Golem - Schicksalstraeger
vernünftig. Ein Zorn überkam mich so mächtig, dass ich zitterte. Was bildete diese Wölfin sich ein?!
Ich stand tatsächlich kurz davor auf sie loszugehen, was nicht meiner Art entsprach, jedenfalls nicht der, die ich kannte.
Halt besser den Mund! , warnte ich zurück.
Komm zur Vernunft und werd erwachsen! Wenn du das beides bist, reden wir weiter!
Ich wusste zwar, dass ich kein Land in einer handfesten Auseinandersetzung sah, jedoch war ich inzwischen so zornig, dass ich nicht widerstehen wollte. Was soll‘s!
Ich stand auf, lief an der Wölfin vorbei und stürzte mich hinterrücks auf sie. Natürlich waren meine Bewegungen sehr ungeschickt und sie erwischte mich so schnell mit Zähnen und Krallen, dass ich nicht reagieren konnte. Außerdem wurde ihr Fell zu einem einzigen messerscharfen Klingenfeld. Sie nagelte mich mit ihrer schweren Tatze am Boden fest und schnürte mir die Luft ab. Ich sah den Zorn in ihren Augen lodern. Ihre Ohren lagen platt am Kopf und ihre scharfen Zähne waren dicht vor meinem Gesicht. Ihr heißer Atem sprang mir entgegen. Ich hörte wie die anderen hinter uns herbeieilten.
Was zur Hölle ist nur mit dir los? , keifte sie. Ich hörte wie Diego und Edoron zögerlich ihre Schwerter zogen.
»Was bildest du dir ein? Du weißt doch nichts! Du kennst mich nicht!«, brüllte ich zurück. Zumindest wollte ich brüllen, doch meine Worte kamen nur erstickt hervor und raubten mir das letzte Bisschen Luft.
Ich sah Verwirrung in ihrem Blick und spürte wie der Druck ihrer Pfote nachließ. Ich japste nach Luft und schlug ihre Tatze harsch beiseite, um mich zu befreien. Wie von allen guten Geistern verlassen stand ich auf und sah mich hektisch um.
Das brachte mich noch um, nicht mehr zu wissen wer ich war.
Dies Mal war die Wölfin es, die mich ansprang. Sie warf mich abermals zu Boden und hielt mich wieder dort fest.
Wovon redest du? , fragte sie energisch.
Ich lachte nur abfällig.
»Glaubst du ehrlich deine Tatze kann mich aufhalten?«
Ich wollte fortrennen. Wollte allem entfliehen.
Und in diesem erbärmlichen Zustand spürte ich Hitze in mir aufsteigen. Keine normale, sondern die der Drachenflamme. Die Wölfin zuckte zusammen und zog hastig ihre Pfote zurück. Ich glühte, das spürte ich genau.
Ich rappelte mich auf und begann so schnell ich konnte zu gehen. Fort vom Ort des Geschehens, fort vom Schutz meiner Gefährten und von meiner Übeltat. Ich lief. War mir nicht bewusst wie weit, doch irgendwann sackte ich an einem Baum vor Erschöpfung zusammen.
Tränen brannten über meine Wangen und verdampften, noch während sie hinabliefen. Ich schrie.
Es begann zu regnen. Der Regen verdampfte, noch bevor er überhaupt meine Haut berührte.
Der Regen prasselt noch stärker nieder. Er kühlte mich etwas ab. Ich verbarg gerade mein Gesicht in meinen Händen, als sich eine Hand auf meine Schulter legte.
»Golem, was war das eben?«, hörte ich Sykora vorsichtig fragen. Sie setzte sich neben mich.
»Ich dachte es liegt an mir, aber das stimmte nicht.« Ich schüttelte den Kopf.
»Dann rede doch! Vielleicht können wir dir helfen, wenn wir wüssten, was los ist.«
»Ich weiß es doch nicht«, flüsterte ich.
Ich spürte ihren forschenden Blick auf mir ruhen. Sie war so ruhig. So ruhig hatte ich sie noch nie erlebt. Das beruhigte mich nach und nach.
»Irgendetwas geht dir aber durch den Kopf.« Wieder verspürte ich das dringende Bedürfnis zu flüchten.
Unschlüssig stand ich auf und wusste zugleich nicht, wohin mit mir selbst. Ich fragte mich, ob ich mit ihr reden sollte und entschied mich dagegen. Solange ich mich selbst vergessen hatte und offenbar auch etwas aus meiner Vergangenheit, wusste ich doch selbst nicht mehr wer ich war. Und das was ich war könnte auch ziemlich schlecht sein; eine Gefahr für jeden um mich herum.
»Golem!«
»Es ist alles in Ordnung«, erwiderte ich kurz angebunden. Sykora nickte. Trotzdem ließ sie mich nicht allein. Warum nicht? Ich wollte allein sein, allein in meinem Elend! Gott, ich konnte mich nicht ausstehen!
»Komm lass uns zu den anderen gehen.« Ich wollte nicht und folgte dennoch. Dort sah ich als erstes, was ich angerichtet hatte. Die Wölfin lief mit drei Beinen und leckte sich die Pfote. Wortlos lief ich an ihr vorbei, lief zu meinen Sachen und war gerade im Begriff den Rest der Paste auszupacken, die ich nach dem Zusammentreffen mit dem Gnork gemacht hatte. Da fragte ich mich, ob sie es überhaupt von mir annehmen würde und wie ich
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