Golem - Golem - Genome, Inc.
und eine Hitzewelle schlug Woerner ins Gesicht.
»Er ist da drin!«, rief Balzac über das Brüllen der Flammen hinweg.
Das ganze Stockwerk schien zu erbeben. Plötzlich flog eine Tür im Boden auf, und ein brennender Mann kletterte hinaus. Balzac griff verzweifelt nach seiner Pistole, wurde aber nach hinten geschleudert, als der Mann ihm eine Kugel in den Körper jagte, die ihn auf der Stelle tötete.
Woerner wich voller Panik zurück und rutschte über den Boden, bis er mit dem Rücken gegen die Wand stieß. Der brennende Mann stand in der Küche. Vorsichtig zog er sich die Jacke aus und warf sie auf den Boden, wo die Flammen weiterzüngelten. Hinter dem Mann spie der tanzende Schlauch noch immer Feuer und verwandelte die Küche in ein Inferno.
Woerner erkannte den Mann. Genico hatte Rasputin geschickt. Woerner wusste, dass er sterben würde.
Mit erhobener Waffe trat Rasputin auf Woerner zu.
»Der Aktenkoffer«, sagte Rasputin bedächtig. »Wo ist er?«
»Ich bin ein alter Mann«, antwortete Woerner mit schwacher Stimme. »Bitte …«
»Wo ist der Koffer?«
Woerner nahm alles in sich auf: das Feuer, Balzacs blutigen Körper, den Eindringling und den Rauch, der um ihn herumwirbelte. Erst dann öffnete er wieder den Mund.
»Welcher Koffer?«, fragte er. Doch es war nur ein kläglicherVersuch, Rasputin zu bluffen. Woerner wusste ganz genau, weshalb Rasputin hier war und was er haben wollte.
Er wusste aber auch, dass er es ihm nicht geben konnte.
Rasputin jagte Woerner eine Kugel ins Bein. Woerner schrie vor Schmerz und krümmte sich. Der Transkriptor beobachtete ihn ungerührt. Hinter dem Meuchelmörder loderte das Feuer immer stärker, und die Hitze war fast unerträglich. Woerner wusste, dass Rasputin nicht viel Zeit hatte, bevor alles von den Flammen verschlungen wurde.
»Sehen Sie mich an«, befahl Rasputin.
Woerner zwang sich, aufzublicken. Sein Gesicht war kreidebleich. Speichel lief ihm aus den Mundwinkeln. Flehend hob er die Hand.
»Nein …«
»Wo ist der Aktenkoffer?«
»Ich sagte Ihnen doch schon …«, brachte Woerner mühsam hervor.
»Wo?«
Woerner wollte antworten, brachte es aber nicht über sich. Er konnte das Wort, das er Gott gegeben hatte, nicht einfach brechen. Er musste an seine Seele denken. Der Schmerz würde bald vorbei sein, doch Genicos Geheimnis musste enthüllt werden. Sie zerstörten zu viele Leben.
Rasputin drückte Woerner die Stiefelspitze auf die Wunde. Grauenhafter Schmerz schoss durch den Körper des alten Mannes. »O Gott«, keuchte er. Rasputin nahm den Stiefel wieder weg. Woerner wurde schwarz vor Augen. Langsam versank er in Bewusstlosigkeit. Seine Augenlider flatterten wie Insektenflügel, und Blut strömte zwischen seinen Fingern hindurch.
»Wo?«, fragte Rasputin unerbittlich.
»Nein … Ich kann nicht.«
»Ich weiß, dass Sie Schmerzen haben. So wichtig kann doch gar nichts sein, dass Sie dafür solche Qualen erdulden. Sagen Sie mir, was ich wissen will, und die Schmerzen haben ein Ende.«
Das Feuer war inzwischen die Wand hinaufgekrochen, und die Flammen leckten nach Rasputin. Glas zerbarst hinter ihm, und irgendetwas zischte und kreischte. Rasputin zog Woerners Hand von der Beinwunde weg und brach ihm zwei Finger. Woerner schrie erneut und fiel rückwärts auf den Boden.
»Sagen Sie es mir.«
»Wir haben … schwer gesündigt«, erwiderte Woerner. »Wir haben uns dem Willen Gottes widersetzt. Das weiß ich jetzt.«
Woerner war fast bewusstlos vor Schmerz. Er schüttelte den Kopf, schloss die Augen.
»Tut mir leid …«, brachte er mühsam hervor. »Der Tisch. Er liegt auf dem Tisch.«
Rasputin schoss Woerner zwei Kugeln in die Brust und ließ die Beretta wieder im Holster verschwinden. Dann wuchtete er den umgestürzten Tisch beiseite und hob den Aktenkoffer vom Boden auf. Sein Handy klingelte. Er trat auf die Terrasse hinaus, weg vom Feuer. Dort schaute er sich die Nummer auf dem Display an und nahm dann das Gespräch entgegen.
Sofort fragte die vertraute Stimme: »Was ist mit unserem Problem?«
»Unser Problem ist erledigt.«
»Und der Aktenkoffer?«
»Ich habe ihn.«
Unten auf der Straße jagten zuckende Blaulichter über die Central Park West in Richtung Beresford. Rasputin schautenoch einmal in die Wohnung. Flammen tanzten über den Küchenboden, und auch die Wände brannten lichterloh. Rasputins Haut glühte von der Hitze, aber er fühlte eine kalte Präsenz um sich herum.
Er war bereit. Zeit zu gehen.
Die
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