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Golem - Golem - Genome, Inc.

Titel: Golem - Golem - Genome, Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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eingerahmt und in regelmäßigen Abständen aufgehängt. Alle zeigten dasselbe Jahr: 1926. Commander Byrds erster Flug über den Nordpol … Warner Brothers’ »Don Juan« … Vitaphones erster Tonfilm … Währungskrise in Frankreich. Und dann:
    Rudolph Valentino, »Der Scheich«, Liebling des Filmpublikums, stirbt im Alter von einunddreißig Jahren an einem Blinddarmdurchbruch.
    Roosevelt setzte sich auf eines der Ledersofas und nahm eines der Filmmagazine vom Tisch. Auf dem Cover war eine Zeichnung von Rudolph Valentino mit arabischem Kopftuch zu sehen, ein Bild aus dem Film »Der Sohn des Scheichs«. Roosevelt schlug die Zeitschrift auf und war bald so sehr in die Artikel vertieft, dass er gar nicht bemerkte, wie Valentino den Raum betrat.
    »Hast du ihn gesehen?«, fragte Valentino.
    »Wen?«, entgegnete Roosevelt überrascht und schlug rasch die Zeitschrift zu.
    »Den Sohn des Scheichs. Hast du ihn gesehen?«
    »Nein … Nein, habe ich nicht.«
    Valentino nickte. »Ich schon.«
    Er ging zur Hausbar und schenkte sich einen Drink ein. Dann ging er zum Fenster und schaute auf den Park hinaus.
    »Weißt du, dass Genico in Kalifornien einen Themenpark baut? Alt-Hollywood. Sie werden ihn mit Transkriptoren wie mir bevölkern und ihn dann der Öffentlichkeit zugänglich machen. Sie werden Eintrittskarten verkaufen. Im Jahre 1929 gab es 20112 Bäume von 37 verschiedenen Arten in Beverly Hills«, sagte Valentino. »Und weißt du, wie viele Bäume der Beverly-Hills-Teil des neuen Genico-Parks hat? 20112 von 37 verschiedenen Arten. Genau gleich. Sie haben acht Jahre gebraucht, um das richtig hinzubekommen.«
    Valentino schwenkte seinen Drink und nippte daran.
    »Hören Sie zu«, sagte Roosevelt. »Ich muss mit Ihnen über die Dinge reden, die mir passiert sind. Mein Name ist Thomas Roosevelt, und ich …«
    »Ich weiß, wer du bist«, unterbrach ihn Valentino. »Und ich weiß auch, was mit dir passiert ist.«
    »Deswegen komme ich ja zu Ihnen. Ich weiß es nämlich nicht. Ich weiß nicht, warum ich hier bin. Ich weiß nicht, was mit mir passiert ist. Sie haben gesagt, ich hätte all diese Leute umgebracht – das habe ich aber nicht. Sie haben gesagt, ich sei ein Transkriptor – das bin ich aber nicht. Ich bin ein Mensch.«
    »Und was bin ich?«, fragte Valentino und wandte sich vom Fenster ab. »Ich bin ein Transkriptor. Wenn ich also kein Mensch bin, was bin ich dann?«
    Er ging zu dem gerahmten Zeitungsartikel an der Wand, der über den Tod des echten Rudolph Valentino im Alter von einunddreißig Jahren berichtete.
    »Bin ich er?«, fragte Valentino und schaute sich die Schlagzeile an. »Ist er ich? Sind wir dieselbe Person, nur Jahre auseinander? In zwei Monaten werde ich einunddreißig. Genico kontrolliert das alles hier. Glaubst du, sie werden mich zweiunddreißig werden lassen? Das wäre aber verdammt falsch. Diese Leute kennen die genaue Zahl von Bäumen in Beverly Hills. Glaubst du, da werden sie ihren größten Star älter als einunddreißig werden lassen?«
    »Tut mir leid. Das wusste ich nicht.«
    »Zwischen 1916 und 1926 hat Rudolph Valentino zweiunddreißig Filme gedreht. Weißt du, wie viele Filme ich gedreht habe?«
    Roosevelt schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Keinen. Ich habe in meinem ganzen Leben noch keinen einzigen Film gedreht. Man kann mich nicht von Rudolph Valentino unterscheiden, und trotzdem bin ich nur ein lebendes Bild in dem Geschichtsbuch, das sie Necropolis nennen. Mehr nicht. Bloß ein Bild in einem Buch. Und wenn ich einunddreißig werde, reißen sie das Bild heraus und werfen es weg.« Er blickte Roosevelt an, ehe er fortfuhr: »Valentino hatte eine Frau, und das bedeutet, dass auch ich eine Frau haben muss.Also haben sie mich mit einer Frau verheiratet, für die ich nichts empfinde. Aber ich habe Gefühle, Gelüste … nur nicht für meine Frau. Wie soll ich das den Gouverneuren erklären? Genetisch bin ich mit Valentino identisch; also muss ich auch diese Gefühle und Gelüste haben, doch für die Öffentlichkeit muss ich den Ehemann spielen, genau wie der echte.«
    »Tut mir leid«, wiederholte Roosevelt.
    »Ja. Nun … Die Show muss weitergehen. Und du, mein schöner Junge … dies ist dein erstes Mal in dieser kolossalen Produktion. Du bist die Hauptfigur. Der kontroverse, männliche Hauptdarsteller. Für diese Rolle wurdest du geboren.«
    »Nein, nein, das ist alles nur ein Fehler …«
    »20112 Bäume. Nicht einer mehr, nicht einer weniger. Diese Leute machen keine

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