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Golem - Golem - Genome, Inc.

Titel: Golem - Golem - Genome, Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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litten, schlecht war, für die Anteile jedoch gut. Dementsprechend groß war die Nachfrage gewesen, und Saxton hatte jedem seiner Kunden empfohlen, zu kaufen.
    »Was?« Saxton runzelte die Stirn. »Wie viel?«
    »Sechs Dollar pro Anteil.«
    Saxtons Herz setzte einen Schlag aus. »Sechs Dollar? Himmel! Wie kann das sein?«
    »Das sind bloß Marktkorrekturen. Kein Problem. Mach dir nicht in deine hübschen rosa Shorts.«
    »Das ist ein Verlust von fünf Prozent! Wie ist das passiert, verdammt?«
    »Was willst du von mir hören?« Amy zuckte mit den Schultern und inspizierte ihre Fingernägel.
    Saxton drehte sich um und ließ den Blick durch das Großraumbüro schweifen. Der Lärm besaß plötzlich einen bedrohlichen Unterton. Saxton dachte an das Päckchen MamaBlanca, das in seinem Schreibtisch auf ihn wartete. Es würde ihn den Morgen überstehen lassen.
    »Wo ist der alte Herr?«, fragte Saxton.
    »Bis halb zehn gibt er ein Interview für SampWatch. Anschließend kommt er aber wieder rein.«
    Saxton schaute auf die Uhr. Ihm blieb nur eine gute Stunde, alles wieder in Ordnung zu bringen. Das Halcion, das er auf dem Weg hierher genommen hatte, wirkte allmählich und legte sich wie ein Schleier auf seinen Geist. Nichts ergab mehr Sinn.
    »Hast du mal die neue Sorte bei Starbucks probiert? Mocha? Für fünf Becher bekommst du ein kostenloses pränatales Genscreening«, sagte May. »Oder war es ein Geschenkgutschein …?«
    Saxton wurde immer nervöser. Er öffnete den Mund, um »Nein« zu sagen, wich dann aber langsam von Amys Schreibtisch zurück wie eine Zeichentrickfigur, die auf Zehenspitzen einer Bombe zu entkommen versucht, an der bereits die Zündschnur brennt.
    »Hörst du mir überhaupt zu?«, wollte Amy wissen, machte dann aber weiter, ohne auf eine Antwort zu warten.
    »Stell keine Anrufe zu mir durch«, sagte Saxton. Langsam drehte er sich von Amy weg; dann rannte er beinahe die Schreibtischreihen entlang zu seinem Büro. Er konnte das wieder in Ordnung bringen. Er brauchte nur ein bisschen Mama Blanca, um sein Hirn wieder auf die Reihe zu kriegen. Mama würde ihm schon sagen, was er tun musste.
    Saxtons Büro befand sich in der äußersten Ecke des Stockwerks. Von dort hatte man freien Blick über den Hudson und nach New Jersey. Fotos hingen an der Wand: Saxton in den Hamptons, Saxton in Paris, Saxton bei einem Polospiel und auf den Turks- und Caicos-Inseln. Er ließ sich auf seinen Roche-Bobois-Stuhl hinter dem Hans-Hopfer-Schreibtischfallen, schaute wieder auf seine Rolex und öffnete dann die Schreibtischschublade. Ein Stapel Brokermagazine, eine Rolle Zertifikate, eine Flasche Ibuprofen und ein kleiner Briefumschlag aus Glassinepapier befanden sich darin. Saxton öffnete den Umschlag, schüttete den Inhalt auf den Schreibtisch und zog mit seiner American Express Platinum dünne weiße Linien.
    Vergangenes Jahr war Paradise, eine synthetische Droge, groß in Mode gewesen. Wohin Saxton auch gegangen war, die Leute hatten sich die kleinen blauen Pillen eingeworfen. Modepartys in Chelsea – kleine blaue Pillen. Bar Mitzwas in der Upper West Side – kleine blaue Pillen. Aber Paradise war heute nur noch die Mode von letztem Jahr. Inzwischen wurde das Zeug von schmutzigen Collegekids aus dem East Village und von Künstlern geschluckt, die sich in den Lofts von Brooklyn drängelten. Euphoria, eine nette, kleine rote Pille, war nicht schlecht. Sanft und lang anhaltend. In Russland hergestellt. Euphoria war gut für Firmenanwälte oder Gelegenheitsschauspieler, aber Wall Street Broker liebten es auf die alte Tour: Kokain war der Stoff der Stunde, die gleiche Droge, die die Börsen schon in den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts angetrieben hatte.
    Ein schrilles Klingeln riss Saxton aus seinen Gedanken, und ein Bild von Charles Washington erschien auf seinem Monitor. Saxton schaute auf die Uhr. In Ituri war es jetzt kurz vor ein Uhr mittags. Zu der Zeit servierte man in Afrika das Mittagessen. Saxton kannte den Zeitplan dort. Morgens wurde vergewaltigt und verbrannt. Anschließend wurden Kinder mit Macheten zerhackt. Dann Mittagessen. Der Nachmittag war für gewöhnlich dafür reserviert, Frauen mit Maschinengewehren niederzumähen. Zu guter Letzt hielt man ein Nickerchen. Der Bürgerkrieg dort war völlig außer Kontrollegeraten; aber das Chaos und die völlige Missachtung der Menschenrechte hatten zum Glück auch Vorteile – zumindest für jemanden wie Saxton.
    Saxton seufzte, warf einen sehnsüchtigen

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