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Golem - Golem - Genome, Inc.

Titel: Golem - Golem - Genome, Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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unter seinem Mund sammelte sich Speichel auf dem Teppich.
    Roosevelt kaute auf der Unterlippe und drehte seinen Bruder auf den Rücken. Langsam öffnete Saxton die Augen und stöhnte. Es dauerte einige Zeit, bis sein Blick sich halbwegs geklärt hatte. Er schaute zu seinem Bruder hinauf.
    »Wie spät ist es?«, fragte er.
    »Halb neun morgens«, antwortete Roosevelt.
    »Perfektes Timing«, sagte Saxton, leckte sich das getrocknete Blut von den Lippen und stemmte sich hoch. »Ich bin letzte Nacht noch mal kurz reingekommen, um ein bisschen zu arbeiten.«
    »Ich habe dir einen Anzug mitgebracht.« Roosevelt nickte zur Garderobe, wo ein marineblauer Nadelstreifenanzug hing.
    Einen Moment lang schaute Saxton interessiert drein. »Was ist das für einer?«
    »Men’s Wearhouse.«
    Saxton verzog das Gesicht und trat dann in den Flur hinaus. »Amy?«
    »Ja?« Amy sah verärgert aus. Saxton versuchte sich zu erinnern, was der Grund dafür war; dann dämmerte ihm, dass er sie nach Brooklyn geschickt hatte, um einen Kaffee zu besorgen.
    »Stell für mindestens zwei Stunden niemanden zu mir durch. Und besorg mir einen Anzug. Versuch es bei H. Huntsman.«
    Bevor Amy darauf antworten konnte, schlug Saxton die Bürotür zu.
    »Du weißt doch, dass du Menschen nicht wie eine Ware behandeln sollst.«
    Verwirrt und ein wenig gereizt erwiderte Saxton: »Ich behandele Waren nicht wie …, wie ich … Menschen behandle.«
    »Die Nacht scheint hart gewesen zu sein«, bemerkte Roosevelt.
    Saxton riss die Schreibtischschublade auf und holte eine Flasche Chivas Regal hervor. Er schraubte sie auf, setzte sie an die Lippen und trank in kräftigen Schlucken.
    »Ich hatte schon schlimmere Nächte«, erwiderte er schließlich.
    »Du solltest ein bisschen langsamer machen.«
    »Ein Samphändler muss das Leben in vollen Zügen genießen. Wenn ich jetzt noch ein paar Drogen und in jedem Arm eine schöne Frau hätte, könnte es losgehen. Wo warst du eigentlich letzte Nacht? Ich habe dir doch gesagt, du solltest dich mit mir treffen. Was bist du eigentlich für ein Bruder?«
    »Du hast mich um fünf Uhr angerufen und wolltest mich überreden, in norwegisches Öl zu investieren.«
    »Ich war im Palladium. Ohne dich. Ich glaube, ich habe halluziniert, denn ich hab dich da gesehen.« Saxton schaute auf die Uhr. »Oh, jetzt habe ich meine Morgenmassage verpasst.«
    »Ich war im Palladium. Du erinnerst dich nur nicht mehr daran.«
    Saxton legte die Stirn in Falten, und ein Bild seines Bruders schälte sich aus dem Kokainschleier in seinem Hirn.
    »Vielleicht«, sagte er unsicher.
    »Na, ist ja auch egal.« Roosevelt ging zur Tür. »So anregend dieses Gespräch auch sein mag, ich muss jetzt rauf und mich melden.«
    »Gibt es einen ökologischen Notfall? Isst gerade jemand ein Thunfischsandwich, das nicht delfinfrei gefangen wurde?«
    »Wir arbeiten gerade an einer Protestnote gegen die Menschenrechtsverletzungen in Ituri.«
    Saxton verzog das Gesicht. »Was?«
    »Menschenrechte in Ituri.«
    »He, Moment mal! Jetzt mach aber langsam.« Saxton lächelte gequält; er hatte noch immer Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. »Was soll das heißen?«
    »Den Menschen in Ituri mangelt es an Trinkwasser, Strom und Nahrung, während der seit acht Jahren tobende Bürgerkrieg einzig dazu dient, General Washingtons korruptes Regime zu sichern.«
    »Das ist keine gute Idee«, sagte Saxton. »Ich habe einen Deal mit dem Kerl. Wie sieht es da aus, wenn mein Bruder seine Politik attackiert?«
    »Mein Name wird nirgends draufstehen. Du kannst ruhig deine Millionen machen.«
    Saxton schüttelte den Kopf. Zum ersten Mal an diesem Morgen sah er nüchtern aus. »Ich meine es ernst. Mach keinen Ärger. Dieses Geschäft muss zustande kommen. Das ist sehr wichtig.«
    Roosevelt schaute seinen Bruder an. »Wie viel Zeit brauchst du?«
    »Millionen Menschen hungern, sterben an Aids, sind Analphabeten oder verwenden noch Ölprodukte … Es gibt unzählige Themen, auf die du dich mit deinem Ökoverein stürzen kannst, ohne dich in meine Geschäfte einzumischen.«
    »Diese Menschen brauchen Hilfe.«
    Saxton seufzte und trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Ja, ja. Du hast immer schon versucht, die Welt zu retten, Bruderherz.«
    »Manchmal glaube ich, du hältst mich für eine Art Karikatur.«
    »Für solche Gespräche ist es noch zu früh am Morgen.«
    »Hör mal, mir ist durchaus klar, wie kompliziert die Welt ist; aber ich kann wenigstens von mir sagen, dass ich mein Bestes

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