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Golem - Golem - Genome, Inc.

Titel: Golem - Golem - Genome, Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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Transkriptor.
    Hätte Roosevelt im alten Transsylvanien gelebt, er hätte sich einen Kranz Knoblauch und ein Kreuz um den Hals gehängt. Soweit es Roosevelt betraf, war Lieberman ein Vampir. Der Kerl verschwendete nicht einen einzigen Gedanken an andere. Er war der perfekte Broker, völlig gefühllos, und vermutlich nur durch einen Pfahl ins Herz zu töten. Doch nun konnte Roosevelt nur einen Schritt zurückweichen und nach dem Silberkreuz um seinen Hals greifen.
    »Ich liebe die Spiele«, sagte Lieberman. »Und Sie?«
    »Nicht so sehr.«
    »Fehlt Ihnen der Mumm?«
    »Ich wollte, die Transkriptoren wären nie geboren worden, dann müssten sie das hier nicht durchstehen.«
    »Geboren?«
    »Was?«
    »Sie haben gesagt, die Transkriptoren wären besser nie geboren worden.«
    »Habe ich?«
    Lieberman nickte.
    »Ups«, sagte Roosevelt.
    »Transkriptoren sind zu einem unentbehrlichen Teil unserer Wirtschaft geworden. Ihnen hat dieses Land seinen Vorsprung zu verdanken. Versprecher wie der Ihre gerade sind schlecht fürs Geschäft.«
    »Natürlich.«
    »Nicht mehr lange, und Sie werden die Transkriptoren noch als Menschen bezeichnen.« Lieberman lachte auf, so lächerlich kam ihm dieser Gedanke vor. »Und dann verlangen Sie vermutlich das Wahlrecht für die Dinger.«
    »Ja«, sagte Roosevelt und wechselte rasch das Thema. »Hatten Sie eine weite Fahrt hierher?«
    Lieberman zuckte mit den Schultern. »Mein Haus wird derzeit renoviert. Im Augenblick wohne ich im Ritz am Battery Park.«
    »Wer spricht hier vom Ritz?« Plötzlich erschien Saxton wie aus dem Nichts. Er hatte seine Fliegerbrille heruntergezogen, sodass seine Augen nicht zu erkennen waren, und in den Ohren steckte ein Paar Earphones. »Es sind verdammt viele Spitzenmodelle hier«, fuhr er fort und schnappte sich einen Wodka Tonic vom Tablett eines vorbeikommenden Kellners, obwohl der Drink für jemand anderen bestimmt gewesen war. »Die Sprite schmeckt ja wie Scheiße«, knurrte er und verzog das Gesicht.
    »Das ist ja auch ein Wodka Tonic«, klärte Roosevelt ihn auf.
    »Na, egal«, sagte Saxton, leerte das Glas und wippte im Rhythmus einer Musik, die außer ihm niemand hörte. Lieberman beobachtete Saxton verwirrt; dann verschwand er in der Menge. Offensichtlich hatte er Saxton bis jetzt noch nie außerhalb der Arbeit erlebt.
    »Danke dafür«, flüsterte Roosevelt und nickte in Richtung des sich zurückziehenden Lieberman.
    »Was?«, sagte Saxton laut und über den Lärm in seinen Kopfhörern hinweg.
    Dolce schaute sich in der ruhigen Lounge um. »Was hörst du da eigentlich?«, fragte er dann.
    Saxton schüttelte den Kopf, warf die Arme um Roosevelt und drückte ihn fest an sich.
    »Himmel! Immer ruhig mit den jungen Pferden.« Roosevelt lachte und klopfte seinem Bruder auf den Rücken.
    »Ich wollte schon immer so sein du sein«, sagte Saxton und küsste Roosevelt auf die Wange. Dann drehte er sich um und schlängelte sich durch die Menge zum hinteren Teil des Clubs, wobei er im Takt wippte.
    »Das war ja mal seltsam«, bemerkte Roosevelt.
    »Er ist heute nicht ganz bei Verstand.« Dolce lächelte.
    »Ja …«, sagte Roosevelt nachdenklich. Irgendetwas war heute anders an seinem Bruder. Die verrückten Bewegungen und die unsinnigen Gesprächsfetzen war er ja gewöhnt, aber diese Art von Gefühlsausbruch war ungewöhnlich.
    Plötzlich jagten Kampfjets in enger Formation über das Stadion hinweg, und alle Lichter erloschen. Die Zeit dehnte sich in der Dunkelheit schier unendlich, und die Spannung stieg. Dann wanderte das Licht zweier Scheinwerfer über das Feld bis zu einer Betonrampe, der Lounge direkt gegenüber.
    »Und nun, Ladies und Gentlemen«, rief der Stadionsprecher, und Rauch stieg an der Rampe empor, »heißen Sie unsere New York Braves willkommen!«
    Der Nebel verdeckte den Blick auf das Tor unten an der Rampe. Hufe klapperten über den Beton, und die Menge sprang auf und jubelte. Der Indianer auf seinem Schlachtross, das Maskottchen der Braves, ritt die Rampe hinauf. Eingehüllt von Rauch trabte er aufs Feld, ließ den Hengst steigen und schwenkte die rot-schwarze Fahne der Braves.
    Musik dröhnte durchs Stadion, laut und dramatisch, und aus dem Tor unten an der Rampe strömten einhundert Transkriptorensoldaten. Sie trugen die blauen Baumwolluniformen der alten amerikanischen Nordstaaten, dazu schwarze Kappen. Ihr Cheftrainer, Samuel Sharp, ein dicker Mensch mit Braves-Kappe und Headset, führte die Truppe an.
    »Was passiert jetzt?«, flüsterte

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