Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goldstück: Roman (German Edition)

Goldstück: Roman (German Edition)

Titel: Goldstück: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
Vom Netzwerk:
Familienplanung längst abgeschlossen.«
    »Bei weitem nicht alle«, wende ich ein und denke dabei mal wieder an mich selbst. Von siebenunddreißig bin ich zwar noch ein paar Jahre entfernt, aber das kann schneller gehen, als man denkt. Im selben Moment wundere ich mich ein wenig darüber, dass heute offenbar das Thema »Baby« dran ist. Erst Nadine, nun Dorothee – schon komisch, als hätte das Universum beschlossen, dass ich mich unbedingt mit dieser Sache auseinandersetzen soll. Aber jetzt ist erst einmal Dorothee dran. »Vielleicht erzählst du mal genauer, was das Problem ist.«
    »Sebastian«, teilt sie mir mit. »Sebastian ist das Problem.«
    »Dein Freund?«, will ich wissen. Sie nickt. »Er kann also nicht?«
    Diesmal schüttelt sie den Kopf. »Nein. Das heißt, ich weiß es nicht, denn wir haben es noch nie versucht. Er will einfach nicht.«
    »Will er insgesamt nicht oder nur jetzt nicht?«, hake ich nach.
    » Jetzt will er nicht«, erklärt Dorothee. Bevor ich etwas dazu sagen kann, fügt sie noch hinzu: »Wobei ›jetzt‹ immerhin schon sechs Jahre dauert!«
    »Sechs Jahre?« Oha, das ist lange. Also, wenn man nicht gerade Anfang zwanzig ist, jedenfalls.
    »Ja«, erklärt Dorothee. »Seit acht Jahren sind wir zusammen, nach zwei Jahren Beziehung habe ich angefangen, übers Heiraten und über Kinder zu reden. Die Antwort seitdem ist immer die gleiche: Ich will noch nicht, ich fühle mich noch nicht bereit dazu, lass uns noch ein bisschen warten. Tja«, sie seufzt, »und über diese verdammte Warterei bin ich eben mittlerweile siebenunddreißig Jahre alt geworden und frage mich, wie lange es meine Eierstöcke eigentlich noch machen werden und wann Sebastian endlich dazu bereit sein wird, mit mir eine Familie zu gründen.«
    »Hm«, meine ich und denke nach. Eine vertrackte Situation,
    das muss ich schon zugeben. Allerdings auch zu vertrackt und zu wichtig, als dass ich den Mut hätte, da jetzt wirklich fundierte – oder eher unfundierte – Ratschläge zu erteilen. Jemandem ein paar ungefährliche Tipps in Sachen Job oder Partnersuche zu geben ist das eine – diese Sache hier erscheint mir dagegen eindeutig zu heiß. »Wie alt ist Sebastian denn?«, frage ich trotzdem nach, weil ich schließlich irgendetwas sagen muss. Möglicherweise hat Dorothee sich ja einen feschen, zehn Jahre jüngeren Mann genommen, der wirklich noch zwei, drei Jährchen Zeit braucht – das gibt’s heutzutage immer öfter. Dann wäre für Dorothees Kinderwunsch immer noch genug Zeit, vierzig ist ja heute kein Alter mehr, Hollywood macht’s vor!
    »Zweiundfünfzig«, lautet ihre Antwort. Okay, nicht fesch und jung. Sondern offenbar angegraut und bindungsunwillig, kombiniert mit einem gewissen Talent, eine Frau ewig hinzuhalten.
    »Hör zu«, sage ich und merke, wie ich vom Coaching- in den Freundinnen-Modus schalte. Ich weiß zwar, dass das vermutlich ein Fehler ist und ich am besten daran täte, die Klappe zu halten und Dorothee den Tipp zu geben, mit ihrem Sebastian einen Paartherapeuten aufzusuchen, der das Problem für die beiden in die eine oder andere Richtung löst – wobei ich für meinen Teil ziemlich sicher bin, in welche Richtung es zumindest für Sebastian gehen dürfte –, doch wie sie da so vor mir sitzt, ganz klein und elend und verzweifelt, kann ich einfach nicht anders. »Ich kenne deinen Sebastian nicht und will dir auch nichts Verkehrtes raten – aber wenn du mal ganz ehrlich zu dir selbst bist: Glaubst du, dass er nur jetzt noch keine Kinder will oder in Wirklichkeit nie?«
    Dorothee zuckt mit den Schultern. »Ich weiß es nicht.«
    »Was glaubst du denn, was sagt dir dein Bauch?«
    Sie zögert einen Moment. »Nie«, bringt sie dann leise hervor.
    »Okay«, fahre ich fort, »und wenn du noch einmal ganz genau in dich hineinhorchst: Wie geht es dir mit dem Gedanken, dass aus deinem Kinderwunsch vielleicht nie etwas werden wird?«
    Sie guckt mich wieder aus diesen wahnsinnig großen braunen Augen an. »Schrecklich«, gibt sie zu, »ganz, ganz schrecklich. Kinder sind für mich immer schon der Sinn des Lebens gewesen, bei der Vorstellung, dass ich nie ein Baby im Arm halten werde, könnte ich sofort losheulen.« So wie sie aussieht, wird sie das auch jeden Moment tun.
    »Dann bleibt dir nur eines«, spreche ich schnell weiter, bevor Dorothee eine weitere große Packung Taschentücher braucht, »du musst für dich genau abwägen, was dir im Leben am wichtigsten ist.«
    »Heißt das, ich soll mich von

Weitere Kostenlose Bücher