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Golem - Golem - Genome, Inc.

Titel: Golem - Golem - Genome, Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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Gesichter der Transkriptoren an. Sie, Roosevelt, hatten wenigstens die Chance, da draußen zu leben und Gefühle zu entwickeln, die keiner von ihnen je haben wird. Wissen Sie eigentlich, was ich dafür geben würde, das zu fühlen, was Sie gefühlt haben?«
    »Deshalb haben Sie auch keine Ahnung, wie es ist, wenn einem das alles genommen wird«, sagte Roosevelt.
    Queen Elizabeth dachte kurz darüber nach und erwiderte dann: »Da haben Sie wohl recht.«
    Sie nahm Roosevelt am Arm und führte ihn ins Casino und an die Brüstung der Galerie. Unter ihnen rasselten und klingelten die Spielautomaten, die Musik lief mit voller Lautstärke, und die Luft stank nach Rauch und Alkohol.
    »Willkommen im Deco«, sagte Queen Elizabeth und deutete in den Saal hinunter.
    Dort wimmelte es nur so von Leuten: Menschenmänner in teuren Anzügen und Transkriptorenfrauen, die sich ihnen an den Hals geworfen hatten. Überall standen Spieltische, und die Stühle waren mit dickem rotem Samt gepolstert.
    Die Mitte bildete eine riesige Bar. Flaschen funkelten in perfekten Reihen, und Barkeeper servierten den nicht enden wollenden Gästeschlangen. Kellnerinnen in verführerischen Minikleidern huschten zwischen den Tischen umher und verteilten Getränke.
    »Prostitution ist hier legal«, erklärte Queen Elizabeth. »Drogen sind legal. Spielen ist legal. Jedes Laster, das Sie sich vorstellen können, blüht und gedeiht in der Transkriptorenzone. Es gibt hier keine Regeln, keine Gesetze, keine Konsequenzen. Passen Sie also auf. Das ist nicht Ihr altes Leben. Ein Mord wird hier nicht einmal gemeldet.«
    Unter ihnen spielte eine Band Duke Ellington – besser sogar als der Duke persönlich, und auch der Musiker sah ihm zum Verwechseln ähnlich.
    »Die gehören zum Celebrity-Wiederbelebungsprogramm«, sagte Queen Elizabeth. »Das hat man extra für das Casino aufgelegt. Der Bandleader sieht wie Duke Ellington aus, weil er Duke Ellington ist – jedenfalls genetisch betrachtet. Und er ist nicht der Einzige. Die Transkriptoren aus diesem Programm bestreiten hier sämtliche Shows. Das Mirage in Las Vegas hatte Siegfried und Roy, wir haben Duke Ellington, Humphrey Bogart, James Cagney und noch viele andere.«
    »Ihr Duke ist wirklich großartig.«
    »Dafür ist er ja auch gemacht.«
    »Und für was sind Sie gemacht?«
    Queen Elizabeth schaute Roosevelt lange an; dann lächelte sie. »Das hängt davon ab, wer fragt.«
    »Sagen wir, ich frage. Was denken Sie?«
    »Ich denke, dass Transkriptoren besser sind als Menschen. Klüger. Stärker. Ich denke, es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir das auch merken … bis zur Revolution.«
    Roosevelt erinnerte sich an ihr Gerede von Revolution. Und dann, ganz plötzlich, fiel ihm noch etwas anderes ein. Ihre Stimme. Er hatte sie schon einmal gehört, und das nicht nur in der Wohnung seines Vaters. Sie war die Frau mit der Maske gewesen – die Frau, die ihn aus dem TFU-Transporter befreit hatte.
    » Sie waren das«, sagte Roosevelt erstaunt. »Sie haben den Transporter gerammt. Jetzt erinnere ich mich. Ihre Stimme …«
    Queen Elizabeth schaute ihn nachdenklich an. »Die Transkriptoren brauchen eine Stimme.«
    Duke Ellingtons Song verhallte. Stattdessen wurde eine eher unauffällige Melodie gespielt.
    »Arbeiten Sie für Arden?«, fragte Roosevelt. Er hatte die Frau noch immer nicht recht durchschaut.
    Queen Elizabeth lachte. »Ich arbeite für eine Organisation. Wir haben Sie schon lange gesucht. Deshalb haben wir Sie aus dem Gewahrsam der TFU befreit. Unglücklicherweise haben Sie es dann ja wieder geschafft, sich von der TFU verhaften zu lassen.«
    »Sie haben nach mir gesucht? Warum?«
    »Alles zu seiner Zeit. Jetzt sind Sie erst einmal hier, um sich mit Rudolph Valentino zu treffen, nicht wahr? Er herrscht über die Zone. Er ist ein Transkriptor, und von allem, was hierdurchkommt, erhält er einen Anteil. Sex, Drogen, Glücksspiel. Wenn irgendjemand weiß, was mit Ihnen passiert ist, dann er.«
    »Ist er gefährlich?«
    Queen Elizabeth lächelte. »Das hier ist Necropolis. Hier ist jeder gefährlich.«
    »Wo kann ich ihn finden?«
    »Da drüben.« Sie deutete auf einen runden Tisch in einer gepolsterten Nische, direkt der Bühne gegenüber. Sechs Leute unterhielten sich dort, umhüllt von einer Rauchwolke. In der Mitte saß ein Mann in weißem Leinenanzug und gestreiftem Hemd. Er hatte sich die Krawatte gelockert; seine Schuhe waren schwarz und weiß, sein Haar mit Gel zurückgekämmt. Roosevelt schaute

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