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Golem - Golem - Genome, Inc.

Titel: Golem - Golem - Genome, Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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Diabetes. Und bei jedem Schritt standen Broker wie Saxton Junior bereit, um sich von jedem Geschäft eine Scheibe abzuschneiden. Die 80er-Jahre waren zurück. Doch im Gegensatz zu den alten Aktienhändlern waren die Genbroker wahre Könige.
    Sie handelten nicht mehr nur mit Papieren; jetzt wurde mit Leben und Tod gehandelt.
    Genico belegte über 90 Stockwerke in dem Gebäude, doch jedermann wusste, dass der 89. Stock heiliger Boden war. Ging man dort an den Arbeitsplätzen vorbei, hatte man das Gefühl, als würde man sich durch das Chorgestühl der St. John’s Cathedral bewegen – nur dass in St. John’s keine 150 Milliarden Dollar jährlich umgesetzt wurden.
    Im Büro von Saxton Jr. saß eine südländisch aussehende Transkriptorenfrau auf einem wunderschönen Roche-Bobois-Stuhl. Der Hans-Hopfer-Schreibtisch war so groß, schwarz und blank poliert, dass er beinahe wie der Rumpf eines Schiffes wirkte. Hinter dem Schreibtisch saß Roosevelts Bruder.
    »Möchtest du, dass ich bleibe?«, fragte das Mädchen.
    »Nein, Süße. Wir sehen uns später«, antwortete Saxton.
    Die Frau war vom Design her so perfekt, dass es sich nur um eine Transkriptorin handeln konnte, und Roosevelt verspürte Mitleid: Frauen wie sie dienten nur einem einzigen Zweck. Roosevelt liebte seinen Bruder, aber er bemitleidete jeden Transkriptor, der in dessen Reichweite kam. Für Saxton war alles nur Handelsware.
    Das Mädchen nickte Roosevelt im Vorbeigehen zu, drehte sich dann noch einmal zu Saxton um und sagte: »Bye.«
    »Wer war das?«, fragte Roosevelt.
    Saxton schenkte sich ein Glas Chivas Regal ein, nippte daran und machte eine gedankenverlorene Handbewegung. »Das? Äh … eine Freundin.«
    »Und? Wie läuft es in der Handelswelt?«
    »Na ja, zunächst mal …«, Saxton seufzte, »zunächst mal habe ich einen Andy Warhol verloren.«
    »Ich bin mit euren Brokerbegriffen nicht wirklich vertraut.«
    »Ist ja auch egal. Ich will nicht schon wieder die frustrierenden Einzelheiten durchgehen. Setz dich.«
    Roosevelt schaute sich in dem Büro um und setzte sich dann auf den Roche-Bobois, auf dem vorhin das Mädchen gesessen hatte. Der Stuhl schmiegte sich wunderbar an seinen Körper, und er entspannte sich. Sein Bruder öffnete den kleinen Schreibtischkühlschrank. »Pepsi Free? New Coke? Oder lieber was Stärkeres?«
    »Etwas Stärkeres wäre nicht schlecht«, antwortete Roosevelt und ließ sich von seinem Bruder einen Chivas Regal einschenken.
    Kurz atmete er den Duft des Whiskeys ein; dann nahm er einen tiefen Schluck.
    »Das ist besser als das armselige Dasein, das du da oben fristest, nicht wahr?«, fragte Saxton.
    »Weißt du eigentlich, wie viele Menschen du allein von dem Geld ernähren könntest, das du für diesen Stuhl bezahlt hast?«
    »Gegenfrage: Weißt du eigentlich, wie erfüllt ich mich dank dieses Stuhls fühle?«
    »Das ist ein Stuhl, keine Religion.«
    »Er ist ein Symbol meines Erfolges, und der Erfolg ist meine Erfüllung.« Saxton stand auf, trat um den riesigen Schreibtisch herum und setzte sich auf die Kante. »Wie geht’s dir so, Bruderherz?«
    »Könnte besser sein. Ich war nur knapp hundert Meter entfernt, als im Transkriptorenladen eine Bombe hochgegangen ist.«
    »Hätte schlimmer kommen können. Du hättest im Laden sein können.« Saxton lächelte.
    »Ja, das wäre allerdings schlimmer gewesen.«
    »Das ganze Viertel ist abgesperrt. Es wimmelt von Polizei.«
    »Wenigstens ist niemand getötet worden«, bemerkte Roosevelt.
    »Diesmal nicht«, sagte Saxton. »Die Transkriptoren sollten lieber lernen, wo ihr Platz ist, und die Menschen sollten wissen, wofür sie gemacht wurden. Die Transkriptoren wollen keine Freiheit. Wir leben in einer Menschenwelt.«
    Roosevelt war nicht in der Stimmung, mit seinem Bruder zu diskutieren. Es folgte eine lange Pause, bevor Saxton schließlich fragte: »Wie läuft das Geschäft?«
    »Wir versuchen gerade, Saudi-Arabien mit sauberem Trinkwasser zu versorgen, ohne …«
    Saxton hob die Hand und unterbrach seinen Bruder. »Die Frage war nur höflich gemeint. Auch wenn es sicherlich faszinierend ist, was du zu sagen hast – ich habe dich nicht rufen lassen, um über Lepra, UNICEF-Programme oder sonst etwas zu sprechen, was ihr da oben so treibt.«
    »Und worüber willst du sprechen?«
    »Afrika«, sagte Saxton und nippte an seinem Whiskey.
    Roosevelt schaute sich erneut in dem Büro um. Manchmal war der Geist seines Bruders von zu vielen Medikamenten vernebelt. »Kommt da

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