Goldstück: Roman (German Edition)
mit einem Mal übers ganze Gesicht, »ich bin endlich schwanger!«
»Was?«, rufe ich aus. »Aber das ist ja eine Sensation! Ist das wirklich sicher?« Wir fallen uns in die Arme.
»Ja«, jubelt Nadine, »vor zwei Wochen habe ich den Test gemacht, vorgestern habe ich das erste Ultraschallbild bekommen.«
»Süße, das ist ja großartig! Zeig mal her!«
Nadine kramt in ihrer Tasche und holt ein kleines Schwarz-weiß-Bild hervor, auf dem ein winziger Punkt in einem grauen Schleier zu erkennen ist. »Da«, sie deutet auf das Pünktchen, »da kann man es schon sehen, rechnerisch bin ich fast in der neunten Woche.«
»Und was sagt Ralf dazu?«
»Der freut sich natürlich riesig und ist schon dabei, unsere Wohnung kindgerecht umzuräumen.« Sie schmunzelt. »Ein bisschen früh, wie ich finde, aber ich will ihn da in seiner Begeisterung nicht bremsen.«
»Echt klasse«, stelle ich wieder fest. »Und wann wird es kommen?«
»Nächstes Jahr im Frühling.«
»Wird es ein Junge oder ein Mädchen?«
Nadine betrachtet das Ultraschallbild. »Also, das kann man nun beim besten Willen noch nicht erkennen.«
»Ach so, ich kenne mich mit dem Thema nicht so aus«, gebe ich zu. Versonnen lasse ich meinen Blick über das Pünktchen wandern. Dabei driften meine Gedanken wieder zu Daniel ab. Ob er und ich vielleicht auch irgendwann …? Ich muss seufzen, die Vorstellung wäre einfach zu schön. Aber bis dahin ist es wohl noch ein längerer Weg, denn ich habe da ja noch das kleine Problem, dass ich ihm vorher erklären müsste, weshalb auf der möglichen Geburtsurkunde eines möglichen gemeinsamen Kindes möglicherweise ein anderer Name der möglichen Mutter stehen würde, als er möglicherweise momentan noch denkt.
»In genau diesem Moment wirkst du wieder total weggetreten«, unterbricht Nadine meine Gedanken.
»Nein, nein«, versichere ich schnell, »ich stelle mir gerade nur vor, wie du wohl als Mutter bist.«
Nadine mustert mich intensiv. »Ich kann mich bloß wiederholen, Maike. Wenn du mit mir über irgendetwas reden willst, kannst du es jederzeit tun.«
»Was hat das denn jetzt mit dir als Mutter zu tun?«
»Eben nicht das Geringste«, stellt Nadine fest. »Deswegen glaube ich dir auch nicht, dass es das ist, woran du gerade denkst.«
»Mach ich wohl«, erwidere ich und stehe auf.
»Aha. Und wohin willst du dich jetzt so schnell davonmachen?«
»Nirgendwohin«, erkläre ich, »ich will nur mal Stefan anrufen, weil ich finde, dass du recht hast: Ich habe mich von euch allen viel zu sehr zurückgezogen.« Mit diesen Worten schnappe ich mir mein Telefon, das neben der Computertastatur liegt, und mache mich auf den Weg nach draußen. Einigermaßen froh, diesem unangenehmen Thema elegant entkommen zu sein.
Zwei Minuten später habe ich Stefan an der Strippe.
»Hurra!«, ruft er aus, sobald ich mich gemeldet habe. »Ein Wunder ist geschehen, Maike ruft an! Von sich aus!«
»Haha!«, gebe ich zurück. »Sehr witzig!«
»Nein, im Ernst«, kommt es vom anderen Ende der Leitung, »ich freue mich echt, mal wieder was von dir zu hören. Dachte schon, du hättest etwas gegen mich.«
»Quatsch, was sollte ich gegen dich haben?«
»Genau das habe ich mich auch gefragt.«
»Ich war nur ziemlich beschäftigt, das ist alles«, erkläre ich. »Gar nicht so einfach, die Sache mit dem Untermieter für Kikis Büro, ich flitze nur noch zwischen Solarium und Besichtigungsterminen hin und her«, fahre ich dann fort.
»Soso«, sagt Stefan, und ich kann ihm anhören, dass er mir kein einziges Wort glaubt. Aber er geht nicht weiter darauf ein. »Wann hast du denn mal wieder Zeit und Lust, dass wir uns treffen?«, fragt er stattdessen. »Ich weiß ja schon fast nicht mehr, wie du aussiehst.«
»Lass mal überlegen«, meine ich. Bis zwei Uhr muss ich im Studio arbeiten und danach zu Hause dringend ein bisschen aufräumen und putzen, seit ich meistens bei Daniel bin, sieht es bei mir etwas … vernachlässigt aus. Stichwort Daniel: Mit dem bin ich um acht im »Gallo Nero« verabredet. »Wie wäre es mit fünf? Da hätte ich noch einen Time-Slot von gut zwei Stunden«, scherze ich.
»Oh, wie überaus edel«, geht Stefan auf meinen Tonfall ein. »Ich komme am besten bei dir vorbei, okay?«
»Prima«, meine ich, »dann können wir endlich mal wieder ein bisschen reden.«
»Ich freu mich!«, sagt Stefan, danach legen wir auf.
Als ich wieder ins Studio komme, ist Nadine gerade dabei, ihre Sachen zusammenzupacken.
»Du gehst?«, will
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