roman (German Edition)
Händen.
»Äh, tschuldigung, wie unhöflich von mir«, sage ich und nehme ihm die Blumen ab. »Kommen Sie doch erst einmal rein und erzählen Sie mir alles.«
Daniel folgt mir ins Büro und nimmt auf einem Sessel Platz.
»Ich hole nur schnell eine Vase«, meine ich und laufe mit den Blumen in die Teeküche. Gleichzeitig versuche ich, meinen galoppierenden Herzschlag und meine leichte Schnappatmung in den Griff zu bekommen. Es ist nicht zu fassen, wie mich dieser Mann binnen Sekunden völlig aus dem Konzept bringt.
»Dann erzählen Sie mal«, fordere ich ihn auf, nachdem ich die Blumen auf Kikis Schreibtisch abgestellt und mich zu ihm gesetzt habe.
»Ich hab wirklich keine Ahnung«, fängt er an, »wie das funktioniert – aber es hat funktioniert! Nach unserem Wochenende bin ich montags in die Firma und hatte sofort das Gefühl, dass
etwas anders ist. Irgendwie war die Stimmung wesentlich entspannter, ich konnte auf einmal viel besser und unkomplizierter mit meinen Mitarbeitern umgehen. Ein paar Leute haben sogar gemeint, dass ich wie ausgewechselt sei.«
»Das klingt doch schon mal gut.«
»Das war mehr als gut! Wir haben eine supererfolgreiche Woche hingelegt, alles lief wie am Schnürchen, und einen wichtigen Neukunden konnten wir auch an Land ziehen, so dass meine Chefs mir ein großes Lob ausgesprochen haben.«
»Klasse«, meine ich. »Da sehen Sie mal, wie schnell sich erste Erfolge einstellen.«
Er nickt. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar ich Ihnen bin, Kirsten. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ein einziges Coaching solche Wirkung zeigen würde.« Ich auch nicht, denke ich. Aber natürlich erwähne ich das nicht. »Ehrlich gesagt«, fügt er dann hinzu, »hatte ich anfangs befürchtet, an eine komische Eso-Tante geraten zu sein, die mir ihre durchgeknallten Ideen erzählt. Hatte am Freitag schon überlegt, das restliche Seminar sausenzulassen.« Er zwinkert mir zu. »Was für ein Glück, dass ich das nicht gemacht habe, ich bin von Ihrer Methode restlos überzeugt.«
»Das höre ich gern.«
»Ich hab sogar schon ein bisschen Werbung für Sie gemacht.«
»Werbung?«
»Ja. Ich selbst habe den Hinweis auf Sie von der Personalabteilung bekommen, weil ich eine Führungsposition übernommen habe. Dann kümmern die sich automatisch um Fortbildungsmaßnahmen. Aber ich dachte mir, dass Ihr Coaching nicht nur für Führungskräfte hilfreich ist. Also habe ich auch meinen Kollegen davon erzählt und ihnen ein paar Ihrer Flyer gegeben, die ich mitgenommen hatte. Die waren total begeistert, da wird mit Sicherheit der eine oder andere mal zu Ihnen
kommen. Und mein bester Freund auch, er will sich auf alle Fälle bei Ihnen melden. Markus Gärtner heißt er, also, wenn er anruft, er arbeitet in derselben Firma wie ich.«
Ich spüre, wie mir heiß und kalt wird. Daniel Unverzagt hat Werbung für mich gemacht? Also, nicht für mich, sondern für Kirsten? Er hat Kirstens Flyer verteilt, und jetzt wollen die sich alle bei mir melden?
»Kirsten?«, fragt Daniel auf einmal unsicher nach, vermutlich hat er meinen entsetzten Gesichtsausdruck bemerkt. »Ist irgendetwas? War das nicht richtig von mir? Ich dachte nur, Sie freuen sich vielleicht über ein bisschen PR …«
»Doch, doch«, versichere ich eilig, »natürlich freue ich mich darüber, ist ja klar. Werbung ist in meinem Geschäft immer gut, Mund-zu-Mund-Propaganda ist da das A und O, nicht wahr?«
Jetzt wirkt Daniel wieder entspannt. »Da bin ich ja beruhigt, dachte gerade schon, ich hätte was falsch gemacht.«
»Nein, wirklich nicht, das ist doch Unsinn.«
»Wissen Sie«, sagt er dann, »ich finde, wenn jemand etwas so gut kann wie Sie, dann sollte man das ruhig weiterempfehlen.«
»Sie finden also, ich kann das gut?«, entfährt es mir überrascht, wobei ich mir im selben Moment auf die Lippe beißen möchte, weil ich als Profi-Coach natürlich nicht so erstaunt klingen dürfte, wenn jemand meine Arbeit lobt.
Daniel nickt energisch. »Ja, absolut! Sie haben es geschafft, aus einem negativ denkenden Zahlenmenschen, der hinter jedem Busch einen Räuber sieht und niemandem außer sich selbst vertraut oder etwas zutraut, binnen kürzester Zeit einen entspannten Optimisten zu machen, der die Dinge einfach auf sich zukommen lässt. Wenn das keine Leistung ist!«
Bei diesem dicken Kompliment bekomme ich glatt wieder rote Öhrchen. »So was Nettes hat ja noch nie jemand zu mir gesagt«, erwidere ich überrascht.
»Nein? Das wundert mich
Weitere Kostenlose Bücher