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Golem - Golem - Genome, Inc.

Titel: Golem - Golem - Genome, Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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verdrängt worden, denn mit dieser Methode konnten Athleten ihre Leistungsfähigkeit besonders leicht steigern.
    Eddie Marquis war nur einer von vielen. Kein »natürlicher« Athlet konnte es mit einem modifizierten Gegner aufnehmen. Hunderte von Stunden im Fitnessstudio, Tausende von Stunden auf der Laufbahn – die Ergebnisse eines so schweißtreibenden Trainings konnte man auch sofort erreichen, indem man lediglich ein paar Nucleotide neu anordnete.
    Irgendwann waren dann auch die Sportfunktionäre auf den Trichter gekommen, nachdem einige Aktive über mehrere Spielzeiten hinweg außergewöhnliche Leistungen gezeigt hatten. Dies hatte zur Folge, dass breit angelegte Tests eingeführt wurden, um nach genetischen Modifikationen zu suchen.
    Es klopfte. Roosevelt hob den Blick, und die Seiten des E-Papers verschwanden vom Bildschirm.
    Cindy erschien in der Tür. Sie sah furchtbar aus. Ihr Haarwar nur noch ein verfilztes Knäuel; sie hatte dunkle Ringe unter den Augen, und ihre Lippen waren blass.
    »Dein Vater ist mit dem Interview fertig«, sagte sie. »Er will dich sehen.«
    Roosevelt nickte. »Alles in Ordnung?«
    »Natürlich. Warum?«
    »Ach, nur so.«
    »Oh.« Cindy lächelte, legte den Kopf auf die Seite und deutete auf ihre Haare. »Meine Frisur. Ich habe allen Shampoos, Haarfestigern und dergleichen abgeschworen. Ich verwende nur noch Naturprodukte. Olivenöl für mein Haar mit ein bisschen warmem Wasser. Genau wie die alten Römer.«
    »Es sieht …« Roosevelt suchte nach den richtigen Worten. »Es sieht natürlich aus.«
    »Danke!«
    Glücklich schwebte Cindy aus dem Büro und verschwand den Gang hinunter. Roosevelt räumte seinen Schreibtisch auf und nahm den Aufzug in den obersten Stock des Gebäudes.  
    Das Penthouse des Genico Buildings war für den Firmengründer reserviert, den Schöpfer der Genbörse und einen der Köpfe, die hinter der Erschaffung der Transkriptoren standen. Außerdem war er Roosevelts Stiefvater.
    Roosevelts Mutter hatte George Saxton zwei Jahre nach dem Tod von Roosevelts leiblichem Vater auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung kennengelernt. Seine Mutter, eine Biotechnikerin, hatte damals bei der Anfangsentwicklung der Transkriptoren mitgearbeitet. Sie hatte den alten Saxton geheiratet, als Roosevelt drei Jahre alt gewesen war, und der fünfjährige Phillip hatte plötzlich einen kleinen Bruder bekommen.
    George Saxton war immer ein disziplinierter, methodischer Wissenschaftler gewesen, und diese Eigenschaften hatten ihn auch in der Vaterrolle geprägt. Nachdem Roosevelts Mutter anKrebs gestorben war, zwei Jahre vor der Entwicklung des entsprechenden Samps, hatte George Saxton die Erziehung der beiden Kinder übernommen – mit Hilfe einiger Transkriptoren-Nannys.
    Während ihrer gesamten Jugend und Kindheit war George eher eine flüchtige Erscheinung im Leben der beiden Jungen gewesen. Kurz ließ er sich morgens beim Frühstück sehen, dann wieder ein paar Augenblicke am Abend; häufig waren Roosevelt und Phillip zu dieser Zeit schon eingeschlafen. An den Wochenenden waren die Nachmittage für ihren Vater reserviert, und obwohl die beiden Jungen sich stets nahegestanden hatten, gab es eine gewisse Rivalität um die Gunst ihres Vaters, die bis ins Erwachsenenalter hineinreichte.
    Die Aufzugtür öffnete sich, und Roosevelt betrat das Penthouse. Es wirkte noch immer wie ein Museum auf ihn. Die gesamte Etage war mit Hartholz verkleidet, das bis zu dem schimmernden Metalltisch am anderen Ende reichte. An der Wand über dem Schreibtisch hingen Jackson Pollocks »No. 5« und Van Goghs »Sonnenblumen«. Roosevelts Vater war immer schon Kunstliebhaber gewesen.
    Licht fiel durch die Fenster und spiegelte sich auf den Säulen aus schwarzem Marmor. Draußen funkelten die Glasfassaden Manhattans. Neben dem Schreibtisch lagen ein Kissen und eine Decke auf einem Sofa; darüber lief ein Kursticker der Genbörse.
    Roosevelt sah, dass das Bauchspeicheldrüsensamp schon wieder gefallen war.
    Neben dem Fenster hockte ein Falke mit braun-weißer Haube auf einer Stange und trat nervös von einem Fuß auf den anderen, als Roosevelt sich seinem Vater näherte.
    George Saxton kam um den Tisch herum. Er war ein schlanker Mann von beeindruckender Präsenz. Sein Gesichtwar so ebenmäßig, dass es eher von einem Architekten als von der Natur entworfen zu sein schien. Dazu trug er einen aufwendig gestalteten Schnurrbart wie John Rockefeller, der ihm ein distinguiertes Aussehen verlieh. Das Lebendigste

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