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Golem - Golem - Genome, Inc.

Titel: Golem - Golem - Genome, Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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noch mal zu machen.«

Bloomberg Island
    R oosevelt saß in seiner 1988er Chevrolet Callaway Sledgehammer Corvette und wartete darauf, dass Dolce herunterkam. Das Auto war der einzige echte Luxus, den Roosevelt sich gönnte. Seit nunmehr zwanzig Jahren wurden alle neuen Autos von eigens dafür gezüchteten Algen angetrieben, die an Dach und Kofferraum wucherten und mit Hilfe des Sonnenlichts Bioenergie produzierten. Die Corvette war jedoch eine rein benzingetriebene, brutal starke, alte Maschine, eine der letzten ihrer Art. Manchmal war es die Schuldgefühle wert.
    Roosevelts Bruder würde auch bei den Spielen heute sein, vermutlich in Begleitung seines Bimbos der Woche, den er von irgendeiner Tanzfläche aufgelesen hatte. Dauerhafte Beziehungen waren nicht sein Ding. Tatsächlich war nichts für ihn von Bedeutung mit Ausnahme von Geld. Geld war sein Gott, und er jagte ihm mit dem Eifer eines Inquisitors hinterher.
    Aber jedem das Seine.
    Doch bei den Spielen war Roosevelts Bruder in seinem Element, während Roosevelt die Spiele anwiderten. Er hatte sich noch immer nicht an so viel Blutvergießen gewöhnt. Zwar hieß es immer, die Transkriptoren seien keine Menschen, doch sie starben genauso. Sie fühlten Schmerz, hungerten, litten.
    Roosevelt hatte Mitleid mit ihnen.
    Die Gesellschaft hatte diese Transkriptoren zu Gladiatoren gemacht. Die Glücklichen entsorgten Müll oder reinigten Toiletten, und die weniger Glücklichen wurden Nutten, Callgirls oder die Boytoys der Reichen und Mächtigen. Andere Transkriptoren erwartete jedoch noch ein ganz anderes Schicksal. Sie waren diejenigen, die allen Glauben und alle Hoffnung verloren hatten, die Desillusionierten, und diese Gruppe war es dann, die für die Spiele ausgewählt wurde.
    Ihnen wurde versprochen, sich über die Spiele die Freiheit verdienen zu können.
    Roosevelt fand es widerwärtig, jemandem dabei zuzuschauen, wie er alles riskierte, nur um die Massen zu unterhalten.
    Die Wagentür öffnete sich, und Dolce stieg ein. Ihr Gesicht zeigte den üblichen amüsierten Ausdruck, als sie sich das wunderschöne schwarze Interieur der Corvette anschaute.
    »Gibt’s ein Problem?«, fragte Roosevelt.
    »Ach, wie immer … Ich habe dich stets für umweltbewusst gehalten.« Dolce lächelte. »Wer hat heute noch benzingetriebene Autos? Das Ding ist eine Antiquität.«
    »Das ist eine 1988er Chevrolet Sledgehammer Corvette, eines der schnellsten Autos mit Straßenzulassung, das je gebaut wurde. Ich liebe diesen Wagen. Ich habe ihn selbst restauriert. Ich würde für ihn töten.«
    »Es ist bloß ein Auto.«
    Roosevelt blinzelte. »Bloß ein Auto? Hat Beethoven seine Symphonien als ›bloß ein Haufen Noten‹ bezeichnet? Dieses wunderbare Kunstwerk als ›bloß ein Auto‹ zu charakterisieren ist ungefähr so, als würde man einen da Vinci ›bloß ein Bild‹ nennen.«
    »Ist ja schon gut. Es ist also kein Auto, sondern ein Kunstwerk«, sagte Dolce, »und zwar ein sehr, sehr altes.«
    Roosevelt schaute sie an. »Schnall dich an.«
    »Warum?«
    »Wir wollen mal sehen, zu was diese Antiquität in der Lage ist.«
    Roosevelt packte das Lenkrad und nickte in Richtung Handschuhfach. »Meine Sonnenbrille bitte.«
    Dolce holte die Ray-ban aus dem Handschuhfach und setzte sie Roosevelt auf die Nase.
    »Und jetzt«, sagte Roosevelt, »lehn dich zurück, und genieße es.«
    Bloomberg Island war eigens im Hafen aufgeschüttet worden, ein kleines Stück vor der Südspitze Manhattans. Roosevelt trat das Gaspedal durch und nahm den Fuß nicht wieder weg, bis sie den Stadioneingang erreichten. Auch als sie die lange Hängebrücke zwischen Lower Manhattan und Bloomberg Island überquerten, bremste er kaum. Die Reifen kreischten, als er auf die Rampe einbog, und erst als sie unter dem riesigen, hell erleuchteten Torbogen hindurchschossen, über dem »Bloomberg Island – Heimat der New York Braves« zu lesen stand, atmete Dolce tief durch.
    »Wow!«, sagte sie und ließ den Türgriff los, an den sie sich in ihrer Angst geklammert hatte. »Bitte, fahr nie wieder so.«
    »Findest du immer noch, das ist ›nur‹ ein Auto?«
    »Ich nehme es zurück. Das ist kein Auto, das ist eine Todesfalle.«
    Bloomberg Island war eine grelle Zurschaustellung von Stromverschwendung. Überall blitzte, strahlte und flackerte es. Neonlicht hüllte alles und jeden ein.
    Die Insel war mehr als nur ein Stadion. Sie war ein Mikrokosmos, ein fantastischer Ort, wo alles in Licht getaucht war. Licht fiel aus Läden

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